5 Vorurteile über Intrapreneurship: ein Rückblick auf den Themenabend der DMW München

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Über Veränderung im Unternehmen sprechen wir oft mit melancholischem Unterton. Wenn man könnte, wie man wollte, wenn Budget da wäre, oder mehr Zeit, der Chef weniger verbohrt, die Mitarbeiter nicht so festgefahren, DANN wäre so viel möglich!

Fünf Expertinnen für digitale Innovation diskutierten beim Themenabend „Intrapreneurship“ der Digital Media Women in München am 8. Juni auf dem Podium. Zur Veranstaltung aus der Reihe „#nahdran am digitalen Wandel“ brachten alle Konzernerfahrung mit und waren sich in ihrer Botschaft überraschend einig:

„Innovation ist möglich, und sie findet bereits statt, im Hier und Jetzt.“

Panel beim Themenabend Intrapreneurship
vorne von links nach rechts: Moderation Stefanie Rampsel, Natalia Karbasova, Peggy Karstedt, Alissia Iljaitsch, Dr. Julia Bauer, Dr. Sarah Bettina Eckardt, Cécile Schneider. Foto: Simone Naumann Fotografie

Vielleicht half auch die Aussicht über München aus dem 35. Stock des o2-Towers, um neue Perspektiven jenseits der einfahrenen Wege zu entdecken. Dr. Julia Bauer (Fraunhofer Venture), Dr. Sarah Bettina Eckardt (Hypo Vereinsbank), Alissia Iljaitsch (IQ Gemini), Natalia Karbasova (Hubert Burda Media) und Peggy Karstedt (DB Systel) diskutierten jedenfalls leidenschaftlich über ihre Projekte und die Rahmenbedingungen, die es braucht, um Innovation innerhalb gewachsener Strukturen anzuschieben.

Dabei räumten die Podiumsteilnehmerinnen en passant mit zahlreichen Vorurteilen über Intrapreneurship auf:

1. GroSSkonzerne sind zu schwerfällig für innovative Projekte

Die Deutsche Bahn gehört mit 195 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu den größten Arbeitgebern in Deutschland. Wie will ein Konzern dieser Größe Innovation erschaffen? Referentin Peggy Karstedt hat als Digital Strategist bei DB Systel das Projekt Reisebuddy entwickelt: „Damit haben wir gezeigt, dass auch ein schwerer Dampfer wie die DB in der Lage ist, kleine Speedboote aufs Meer zu schicken.“ Starre Strukturen, lange Entscheidungswege und umfangreiche Konzeptarbeit wurden ersetzt durch flexibles Ausprobieren, schnelle Entscheidungen und Lösungen. „Getreu meinem Motto: Lieber um Entschuldigung bitten, als um Erlaubnis zu fragen!“, so Karstedt.

„Ich war überrascht, dass solche Kolosse innerhalb von 30 Tagen ein lauffähiges Projekt entwickeln können“, sagt Zuschauerin Renate Eck (Eck Marketing). „Es ist gut zu sehen, dass Unternehmen wie die Bahn oder die Hypo Vereinsbank die Notwendigkeit erkannt haben, sich zu verändern und zu öffnen, und diese Öffnung auch intern umsetzen.“

2. Junge Technikfreaks brainstormen im Elfenbeinturm

Natürlich gibt es die Leuchtturmprojekte, die Unternehmen hauptsächlich aus Imagegründen starten und die in der Belegschaft nie ankommen, weiß Alissia Iljaitsch aus ihrer Zeit in der Industrie. Komplette Belegschaften vom Think Tank bis zum Förderband einzubinden und mitzunehmen und dabei auch intern Cheerleader und Unterstützer zu finden, gehört zu den größten Herausforderungen der Disziplin. Dabei sind es nicht allein junge Technikfreaks, die gute Ideen haben.

Insbesondere dort, wo Erfahrungswissen auf neue Technologien prallt, fliegen schnell die kreativen Funken. Die Hypo Vereinsbank stellt Mitarbeitern deshalb Coaches für die Digitalsierung zur Seite. Julia Bauer berichtet von altgedienten Fraunhofer-Forschern, die mit glänzenden Augen in Innovationsprojekte einstiegen. „Neben bewährten Tools wie Design Thinking, Lean Startup und agilen Entwicklungsmethoden müssen Unternehmen nun den Fokus darauf setzen, die Neugier und Kreativität ihrer Mitarbeiter zu fördern“, empfiehlt Alissia Iljaitsch.

Kreatives Potenzial lässt sich damit aus Mitarbeitern aller Altersklassen herauskitzeln. Viele warten nur darauf, endlich angesprochen zu werden!

3. Die Belegschaften sind eingerostet

Wo kommen wir da hin, das haben wir ja noch nie so gemacht!? Solche und andere Sätze fallen, doch Julia Bauer und Sarah Eckardt berichten von viel unverhoffter Unterstützung, die sie von ganz unterschiedlichen Mitarbeitern für ihre Projekte erfahren haben. Frischer Wind lässt sich auf vielen Wegen einblasen. Alissia Iljaitsch etwa weiß um die Signalwirkung, die teuer eingekaufte Visionäre von Google oder Apple auf die Mitarbeiter entfalten können.

