#DMWKaffee mit Magdalena Rogl: Von der Kindergärtnerin zum Head of Digital Channels

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Ein #DMWKaffee mit Lena Rogl in München beim Ristaurante Storia in München (Foto: Christiane Brandes-Visbeck)

In der Reihe #DMWKaffee mit … gehen Autorinnen dieses Blogs mit interessanten Frauen aus der Digitalbranche einen Kaffee trinken. Für diese Folge hat sich Christiane Brandes-Visbeck aus dem Hamburger Quartier mit Magdalena Rogl, Head of Digital Channels bei Microsoft Deutschland, in auf einen Espresso in München verabredet und über das neue Microsoft Office, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Influencer Relations gesprochen.

 

Christiane Brandes-Visbeck: Seit einigen Tagen arbeitest du in Schwabing, dem neuen Deutschland Headquarter von Microsoft in München. Wie ist das so ohne Chefbüro und eigenen Schreibtisch?

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Hello. Im Atrium vom Smart Workspace von Microsoft in Schwabing (Foto: Mircosoft)

Magdalena Rogl: Großartig! Wir haben so lange vom #OfficemitWindows gesprochen und jetzt sind wir endlich hier. Alles ist sehr modern, offen und gemütlich.

Chefbüros hatten wir auch im alten Büro nicht, das würde gar nicht zu unserer Unternehmenskultur passen. Und dass ich keinen eigenen Schreibtisch habe, stört mich kein Stück, denn mein Schreibtisch kann überall dort sein, wo ich will.

Wir arbeiten nach dem Konzept „Vertrauensarbeitszeit und Vertrauensarbeitsort“, das heißt, jeder kann arbeiten wann und wo er will. Ob das im Büro, Zuhause, im Café oder im Park ist – ganz egal. Was am Ende zählt ist nur das Ergebnis.

Christiane: Ines Gensinger, Head of Business and Consumer Communications bei Microsoft und deine Chefin, hat kürzlich auf einem #DMW Panel über Digital Leadership erzählt, dass sie eine Patchwork-Mutter von vier Kindern eingestellt hat…

Magdalena (lacht): Ja, das bin ich. Das Tolle bei Microsoft ist ja, dass wir unseren Arbeitstag absolut flexibel einteilen können. Ich konnte anfangs gar nicht glauben, dass ich einfach arbeiten kann, wann und wie ich will. Daran habe ich mich auch nach fünf Monaten bei Microsoft noch nicht ganz gewöhnt. Mir fällt so eine Last von den Schultern, weil ich als Teamlead, Ehefrau und Mutter keine Termine mehr jonglieren muss. Wenn ich vormittags einen privaten Termin habe, oder ich nachmittags mit den Kindern ein Eis essen gehe, dann ist das völlig okay. Dafür setze ich mich dann eben abends nochmal an den Laptop. Mir gefällt es auch, dass ich dann arbeiten kann, wenn ich produktiv bin, und nicht die Zeit im Büro absitzen muss. Aber dieses selbstbestimmte Arbeiten musste ich auch erstmal lernen.

Christiane: Mit 16 Jahren hast du dir deinen Lebenstraum erfüllt und bist Kindergärtnerin geworden. Mit 19 wurdest du das erste Mal schwanger. Nachdem in 2005 dein zweites Kind zur Welt gekommen ist, hast du abends bei Focus Online im Community Management gejobbt, weil euer Einkommen für eine 4-köpfige Familie nicht gereicht hat. Wie hast du das geschafft?

Lena: Ich habe mich ehrlich gesagt nie gefragt, wie ich das schaffe – ich hab es einfach gemacht. Mir blieb ja auch nicht wirklich viel übrig. Die Gehälter im pädagogischen Bereich sind eine Schande für unsere Gesellschaft. Und wenn man dann noch in einer teuren Stadt, wie München wohnt, kommt man damit einfach nicht über die Runden.

Das war eine extrem anstrengende Zeit: Vollzeitjob, zwei Kinder, Haushalt, abends noch der Nebenjob.

Ich liebe es mit Kindern zu arbeiten. Aber 24/7 Kinder um mich zu haben, war irgendwann einfach too much. Dann hat sich die Chance geboten, Vollzeit bei Focus Online einzusteigen und ich habe schweren Herzens die Kinderpflege aufgegeben

Dass mir Kommunikation liegt, wusste ich – analog wie digital. Und pädagogische Skills zu haben, ist als Community Managerin ein großer Vorteil 😉

Aber ich hatte Angst schon immer Angst vor Technik und war damals der Klassiker für „ich habe gar nichts gemacht, aber der Computer ist jetzt kaputt“. Meine Schwester, die heute Beraterin für Digitale Transformation ist, hat mir damals geholfen.

