Perspektivwechsel: Reeperbahn Festival Konferenz aus unterschiedlichen Blickwinkeln

Letzte Woche fand das Reeperbahn Festival in Hamburg statt. Wir waren dabei in unterschiedlichsten Funktionen. Nun haben wir hier für euch ein paar unterschiedliche Blickwinkel auf das Festival zusammengestellt:

raddatz_portrait_hochPetra Raddatz

Senior Digital Consultant (Freelance), Berlin

I liked: über den Spielbudenplatz schlendern, eine spannende Stimme hören, stehen bleiben und so Hannah Georgas entdecken. Im 20. Stock der Tanzenden Türme die funkelnden Elbe betrachten, während sich „Spiegel Online“ in einem Talk kollegial und präzise hinter die Kulissen gucken lässt. Ins Docks abzweigen und brillianten elektronischen Spaß mit Laing haben. Die unaufgeregte Stimmung. Fünf wirklich packende Teams on Stage bei StartUps@Reeperbahn, die so pitchen, dass man ihnen alles abkaufen möchte. Schöne Bandnamen wie Mister and Missisippi, New Found Land. Die konkreten Bullshit-Bingo-Take-aways beim Start-up Online Marketing und dem Storytelling Workshop. Der Espresso im Jazz Café (und die seelige Ruhe dort). Die Durchmischung von Musik und Digital, Kongress und Festival. Jürgen Vollmer die Hand schütteln (er verpasste den Beatles die Pilzköpfe!). James Vincent McMorrow. Ja, die Festivalapp. Und überhaupt den Kiez, die vielfältigen Locations, und alles zu Fuß erreichbar.

I disliked: Komplett leerer Mojo-Club zur Festivaleröffnung, überhaupt der neue, irgendwie sehr konstruierte Club. Eine österreichische Band. Drei Mal bei Ray Cokes anstehen und drei Mal wegen Überfüllung nicht hineinkommen (he is a living legend). Dass man verflixt nochmal irgendwann müde wird. Und dass Berlin in Sachen Musik nichts Vergleichbares hinkriegt.

MarenMartschenkoMaren Martschenko

Markenberatung, Digital Media Women München

Beim Hamburger Reeperbahnfestival gab’s was auf die Ohren! Der Mix aus Talk und Musik war klasse.
Meine persönlichen Highlights: Ich hatte das große Vergnügen, das Panel „Work together. Not.“ zu moderieren. Hier trafen mit Susanne Lämmer (TLGG), Martina Schröder (ehapa Verlag), Arno Rosinski (Lukas Lindemann Rosinski) und Arne Habermann (Good School) vier spannende Charaktere der Marketingszene aufeinander. Fazit: Die Zusammenarbeit zwischen klassischen Werbern und Onlinern bleibt spannend. Einig war man sich, dass es eine 365-Tage- und nicht mehr eine 360-Grad-Kommunikation braucht. Dass es nicht mehr auf die eine einzige Idee ankommt, sondern auf sich anpassungsfähige kommunikative Ökosysteme. Dabei spielen Wissenstransfer und Beziehungsmanagement eine wichtige Rolle. Setzen sie das nicht um, sind die klassischen Agenturen bald tot.
„Agenturen sind tot“, war die These, die im anschließenden Panel ähnlich munter diskutiert wurde. Meine favorisierte Überlebensstrategie kam von Jeremy Abbett, Google: „Focus on culture and the rest will follow.“ Das Setting dieser Gesprächsrunden hat mir sehr gut gefallen. Es herrschte Wohnzimmeratmosphäre und das Publikum konnte gut einbezogen werden.

Das Festival hatte etwas von der Klassentreffen-Atmosphäre der re:publica. Was aber viel besser war: Es gab abends in der direkten Nachbarschaft viele kleine Clubs mit Konzerten junger Bands. Dave Stewart saß neben mir an der Bar. Ray Cokes lud ins Theater ein. Ein Computer musizierte in der Tiefgarage. Obendrein war es schön, die Digital Media Women wieder einmal persönlich zu sehen und zu sprechen. Es war eine inspirierende Mischung von Themen und Publikum. Ich glaube, das Reeperbahnfestival in Hamburg bekommt einen festen Platz in meinem Kalender.

PickiHHMartina Pickhardt

Senior IT Consultant

Was mich am Reeperbahn-Festival am meisten begeistert hat, ist die nahtlose Integration ins echte Leben. Keine künstliche Kongress-Atmosphäre, aber natürlich auch keine dichte Musik-Festival Stimmung. Das echte Leben eben, wo der Investor neben dem Rentnerpaar aus Gelsenkirchen neben der neuen Musik-Entdeckung neben dem Gründer neben dem Kiez-Bewohner sitzt. Und das fühlt sich alles zusammen gut an.

