„Bei Nuspli würd‘ ich auch für ’nix‘ mitmachen, weil es mir gefällt.“ Das sehr persönliche Statement, warum Jan Fischer, Gründer des Unternehmens Innosabi, auch ohne ein Incentive als Crowdsourcer dabei wäre, sagt eigentlich schon alles. Auf dem Social Web Breakfast am gestrigen Mittwoch in München stand der Crowdfunding-Plattform-Gründer als Referent voll hinter seiner „Marke“. Die Plattform unseraller, die Innosabi ins Leben gerufen hat, ist eine moderne Infobroker-Plattform. Wer nun mit dem Begriff nicht viel anfangen kann, dem sei es kurz erklärt: Auf unseraller wird die Community an der Produktentwicklung in mehreren Phasen beteiligt – und kann Innovationen für den Consumermarkt mitgestalten.
Die Community ist immer der Kreis an Interessierten, die beispielsweise durch die Fan-Seiten der Firmen dazu animiert werden oder eben auch die Menschen, die sich aus Interesse sowieso schon bei unseraller aufhalten. Grundsätzlich findet keine Einschränkung statt, wer sich beteiligen darf, das ist Crowdsourcer Fischer wichtig zu betonen. Es selektiert sich von selber, wer in welchen Phasen eines Projekts mitmacht.
Die Ziele müssen klar sein – das Ergebniss offen
Wichtig ist laut Fischer, die Phasen und die gewünschten Ziele – nicht die Ergebnisse – vorher genau zu durchdenken. 80 Prozent der Arbeit liegen vor dem Kick-Off. Insofern ist diese Ideensammlungs-Variante nicht anders als die mehr in der Diskussion stehenden Finanzierungs-Crowdsourcing-Modelle. Natürlich kam die Frage, die kommen musste: was unseraller von anderen ähnlichen Communities unterscheidet. Jan Fischer gab Auskunft: Die Auswertung und die (so ein Twitterer: RT @Text100de):
#Viralität ist für #Crowdsourcing entscheidend, um die richtigen Experten zu finden #swbmuc
— Text100 Deutschland (@Text100de) Januar 16, 2013
Dabei geht es in den meisten Fällen besser, wenn es ein Hobby-Thema der Crowd ist. Bei solchen Themen ist viel Expertenwissen vorhanden, ohne dass es tatsächlich Fachleute sein müssen.
Echte Freunde der Produkte = echte Helfer
Noch besser sind die Mitglieder, die – wie Fischer – einfach ein Produkt an sich oder eine Marke so gut finden, dass sie bereit sind, auch ohne einen Anreiz etwas dafür zu tun.
Übrigens sind die Firmen, die die Plattform nutzen, frei, selber die Communities zu betreuen – oder eben das Komplettpaket bei Innosabi zu buchen. Die Software, die eingesetzt wird, erleichtert die Kontrolle dadurch, dass nicht immer neu geklickt werden muss, um den Austausch der Mitglieder zu verfolgen. Das Handling ist, wenn die Projekte mit der unseraller-Community erfolgt, einfach: „Die Mitglieder achten schon darauf, dass die Regeln eingehalten werden.“
Innosabi ist dabei bildlich gesprochen die gute Oma, die friedlich bleibt: Wenn die Kinder brav im Sandkasten spielen und nicht mit Sand werfen, ist alles in Ordnung. Aber wehe wenn, dann greift der Auswerter ein und schließt auch Mitglieder aus. „Das wir Regeln haben und uns daran halten, ist gut und wichtig“, erzählte Fischer. „Auch das Verteilprinzip am Ende passt.“
So erhalten die Teilnehmer nach einem Punktesystem entsprechende Produkt-Incentives, wenn diese dann tatsächlich mit Hilfe der Crowd entwickelt worden sind. was wiederum den Effekt des Word of Mouth nach sich zieht. Wer mitgeschaffen hat, entwickelt eine andere Bindung zum Produkt und wirbt noch eher. So kann es sein, dass aus der Fan-Basis von 200.000 Fans einer Facebookseite rund 20.000 die Crowdsuche nur registrierte und vielleicht nur 2.000 mitmachen. Die dann dafür aber richtig. Zwar gibt es keine repräsentativen Ergebnisse – dafür um so nachweislichere Verkaufserfolge.
Innovationen durch Nutzer für mehr Akzeptanz
Was macht diese Form des „Co-Creatings“ so attraktiv? Gerade bei Unternehmen, in denen die rechte Hand die linke noch nicht einmal persönlich kennt, kann ein solches Crowdfunding-Projekt sowohl die Entwicklungszeit als auch das tatsächliche Ergebnis positiv beeinflussen. In der Regel sind pro Phase eine bis anderthalb Wochen Vorbereitung und ein halbe Woche für die Abstimmung eingeplant. Fünf bis sieben Zyklen sind es meist, so dass nach rund drei Monaten das Endprodukt steht. Feiertage und Wochenenden sind ausgenommen, und im Sommer bekommen die Projektteilnehmer vier Wochen Urlaub – angekündigten. Damit soll die Kontinuität erhalten bleiben. Alles in allem ein handlebarer Ansatz – mit zehn festen Mitarbeitern und davon nur zwei Community-Betreuern scheint Innosabi den Markt gut bedienen zu können. Übrigens sind auch schon Auto- oder Krankenversicherungen so kreiert worden, also auch nicht Produkte zum Anfassen.
Hatte ich anfänglich noch brav getwittert, so hat mich der freie Vortrag des „Ersatzmannes“ so in seinen Bann gezogen, dass nur noch Zeit für ein paar handschriftliche Notizen war – und die Enttäuschung, dass es eben nicht die vorgesehene Referentin war, die auf einer Pressekonferenz mit einem Kunden weilte, hielt sich in Grenzen. Dennoch: Es waren auffällig viele Frauen unter den Gästen.
Das nächste Social Web Breakfast ist für mich schon einmal vorgebucht!