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Powerfrau Lena Rogl weiß, wie Kinder und Karriere geht (Foto: privat)

Christiane: Als du 25 Jahre als warst, hat sich dein erster Mann von dir getrennt. Da standest du mit zwei kleinen Kindern alleine da…

Lena: Ja. Das kam völlig überraschend und hat mir absolut den Boden unter den Füßen weggerissen. Ich habe total mit dem Leben gehadert. Traumjob Kinderpflege weg. Mann weg. Bilderbuchfamilie weg. Das war bitter.

Doch dann habe ich diesen Stolz entwickelt und mir gesagt: „Ich schaff das auch allein!“ In der Zeit wurde mir die Leitung des Community Managements von Focus Online angeboten und auch wenn ich als Quereinsteigerin großen Respekt vor dieser Aufgabe hatte, habe ich mich natürlich sehr über diese Chance gefreut. Nebenher habe ich bei der DEPAK „Social Media und Community Management“ studiert. Ich wollte unbedingt ein Zertifikat in der Hand haben. Alleinerziehend, Job und Onlinestudium – das war heftig. Aber es hat sich gelohnt!

Nach ein paar Jahren habe ich in die Unternehmenskommunikation von Tomorrow Focus gewechselt um dort die interne und externe Social-Media-Kommunikation auszubauen. So konnte ich mir mehr und mehr Expertise im Digital- und PR-Bereich aneignen.

Christiane: Also wieder too much work: ein Job, Onlinestudium, Ein-Eltern-Familie… Aber schwierige Lebensphasen können stark machen. War das bei dir so?

Lena: Alleinerziehend zu sein ist wahnsinnig anstrengend. Physisch und psychisch.

Meine Familie und meine Freunde haben mich in dieser Zeit sehr unterstützt. Trotzdem: Wenn die Kinder dann abends im Bett waren und ich alleine und vollkommen kaputt auf dem Sofa gesessen bin, sind viele, viele Tränen geflossen. Aus Angst, aus Wut, aus Erschöpfung.

Aber im Nachhinein gesehen, war diese Krise eine große Chance für mich. Ich bin an dieser Situation gewachsen und viel selbstbewusster geworden.

Christiane: Stark genug, um dich beruflich neu zu orientieren…

Lena: Ich habe in dieser Zeit viel gelernt und ganz nebenbei auch im Job die große Liebe gefunden: Mein damaliger Kollege ist heute mein Mann.

Aber ich war sechs Jahre bei Focus und drei Jahre bei Tomorrow Focus. Also neun Jahre quasi im gleichen Unternehmen. Da war es einfach an der Zeit, sich beruflich weiterzuentwickeln.

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Lieblingskolleginnen: Lena Rogl und Anna-Lena Müller (Foto: privat)

Anna-Lena Müller, meine heutige #Lieblingskollegin bei Microsoft kannte ich schon länger. Sie hatte mich ein Jahr zuvor zu #meetmicrosoft eingeladen und schon damals hat mir das Unternehmen sehr imponiert und ich musste meine Vorstellung von Microsoft als angestaubten Software-Dinosaurier komplett überwerfen.

Anna-Lena hat mich dann bei Microsoft empfohlen und ich konnte Ines Gensinger und Thomas Mickeleit von mir überzeugen. Seit Ende März kümmere ich mich als Head of Digital Channels gemeinsam mit meinem Team um Social Media, Newsroom, Blog und die Weiterentwicklung der Corporate Communications. Tolle Kollegen! Super Team! Spannendes Unternehmen!

Aber so ein Jobwechsel ist auch anstrengend und braucht viel Mut. Ich bin sehr froh, dass mein Mann mich immer unterstützt, voll hinter mir steht und mir den Rücken freihält.

Christiane: Das hört ja nach echter Gleichberechtigung an…

Lena: Ist es auch. Wenn beide Vollzeit arbeiten, ein ähnliches Einkommen haben, ist das Gleichberechtigung schwarz auf weiß. Aber Gleichberechtigung ist vor allem Einstellungssache. Wir entscheiden wichtige Dinge gemeinsam und leben eine Beziehung auf Augenhöhe, bei der jeder die Leistungen des anderen anerkennt. Während des Microsoft-Umzugs hat sich beispielsweise auch noch unser privater Umzug angebahnt. Das hat fast alles mein Mann alleine organisiert, weil ich zu der Zeit beruflich extrem viele Termine hatte und unterwegs war. Bei uns ist ganz selbstverständlich, dass wir uns immer gegenseitig unterstützen.

Christiane: Viele Frauen um die 30 Jahre wollen Kinder und dann in Teilzeit arbeiten. Du bist Vollzeitchefin, Ehefrau und Patchwork-Mutter von vier Kindern. Könntest du nicht ein Vorbild für andere Frauen sein?

Lena: Ich hoffe, dass ich ein Vorbild dafür sein kann, dass Kinder und Karriere auch zusammen funktionieren können. Wenn man das denn will.