Dazu kommt, dass alle Vorträge, die ich mir angesehen habe, durchweg so klasse waren, dass ich auch gerne länger zugehört hätte. Dem Medienanalysten Ken Doctor zum Beispiel hätte ich gerne den ganzen Nachmittag gelauscht. Sehr bedauerlich, nein, irritierend, das dort so wenige Medienmacher anwesend waren. Oder Florian Harms und Nicola Kuhrt, die sehr leidenschaftlich über „Spiegel Online“ diskutiert haben. Allein mit diesen Dreien hätte ich mich gerne einen ganzen Tag lang ausgetauscht, weil jeder spüren konnte, das sie ihre Themen nicht nur mit Kompetenz, sondern auch mit Leidenschaft vertreten.

Diese Leidenschaft war auch beim StartUps@Reeperbahn Pitch am Donnerstag zu spüren. Fünf thematisch sehr unterschiedliche Gründerteams haben um einen fünfstelligen Media-Etat gepitcht. Die Stimmung war locker, die Start-ups weitestgehend bekannt, die Jury auch, also keine Überraschungen. Gewonnen hat Jörg Land mit dem Projekt Tinnitracks, einer alternativen Therapiemethode für Tinnitus-Leidende. Er hat zu Recht gewonnen, löst er doch anders als viele andere Start-ups endlich einmal ein echtes Problem. Nur ein bisschen mehr „Show“ hätten seine Folien vertragen, schließlich waren wir auf einem Festival. 🙂

SvenjaTeichmannSvenja Teichmann

CEO, crowdmedia GmbH

Ich hatte die Möglichkeit, zwei spannende Panels in toller Atmosphäre am Freitag auf dem Reeperbahn Festival zu moderieren. Wir haben die Zukunft der Agenturen mit hoher Publikumsbeteilung diskutiert. Ein-Satz-Fazit: Vielen geht es noch zu gut, aber wer in der Zukunft weiterhin Erfolg haben will sollte Mitarbeiter, Kunden und Produkte lieben.

Im zweiten Panel „Innovatives Management“ haben wir Möglichkeit diskutiert, wie agile Methoden aus der Software-Entwicklung auch im Projekt- und Tagesgeschäft in anderen Bereichen eingesetzt werden sollen – ebenfalls total spannend. Wer mehr dazu wissen möchte, Stichworte: Lean, Kanban, Scrum. Den Tag ließ ich bei weiteren Panels im 20. Stock der Tanzenden Türme, einer Performance in der Garage sowie im Mojo Club ausklingen. Aufgrund anderer paralleler Veranstaltungen war ich leider nur einen Tag dabei, aber eins ist klar: Beim nächsten Mal bin ich definitiv die ganze Zeit mit dabei.

Sanja Stankovic (Foto: Rieka Anscheit)
Foto: Rieka Anscheit

Sanja Stankovic

Digitale Strategin, Leitung Digitalkonferenz #rfc13, Digital Media Women

In den letzten Monaten sind viele Stunden und Gedanken in den Aufbau des neuen Digitalteils geflossen und ich bin immer noch total geflasht davon, wie großartig viele Dinge funktioniert haben. Der Sonnenschein, das Setting, die Stimmung – alles war nahezu perfekt. Am schönsten war es aber, überall strahlende Gesichter zu sehen. Der Plan, die digitalen Inhalte ganz bewusst mit Musik zu mischen, hat wunderbar funktioniert und wurde wirklich gut angenommen. Die verrückte Idee mit dem Start-up-Pitch hat ja vorab bereits eine unglaubliche Dynamik angenommen und war für mich in jedem Falle eines der Highlights.

Ich ziehe den Hut vor allen Beteiligten und danke Alex und Detlef (Anmerkung der Redaktion: Alexander Schulz und Detlef Schwarte, die Veranstalter), dass sie ihr Vertrauen in mich gesetzt und mich haben machen lassen und vor allem danke ich allen Leuten, die mich dabei unterstützt haben und sich mit viel Liebe im Detail und viel Zeit und Mühe eingebracht haben. In meinem Kopf rattert es auf jeden Fall für #rfc14! Profi-Tipp für alle, die sich dieses Jahr geärgert haben: Nach dem #rfc13 ist vor dem #rfc14 und die Early Bird Phase startet direkt, denn die Delegates-Tickets (Konferenz + Arts + Konzerte) gibt es jetzt für 99 Euro!


Weitere Berichte von uns über das Festival findet ihr hierhier und hier.
Unsere Fotos findet ihr auf der Digital Media Women Facebook Seite.
Und wie war euer Reeperbahn Festival?

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