Doch auch eine Graswurzel-Bewegung ist vielversprechend, wenn Unternehmen auf junge Menschen zugehen und ihnen Möglichkeiten verschaffen, um sich auszuprobieren. „Bei Burda Hackday können sie sich mit Code austoben, im Burda Bootcamp kreieren sie eigene Start-ups und bei der Burda Start-up Night pitchen die ausgewählten Start-up-Teams vor einer hochkarätigen Jury“, erklärt Natalia Karbasova, Head of Burda Bootcamp & Burda Hackday, die Burda-Methode einer Frischzellenkur. Solche Menschen lassen sich über eine aktive Personalentwicklung gezielt in Teams integrieren, die neue Impulse geben sollen.

DB Systel unterstützt Ideengeber wie Peggy Karstedt im Skydeck genannten Innovationshub mit Mentoring-Angeboten, einer Intrapreneurship-Toolbox und über 600 Intrapreneuren und Unterstützern, die über mehrere freiwillige Initiativen im ganzen Konzern vernetzt sind.

4. Geld ist die einzige Währung, um Menschen zu motivieren

„Intrapreneure sind proaktive, engagierte und motivierte Menschen, die gegen interne Hürden ankämpfen“, sagt Julia Bauer von Fraunhofer Venture. Wer nach Veränderung strebt, dem geht es nicht in erster Linie um’s Geld. Extrinsische Motivation mit der Karotte vor der Nase könne sogar kontraproduktiv sein, meint Natalia Karbasova.

Denn Intrapreneure motivieren sich vor allem intrinsisch: Besonders stark wirkt die Freude, die eigene Idee Form annehmen zu sehen. Wenn der Arbeitgeber Zeit und Geld für Herzensprojekte der Mitarbeiterin freigibt und damit Wertschätzung ausdrückt, sind viele nachhaltiger motiviert als durch eine Bonuszahlung.

Katja Mueller vom Management Forum Starnberg, die an diesem Abend in den o2-Tower kam, um sich die Paneldiskussion anzuschauen, fragt sich: „Warum gab es solche Initiativen nicht schon früher? Ich war schon immer intrinsisch motiviert und neugierig. Man wurde doch sehr oft gestoppt mit Sätzen wie ‚Da brauchst du dich nicht drum zu kümmern, mach du mal lieber deinen Job‘. Endlich haben die Unternehmen entdeckt, welches Potenzial in ihren Mitarbeitern steckt.“

5. Nur sterbende Industrien brauchen Intrapreneure

Industrien wie die Medienbranche, die die Auswirkungen der Digitalisierung bereits schmerzhaft im Portemonnaie merken, spüren schon heute den Druck, sich zu verändern und neue Geschäftsmodelle zu finden. Doch zum Abschluss der Runde will Sarah Bettina Eckardt keine Missverständnisse aufkommen lassen. Intrapreneurship-Programme seien sicher keine Goodwill-Aktionen der Unternehmen, um das Image zu polieren oder die Mitarbeiter zu bespaßen.

Wenn interne Hürden unüberwindbar sind und motivierte Mitarbeiter nichts bewegen können, verlassen sie oft das Unternehmen und werden als Intra- oder Entrepreneure anderswo aktiv, weiß Julia Bauer. Das macht Intrapreneurship auch zu einem wichtigen Personalthema.

Die Herausforderung für Unternehmen läuft für Alissia Iljaitsch darauf hinaus, die Rolle des Menschen gegenüber künstlicher Intelligenz und lernenden Systemen neu zu definieren: „Kreativität, kritisches Denken und die Fähigkeit, Auswirkungen von neuen Trends und Technologien auf die eigenen Produkte und Dienstleistungen erkennen und bewerten zu können, entwickeln sich zu den zentralen Wettbewerbsvorteilen.“

ÜBER 400 ZUSCHAUER IM LIVESTREAM

Über 400 Zuschauer hatten die Diskussion im Facebook-Livestream verfolgt. Beim anschließenden Networking-Part diskutierten die 70 Gäste des Abends vor Ort angeregt weiter. Nicola Ohlenbusch nimmt für sich vor allem die kommunikativen Anforderungen der Intrapreneurship mit: „Den Hinweis, wie wichtig Multiplikatoren sind, um Neuerungen in bestehende Strukturen zu tragen, fand ich sehr wichtig“, so die Personalexpertin.

Ihre frisch geweckte Lust auf Innovation konnten die Besucherinnen und Besucher gleich vor Ort im o2 Tower befriedigen. Aqua Monaco stellte für den Abend nicht nur das heimische Wasser aus der Münchner Schotterebene bereit, sondern auch neue Tonic-Getränke wie Hot Monaco mit Ingwer, das erste Bio-Tonic-Water Green Monaco oder die Black Monaco Cola. Dazu durften die Gäste gesunde Glückskugeln und Fruchtrollos aus der Manufaktur „Simi und ich“ verkosten.

Unsere Sponsoren o2/Telefónica, Aqua Monaco und Simi und ich haben entscheidend zum Gelingen dieses erkenntnisreichen Abends beigetragen. Ihnen gilt unser herzlicher Dank!

DIE THEMENREIHE IM ÜBERBLICK

Unsere Themenreihe „#nahdran am digitalen Wandel“:

Donnerstag, 8.09.2016: „Digital Leadership“ @ Serviceplan

Dienstag, 8.11.2016: „Digital Transformation“ @Valtech (im Rahmen der Münchner Webwoche)

Ihr wollt uns bei der Münchener Themenreihe #nahdran unterstützen? Dann informieren wir euch gerne über unsere Sponsorleistungen. Schickt uns einfach eine kurze E-Mail an: muenchen@digitalmediawomen.de.

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