Die Digital Media Women werden in ihrem neuen Leitbild die Bedeutung von „Digital Leadership“ verankern. Hier steht, was das ist und warum das für die digitale Transformation so wichtig ist – und damit auch für die #DMW.
Wir sind mittendrin in einer Revolution: Die Digitalisierung fegt über all unsere Lebensbereiche hinweg. Sie hat eine ähnliche Wucht wie die Industrielle Revolution, die einschneidenden Einfluss auf nahezu alle Bereiche der Produktion hatte. Schon jetzt arbeiten wir mit Robotern zusammen, tüfteln an selbstfahrenden Autos, vernetzen die Geräte in unserer Wohnung und sind sowieso immer online.
Niemand wird die Digitalisierung aufhalten können. Niemand wird verhindern können, dass sie alle Lebensbereiche durchwirkt. Schon jetzt ist deutlich zu sehen, wie sie auch die Unternehmen herausfordert. Und es ist auch klar: Wer sich nicht anpasst, wer sich nicht erneuert, wird diesen Prozess nicht überstehen. Die Medien zum Beispiel sind eine Branche, die uns geradezu beispielhaft vorführt, was passiert, wenn man sie unterschätzt: Wer die Welle nicht surft, die da kommt, wird von ihr überrollt werden.
mehr als nur ein kosmetisches Problem
Doch die Digitalisierung ist nicht schuld daran, dass das Geschäftsmodell der Medienhäuser nicht mehr funktioniert. Wo Unternehmen oder Branchen straucheln, sich auf sie einzustellen, wirkt sie vielmehr wie ein Brennglas: Sie macht offenbar, was schon lange falsch läuft.
Zu wenig Vielfalt in den Unternehmen ist so eine Sache. Dass oben zu wenige Frauen mitmischen ist weit mehr als nur ein kosmetisches Problem. Divers aufgestellte Unternehmen sind erfolgreicher, wo Frauen mitarbeiten, sinkt nachweislich die Insolvenzgefahr. Gemischte Teams arbeiten erfolgreicher zusammen und sind kreativer. Wenn Frauen gründen, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sie scheitern als das bei Männern der Fall ist. Da lässt sich viel Potenzial erahnen, das heute noch viel zu wenig genutzt wird. Auch deshalb setzen sich die Digital Media Women für die Gleichberechtigung der Frau ein. „Wir wollen in einer Welt arbeiten, in der Frauen gleichberechtigt teilhaben“, heißt es im neuen Leitbild. Für die #DMW ist der „digitale Wandel ist eine große Chance, diese Vision zu verwirklichen.“
Digitalisierung braucht Lotsen
Die Digitalisierung birgt also gewaltige Chancen – gerade auch für Frauen. Der Umbruch kann ihnen helfen, neue Felder zu erobern und sichtbarer zu werden. Doch wo große Chancen sind, gibt es auch große Risiken. Die Jahrhundertherausforderung Digitalisierung braucht Lotsen – und das sind die Leader.
Solche Führungskräfte sind etwas anderes als die Chefs, die auf so vielen Chefsesseln dieser Republik sitzen. Die sind die Bürokraten des Büros und wachen darüber, dass die Arbeit erledigt wird. Doch ein moderner Leader tut weit mehr als das: Er hat eine Vision, genießt das Vertrauen seiner Mitarbeiter und inspiriert sie. Zusammen mit ihnen entwickelt er seine Vision weiter, gemeinsam treiben sie unter seiner Führung die notwendige Transformation voran.
Ein Leader gestaltet den Changeprozess mit seinem Team
„Ich verstehe unter Digital Leadership einen endlosen Prozess der Veränderung, der Anpassung und der Justierung“, sagt Christiane Brandes-Visbeck von den #DMW Hamburg, Journalistin und Kommunikationsberaterin, ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die digitale Führung. Digital ist daran, dass die Leader offen sind, mit den Möglichkeiten der neuen Technologien zu experimentieren. „Für mich ist dieser Prozess eine Art Toolbox“, sagt Brandes-Visbeck. Leadership wird damit nicht nur etwas, was eine Führungskraft tut, sondern auch wie sie ist: Visionär, voller Charisma, genießt sie das Vertrauen der Mitarbeiter, gestaltet mit ihnen den Changeprozess.
Damit wird Digital Leadership zu der Art und Weise, wie im Zeitalter der Digitalisierung Menschen geführt werden. Sie ist die intelligenteste Art, auf die digitalen Umwälzungen zu reagieren. Die wichtigste Eigenschaft dieser Leader ist die digitale Führungsintelligenz, meint Leila Summa, Autorin des Buches „Digitale Führungsintelligenz: Adapt to win!“, das Anfang 2016 erscheinen soll. „Diese Intelligenz ist die Fähigkeit, Denken und Handeln im Unternehmen auf die Forderungen des digitalen Wandels einzustellen“, sagt sie. „Sie ist die geistige Anpassungsfähigkeit an die sich stetig wandelnden Bedingungen einer immer digitaler werdenden Organisation.“
Viele Führungskräfte haben es verschlafen
Digitalisierung bedeutet also stetiger Wandel. Digitale Leader sind diejenigen, die hindurch navigieren und auch bereit sind, sich selbst kontinuierlich mitzuverändern. „Das, was uns früher erfolgreich gemacht hat, ist nur noch bedingt ein Erfolgsrezept für die Zukunft“, meint Summa. „Viele Führungskräfte haben die letzten 25 Jahre seit der Erfindung des Internets verschlafen“, kritisiert sie. Oftmals spielen aber auch Ängste eine Rolle, vor allem die Angst, Privilegien zu verlieren. „Vielen Menschen in Deutschland, vor allem in den Führungsetagen, geht es noch zu gut, um Veränderungen zu wagen“, meint auch Brandes-Visbeck. „Wir werden den Wandel nur mit dem Konzept der digitalen Führung bewältigen“, ist sie überzeugt.
Deshalb gehört das Konzept des Digital Leaderships in die Leitlinien der #DMW: Die digitale Transformation kann Frauen zugute kommen, wenn sie intelligent begleitet wird. Nur ein digitaler Leader kann das leisten – und das dürfen in Zukunft auch gern mehr Frauen sein.
Inga Höltmann beschäftigt sich mit den Themen rund um weibliche Karrieren und Kulturwandel im Unternehmen, moderne Arbeitsmodelle (#NewWork), Leadership und Digitalisierung. Sie tritt bei Podiumsdiskussionen auf, hält Vorträge und leitet Workshops. Sie ist ausgebildete Journalistin und lebt und arbeitet in Berlin, zu ihren Auftraggebern gehören unter anderem der Berliner Tagesspiegel und das Deutschlandradio Kultur. Außerdem hat sie das Online-Magazin “BizzMiss” mitgegründet, ein Business-Magazin für Frauen.
Twitter: @ihoelt