Meine Kinder gehen auf eine Ganztagsschule, wo sie auch Sport oder Musik machen und Zeit mit ihren Freunden verbringen. Sie sind sehr sozial, ausgeglichen und vor allem selbstständig. Der Große erinnert mich sogar schon an Termine, weil er weiß, wie schusselig ich manchmal bin ;). Der Sechsjährige packt seine Sachen selbst, weiß wann was ansteht und ist sehr weit für sein Alter.

Klar, es ist nicht immer einfach, aber ich arbeite gerne und bin sehr glücklich mit meinem Leben. Und ich denke, Kinder sind glücklich, wenn ihre Eltern es sind.

Christiane: Wir #DMW finden es natürlich großartig, dass Microsoft Deutschland eine Chefin hat. Sabine Bendiek war Wissenschaftlerin am MIT, hat bei IBM, in einer Unternehmensberatung und im Bereich Venture Capital gearbeitet bevor sie als Cloud-Expertin zu euch gekommen ist. So eine vielseitige Kompetenz findet man nicht in jeder Chefetage. Wie erlebst du sie?

Lena: Es ist beeindruckend zu erleben, wie straight sie ist. Sie weiß immer genau, um was es geht, hat einen klaren Plan und kann das perfekt kommunizieren. Wie sie als Frau auftritt und wie sie spricht – für mich ein absolutes Role Model.

Und sie nimmt sich Zeit für die vermeintlich kleinen Dinge: Beim Girls Day hat sie persönlich zu den Mädchen gesprochen, die bei Microsoft zu Besuch waren, und sie motiviert: „Lasst euch niemals erzählen, dass Technik langweilig oder nichts für Mädchen ist! Traut euch, Dinge auszuprobieren.“ Diese Worte werden sie bestimmt nicht vergessen.

Christiane: Du kennst 1000 Leute, hast über 3000 Twitter-Follower, auch Facebook 1250 Fans, bist auf Insta und Snapchat. Gefühlt bist du jeden Abend auf einem anderen Digitalevent. Du sagst über dich selbst „Influencer Relationship ist für @lenarogl kein Buzzword“. Passt dein Job in Saschas Lobos Kategorie „Wir nennen es Arbeit?“  

Lena: Ich bin wahnsinnig dankbar, so einen Job zu haben. Die richtigen Menschen miteinander zu verbinden, mich täglich mit spannenden Persönlichkeiten auszutauschen und auf Events neue Leute kennenzulernen und Trends zu entdecken – das fühlt sich fast nie nach Arbeit an. Und ich denke auch, dass man so einen Job nur dann gut machen kann, wenn man mit Leidenschaft dabei ist. 

Christiane: Woher kennst du die #DMW?

Lena: Die #DMW veranstalten regelmäßig spannende Events im Tech- und Digitalbereich Events, auf den man nicht nur seinen Horizont erweitern kann, sondern immer auch großartig netzwerken kann. Außerdem gibt es die DMW mittlerweile in mehreren Städten in ganz Deutschland, also die perfekte Community, um sich deutschlandweit zu vernetzen.

Christiane: Wir #DMW launchen auf diesem Blog demnächst eine Serie, in der wir auf Wunsch unserer Community unterschiedliche Digitalberufe vorstellen. Deshalb bitte ich dich quasi zum Schluss für interessierte Leser_innen genauer zu erklären, was du als „Head of Digital Channels“ jeden Tag machst machst.

Lena: Meine wichtigste Aufgabe ist die Themenplanung. Wir treffen uns jeden Morgen zur Redaktionskonferenz, die von mir geleitet wird. Hier schauen wir uns an: Welche Themen sind heute wichtig? Aus welchem Bereich kommt was? Sind Events geplant? Was sagen die internationalen Medien? Über was wird gerade gesprochen? Welche Kanäle eignen sich für welches Thema? Welche Zielgruppe wollen wir erreichen?

Zusätzlich bin ich im Moment mit vielen strategischen Aufgaben beschäftigt, schreibe Konzepte, vernetze mich mit verschiedenen Abteilungen. Corporate Communication funktioniert nur dann gut, wenn ein enger Kontakt zu allen Abteilungen besteht. Und da wären wir wieder beim Thema: Networking! 🙂

Christiane: Zum Schluss möchte ich noch wissen, was für einen Leitspruch du hast, den du unseren Leser_innen auf den Weg geben möchtest?

Lena: Jede Krise kann immer auch eine Chance sein. Man muss sie nur dazu machen.

Danke, liebe Lena, das ist sooo wahr 😉 Hab ganz viel Spaß bei der Arbeit, mache uns weiterhin mit deinen erfrischenden Social-Postings glücklich – und feiert schön im neuen Büro mit euren Gästen.

Am 13. Oktober feiert Microsoft mit einem Tag der Offenen sein Umzug in das neue Smart Office in Schwabing. Wer spontan ist, kann schnell vorbei gehen und Lena persönlich kennenlernen.
Als Alternative könnt ihr HIER einen virtuellen Rundgang durch die neuen Räume machen.

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