Themenabend mit Tina Meier: "Aufstehen. Krone richten. Weitermachen"

Tina Meier berichtet von der Rallye Dakar (Foto: Inken Meyer @meyola)
Tina Meier berichtet von der Rallye Dakar.
Foto: Inken Meyer (@meyola)
#Rallyefahrerin, #Finanzbeamtin #DranbleibExpertin – hätte Tina Meier sich auf einem Barcamp vorgestellt, wären das wohl ihre drei Hashtags gewesen. Am vergangenen Donnerstag war die Offroad-Bikerin, die mal eben so als „Dirtgirl“ sechsstellige Summen für ihre vier Dakar-Touren akquiriert hat, zu Gast bei den Digital Media Women in Hamburg.

Gastgeber und Sponsor des von Svenja Teichmann geplanten Themenabends war die Koordinierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e. V. (KWB). Hansjörg Lüttke und Julia Lübberstedt-Piesold stellten erst einmal die Hamburger Karriereschmiede vor, die junge Frauen systematisch auf ihre nächsten Karriereziele vorbereitet.

Zwischen Büro und Bike

Während der Ausführungen der Gastgeber steht eine quirlige Tina Meier mit angezogener Handbremse vor uns bis sie endlich Gas geben kann. Und dann entführt sie uns in die Welt der Abenteuer und des Durchhaltens: Wettrennen, Wüste, Wahnsinn. Eigentlich eine Männerwelt, in der sich die Hamburger Motorrad-Pilotin souverän behauptet hat. Mannomann, wie kriegt eine zierliche Frau wie Tina Meier so etwas hin?

Einerseits hat Tina diesen unbändigen Willen, die härteste Rallye der Welt durchzustehen und bis ins Ziel zu kommen. Andererseits hilft ihr auch der Beruf als Finanzbeamtin: Sie kann innerhalb kürzester Zeit das Geschäftsmodell des Kunden erfassen – und weiß dieses Know-How auch auf ihre eigene Situation umzulegen, um genügend Budget für ihre Vorhaben aufzutreiben.

Tagsüber fährt Tina im Stehen durch die Wüste. Nachts repariert ihr Mechaniker das Bike (Foto: @meyola)
Tagsüber fährt Tina im Stehen durch die Wüste. Nachts repariert ihr Mechaniker das Bike.
Foto: Inken Meyer (@meyola)
Dirtgirl goes Dakar!
Die Rallye Dakar. Wer es hier schafft, ins Ziel zu kommen, ist ein Held. Oder eine Heldin. Von rund 180 Teilnehmern schafft das jedes Jahr weniger als die Hälfte. Hindernisse gibt es genug: 2008 war es eine Terrorwarnung, die den Veranstalter zwang, 24 Stunden vor dem Startschuss alles abzusagen. 2009 wurde die Rallye aus Sicherheitsgründen nach Südamerika verlegt und Tina musste wegen eines technischen Defekts aufgeben. 2011 waren es medizinische Probleme, die sie davon abhielten, die Zielgerade zu erreichen. Vier Mal war sie am Start. 2010 hat sie es geschafft: Sie ist als dritte Frau ins Ziel gekommen!

Memory-App fürs Kopftraining

Spannend, wie sich Tina auf die Rennen vorbereitete. Erste Aufgabe: Rund 60.000 bis 80.000 Euro für das Startgeld akquirieren. Für dieses Ziel hat sich das deutsche Dirtgirl konsequent als eine der ganz wenigen Frauen auf der Wüstenpiste vermarktet. Ihre Fans und Sponsoren hält sie mit zwei Blogs, über Facebook und als @tinadakar auf Twitter auf dem Laufenden. Dabei ist auf Facebook ihre persönliche Page wesentlich erfolgreicher als ihre Fanseite. „Die Leute wollen nicht mein Fan sein. Sie wollen mir mit befreundet sein“, erklärt Tina. „Bei den Profijungs ist das ganz anders. Bei denen reicht eine Fanpage völlig aus.“

Zweite Aufgabe: Um für das stundenlange Fahren im Stehen fit zu sein, treibt sie täglich Sport: Slingtraining, Radfahren, Paddeln, Enduro-Rennen oder Tango-Tanzen. „Motorradfahren ist wie ein unberechenbarer Tanzpartner. Man weiß nie, was als nächstes passiert“, erzählt sie uns mit leuchtenden Augen.

Drittens macht sie regelmäßig Kopftraining, gern auch mit ihrer Oma. Für das Navigieren durch die Wüste per Roadbook, einer Papierrolle, auf der die tägliche Route abgebildet ist, trainiert sie ihr Gedächtnis mit Memory, auch mit Apps.

Memory-Spielen für die Schnitzeljagd mit Roadmap (Foto: @meyola)
Memory-Spielen für die Schnitzeljagd mit Roadmap.
Foto: Inken Meyer (@meyola)

Im Roadbook markiert jeder Fahrer am Abend vorher die Route mit bunten Farben und prägt sie sich möglichst gut ein. Tina: „Es ist wie bei einer Schnitzeljagd. Wir müssen unseren Weg durch die Wüste selber finden.“

Motivation mit „Female Logic“

Und wie lautet das Erfolgsrezept der inzwischen richtig berühmten Rallye-Fahrerin? „Zuverlässig sein, es nicht zu übertreiben und einfach nur an das Ankommen denken“, erklärt die Dranbleib-Expertin. Zu wissen, dass FEHLER auch HELFER sind. Und wenn alles schief geht: Aufstehen. Krone richten. Weitermachen! Um ein so großes Lebensprojekt wie die Rallye Dakar überhaupt durchzustehen, brauchen die FahrerInnen innere Antreiber. Die nächste Kurve. Der nächste Baum. Die Zuschauer, die nachts frierend und tagsüber schwitzend an der Piste stehen, um den Rallyefahrern zuzujubeln. Wie überglücklich sie sind, wenn Tina anhält, um sich einen Schluck Wasser zu erbitten und zum Dank für ein Foto posiert. Und wenn sie kurz vorm Aufgeben ist, geht nur noch „Female Logic“: Sie denkt an den gut aussehenden Mitfahrer, den sie abends im Camp wieder sehen wird – oder an Schuhe!

Die witzige, offene und ehrliche Art, mit der Tina Meier über ihre Erfolge, aber auch von ihrem Scheitern erzählt, nimmt jede für sie ein. Im Dirtgirl steckt viel Glamour. Logisch, dass wir von ihrem Labdoo-Projekt Edoovillage begeistert sind, für das ausrangierte Laptops mit Lernsoftware aufgerüstet werden, die sie bei ihrem Girlscamp in Marokko vorbei bringt.

Dranbleib-Workshop in Hamburg

Meier_Small Minds @meyola
Alles, nur nicht aufgeben.
Foto: Inken Meyer (@meyola)

Tina Meier ist beseelt vom Dranbleiben. Sie reist mit ihren Motorrad-Ladies in die Wüste und gibt Dranbleib-Workshops. Wenn auch ihr euren ganz persönlichen Dranbleibfaktor entdecken und damit euren Lebenstraum umsetzen wollt, meldet euch bei Tinas nächstem Workshop am 17. und 18. Mai in Hamburg an.

Danke Tina, für einen inspirierenden Themenabend in Hamburg. Und danke, KWB, für die großzügige Bewirtung. Die besten Tweets des Abends hat DMW-Fördermitglied Peter Jebsen in einem unterhaltsamen Blogpost zusammengestellt.

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