Ein grandioses Ding: ThingLink

Seit einiger Zeit schon war ich auf der Suche nach zwei Dingen für meine Facebook-Seite: 1. ein einfaches Tool, um einen Willkommens-Tab zu generieren und 2. ein Timeline-Tool, um meine aufgezeichneten Vorträge und Slides übersichtlich auf einer Seite einzubetten.

 

Mit ThingLink habe ich die Lösung meines Problems gefunden, auch wenn die ursprüngliche Idee der finnischen Erfinder eine andere war: Communities um Dinge schwebten Gründerin und CEO Ulla-Maaria Engeström 2008 vor. Gemeint war der „social graph of things“ vom Designer über den Hersteller und die Verkäufer bis zu den Konsumenten. Auf der Suche nach tragfähigen Finanzierungsmodellen hat sich der Fokus inzwischen etwas verschoben, wie sie auf der Next 2012 vortrug.

Was kann ThingLink?

Das, was der Name sagt: Es verlinkt Dinge. Auf einer Seite. Was daran so großartig ist: Hinter den Links können sich die 2011 eingeführten „Rich Media Tags“ verbergen: Videos, Sounds, Slides, Fotos, Maps, E-Commerce-Links werden interaktiv auf einem Bild verteilt und können direkt dort aufgerufen und abgespielt werden. Technisch sehr ausgefeilt (auch wenn es hier und da noch ein paar Bugs gibt, s.u.) mit erstklassiger Usability und simpel umsetzbar, so dass mit einigen Klicks Inhalte und Funktionen anderer Webseiten und Plattformen direkt auf dem eigenen Foto darstellbar sind. MindMap Instructor Philippe Packu hat die Möglichkeiten ThingLinks mit Hilfe des Tools sehr übersichtlich dargestellt: (Hovern!)

Social und commercial Tagging gab es auch schon vor ThingLink: z.B. bei Flickr, Facebook oder Shopstyle – Taggen findet dort jedoch innerhalb der Plattform statt. Mit den einfachen Share und Embed-Funktionen, u.a. dem WordPress-PlugIn, ist diese Beschränkung aufgehoben. Sehr überzeugende Anwendungen gibt es aus dem Newsbereich und der Popkultur. Viele Bands taggen ihre Albencover mit Prelistening-Videos und anderen Bandinfos bis hin zum Ticketverkauf. Die Soundcloud-Integration kann ThingLink aber durchaus auch für Blogs und Podcasts interessant werden lassen. So, wie ich über das erst seit kurzem integrierte Feature der Facebook-Integration aufmerksam geworden bin. Eine Step-by-Step-Anleitung zu den FB-Tabs gibt es hier. In der Basis-Variante sind 50 getaggte ThingLink-Bilder und ein Facebook-Fanpage-Tab kostenfrei dabei: mehr gibt es ab 5$ monatlich, günstigere Education-Tarife gibt es auch.

Praktische Erfahrungen mit ThingLink

Am einfachsten (und unter rechtlichen Gesichtspunkten am sichersten) ist es, ein eigenes Foto vom Rechner hochzuladen. Anboten wird aber auch der Upload via Flickr, Facebook oder von einer URL. Ich habe mich für ein Creative-Commons-lizensiertes Foto entschieden, das ich weiter bearbeitet habe: Gerade für die Fanpage ist es sinnvoll, sich vorher einige Gedanken zu machen, was die Besucher optisch und inhaltlich vorfinden sollen – und wie auf die Möglichkeiten, die mit ThingLink eingebaut sind, hingewiesen wird. Die Vorlage, auf die die Tags gesetzt werden, kann hinterher nicht gewechselt werden, sondern wird nur im Ganzen ausgetauscht. Der Fanpage-Tab erhält eine eigene ID, so dass er über dieselbe URL erreichbar bleibt, auch wenn das Motiv gewechselt wird – was gerade in Hinblick auf Gewinnspiele interessant sein kann.

Das graphische Potenzial der Tags: bisher unterschätzt!

Als sehr praktisch hat sich allerdings herausgestellt, dass die gesetzten Tags auch nach dem Einbetten editierbar sind. Nicht nur inhaltlich, sondern auch die Position ist veränderbar. Häufig sind lieblos über das Bild gestreute Punkte zu finden – da ist noch deutlich Luft nach oben! Die Fenster zu den Tags öffnen sich mit einem kleinen Dreieck, so dass beim Platzieren der einzelnen Punkte nach sinnvollen Andock-Orten innerhalb des Bildes gesucht werden sollte. Bei Personen wirken als „Kopfschuß“ gesetzte Tags genauso deplatziert wie solche, die beim Erscheinen das Gesicht der zugeordneten Person zupflastern. Das kann eleganter gelöst werden, indem z.B. seitlich getaggt wird.

