Rückblick auf den 11. Women’s Business Day in Hamburg

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Eine Konferenz zum Wohlfühlen und zum Netzwerken – das hatte sich der 11. Women’s Business Day in Hamburg auf die Fahnen geschrieben. Rund 200 Teilnehmerinnen (und vielleicht drei bis vier Teilnehmer) hatten sich im Emperio Riverside Hotel getroffen, um zu netzwerken und neue Impulse zu bekommen. Die #DMW Hamburg waren als Medienkooperationspartner dabei.

Eröffnet wurde die Konferenz für weibliche Fach- und Führungskräfte von Martina Plag. Die Geschäftsführerin bei Hachenberg Richter ist Gründerin der Hamburger Women’s BusinessLounge und Initiatorin des Women’s Business Day.

#DMWHH 11. Women's Business Day Plenum
11. Women’s Business Day: Eröffnungsworte und Plenum. © S. Plagge

Weiter ging es mit einer Keynote von Verena Bentele über „Kontrolle und Vertrauen.“ Die 12-fache Paralymics Siegerin und Biathetin schilderte lebhaft, wie wichtig in ihrem Alltag das sprichwörtliche „blinde Vertrauen“ ist. Sie selbst kann von Geburt an nicht sehen und muss sich beim Sport auf ihre Begleitläufer verlassen. „Vertrauen ist die Grundlage, die das Leben leichter macht“, sagt sie. „Vertrauen heißt auch Abwarten und sich darauf zu verlassen, dass uns auch andere Wege ans Ziel bringen werden.“ Leider sei Vertrauen eine Fähigkeit, deren Wichtigkeit zu selten erwähnt werde. Sich selbst etwas trauen, andern zu vertrauen und der Umgang mit Fehlern lohne sich. „An den richtigen Stellen zu sagen, man kann etwas nicht, das zeigt Vertrauen. Nur dann können andere helfen und unterstützen.“

Frauen stellen zu viele Fragen und sollten das Flamingo-Prinzip nutzen

Ist um Hilfe bitten etwas, was Frauen besser können? Kommunizieren Frauen anders? Fragen, die in den nächsten Vorträgen aufgegriffen wurden. Evelyne Freitag und Dr. Hannah König sprachen über ihren Alltag als Führungskräfte in männerdominierten Branchen. Frauen hätten generell oft einen zu hohen Anspruch an sich, so die Freitag, die als Geschäftsführerin Finanzen DACH bei Goodyear Dunlop Tires ihre Frau steht: „Es geht darum, sich selbst etwas zu zutrauen.“ Frauen in Deutschland stellten sich zu viele Fragen, wie etwa Kind oder Karriere. Es sei doch beides möglich. Evelyn König, die sich als Mathematikerin und Leiterin Wind- und maritime Technik bei EnBW Energie Baden-Württemberg behauptet, berichtete, dass auch sie sich mit solchen Überlegungen konfrontiert sah: „Ich fragte mich, ob ich mein Frausein aufgeben muss, um in einer Männerdomäne erfolgreich zu sein.“

Vortrag auf dem 11. Women's Business Day
Das Flamingo-Prinzip: „Steh dazu, anders zu sein“ © S. Plagge

Es sei „so ein Frauending“ sich immer zu überlegen, was die anderen denken. Letztlich, so wurde ihr klar, sei sie als einzige Frau unter Männern immer auffällig. Genau das könne jetzt auch als Vorteil genutzt werden: Erst auffallen und dann mit Kompetenz punkten. Das nennt sie „Flamingo-Prinzip“. Frauen sollten dazu stehen, anders als Männer zu sein. Sie sollen sich zeigen und etwas zu sagen haben. „Bessere Männer sein zu wollen“ sei für sie keine Lösung.