Ein anders Beispiel sind Twitter-Accounts: diese direkt auf den symbolischen Vogel zu setzen, sieht auch eher nach Morddrohung aus. Raffinierter ist der Tag so am Schnabel platziert, dass das kleine Dreieck als Zwitschern erscheint. Optisch ist der Tag als kleiner dreistufiger Kreis in weiß-schwarz-weiß sehr clever designt, da er so auf dunklem Hintergrund genauso gut funktioniert wie auf hellem. Beim Hovern verwandelt sich der mittlere Kreis von schwarz in blau. Das kann zum einen jetzt schon genutzt werden – zum anderen ist das ein Ansatz, am dem customizable Tabs greifen könnten. Die Farbe der Ringe an die eigenen Farben anpassbar gestalten zu können, das wär’s! Customized Tabs habe ich in anderer Form hier gefunden: Das Logo von Papergarden Records, eine Blüte, als Tab eingesetzt – hat natürlich seinen ganz eigenen Reiz, wird bisher aber auch im Premium-Pricing noch nicht offiziell angeboten.

Welche Probleme sind aufgetreten?

Nun, einige. Auch wenn die mich nicht davon abhalten würden, ThingLink weiter zu nutzen und zu empfehlen: 1. „Flash required“ – nicht in allen Darstellungen und auf dem Rechner ist das kein Problem, es hakte aber auf dem iPad. Mal abgesehen davon, dass der Tab innerhalb der Facebook-iPad-App gar nicht lief – und ich das nur via Browser testen konnte. 2. Die Tumblr-Integration > Muss das als „Film“ sein? Ich habe einen Versuch manuell als Foto gemacht, einen per automatischer Tumblr Umsetzung. Beides funktioniert mit ThingLink-Tabs – auf dem Rechner. Beim iPad gibt es Darstellungsprobleme mit der „Film“-Variante, im Tumblr-Backend sieht es sowieso schlechter aus, weil kein Vorschaubild angezeigt wird.

3. Vermutlich das größte Problem: Unter Chrome erscheint auf dem Facebook-ThingLink-Tab die Warnung: „Die Seite enthält unsichere Inhalte“ und die Auswahl „Trotzdem laden“ oder „Nicht laden (empfohlen)“ Nun, für was wird sich der normale Facebooker wohl entscheiden? 4. Meine Slideshare-Einbettungen reagieren auf unterschiedlichen Geräten sehr verschieden: Auf dem Rechner sind sie komplett auf der Seite aufruf- und anklickbar. Auf dem iPad werden einige Slides mit einer Slideshare-Fehlermeldung versehen „The format is not yet supported“. Das ist zumindest insofern bemerkenswert, da alle von mir stammen und zwei von vier anstandslos dargestellt werden. 5. Die Ladezeiten: Nicht immer sind die ThingLink-Tabs sofort sichtbar. Vermutlich auch nicht unproblematisch: Ladezeitenverzögerung auf mobilen Geräten.

Fazit: Ausprobieren!

Für Redaktionen genauso wie für Blogs, E-Commerce- und Facebook-Seiten-InhaberInnen steckt da noch einiges an Potenzial drin. Ich gehe davon aus, dass weitere Anbieter ThingLink integrieren werden. Die Idee entspricht nicht unbedingt der des offenen Netzes, da die Besucher auf der Seite gehalten werden können – Doch sie ist nicht wie bei anderen Anbietern nach außen abgeschottet. Es gibt eine gewisse Nähe von ThingLink und Pinterest, da direkt auf Anbieterseiten verlinkt wird. Die Frage wird sein, wie weit Facebook, selber auf Anzeigen angewiesen, sich diesen Durchschlupf gefallen lassen wird.

In der Basisversion kann das Potenzial auch von technisch weniger versierten Nutzern ausprobiert werden. In einer kreativeren graphischen Nutzung der Tabs liegen auch noch so einige Chancen, die Aufmerksamkeit auf die eigenen Werke zu lenken und steigern zu können. Allerdings: Zurzeit ist das Tool noch zu neu, um davon ausgehen zu können, dass „die Nutzer schon wissen“, was sie mit so einer Seite anfangen sollten! Mit etwas charmanter Hinführung sollte das allerdings das geringste Problem sein. Deshalb: Ausdrückliche Empfehlung!

Autorin: Kixka Nebraska

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