Die anschließende Talkrunde wurde von Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender der Hamburger Hochbahn, ergänzt (bei der Martina Plag im Aufsichtsrat sitzt). Falk erklärte, wie wichtig das Thema Diversity Management sei und dass eine Frauenquote nur mit verbindlichen Zielen erreicht werden könne. Danach gab es dann eine länger Pause. Hier nun fand das Netzwerken statt. Ungewohnt für digitale Netzwerkerinnen: die Smartphones blieben aus. Kaum jemand twitterte. Der Austausch war hanseatisch zurückhaltend, das „Sie“ die allgemein übliche Ansprache. Überall Frauen in Businessanzügen, gedeckte Farben, aber ein freundliches Lächeln im Gesicht. Viele Frauen kamen aus der Beratungsbranche, waren Steuer- oder Finanzberaterin.

Netzwerken auf dem Women’s Business Day

Dass Vernetzung in verschiedenen Geschäftsbereichen ganz unterschiedlich gelebt wird, wurde in einem der vier parallel gehaltenen Workshops deutlich. Martina Plag berichtete über die Wichtigkeit des Netzwerkens, das für sie „eine Herzensangelegenheit“ sei. Und vor allem analog. Im Workshop gibt sie Tipps und bindet auch die Zuhörerinnen ein. Was sind wichtige Spielregeln? Mit wem lohnt es sich überhaupt, Kontakte zu knüpfen? Und warum? „Netzwerken ist Arbeit, aber eine, die Spaß macht und sich lohnt,“ erklärte sie. Es sei wichtig authentisch zu bleiben, den Horizont zu erweitern und nachzuhaken.“Ein verlässliches Netzwerk ist wichtig, gerade auch dann, wenn man Not ist.“ Persönliche Kontakte könnten Türen öffnen, Zugang zu Informationen ermöglichen, Zugehörigkeit und Vertrauen bringen.“

Wichtig ist, dass Netzwerken keine Einbahnstraße sei, da war sich die Gruppe einig. „Wer unterstützt hat, möchte gern auch ein Feedback bekommen.“ Give and Take sei eine wichtig Spielregel. Gemeinsamkeit schaffe Nähe. „Die Arbeit des Netzwerkens ist eine ungemein wertvolle Investition.“ Eine spannende Frage wäre sicherlich auch gewesen, welche Synergien aus analogen und digitalen Netzwerken möglich sind. Sind nicht gerade Social Media Kanäle ideal, um Kontakte zu halten und das Netzwerk noch auszubauen? Vielleicht ist das ein Thema, das gemeinsam mit Digital Media Women vertieft werden könnte. Die #DMW waren in diesem Jahr als Medienkooperationspartner des vom Emotion Verlag geförderten Women’s Business Day dabei. Vielleicht könnte der Aspekt „Netzwerken und Digitalisierung“ im nächsten Jahr gemeinsam vertieft werden?

Entspanntes Networking zwischen den Vorträgen.
#DMWHH 11. Women’s Business Day – Entspanntes Networking zwischen den Vorträgen. © S. Plagge

Zum Abschluss etwas zum Nachdenken, Lachen und Prickeln

Nach den Workshops sprach Maike Röttger, Vorsitzende von Plan International, darüber „Wie aus starken Mädchen starke Frauen werden“. Sie skizzierte die Lebenssituation von Mädchen weltweit: 64 Millionen Mädchen gingen nicht zu Schule, zu frühe Schwangerschaften seien noch immer die häufigste Todesursache. „Mädchen weltweit brauchen das Recht auf Bildung, das Recht auf körperliche Unversehrtheit, das Recht auf eine menschenwürdige Arbeit,“ fordert Maike Röttger. „Mädchen sollen gesund aufwachsen und die gleichen Chancen erhalten wie Jungen.“

Die kurze Pause war jetzt nötig, denn der letzte Vortrag des Kabarettisten Florian Schroeder war ein Sprachfeuerwerk und einfach nur sehr lustig. Ein wunderbarer Übergang zum abschließenden Prosecco, bei dem sich auch noch einmal die Gelegenheit zum branchenübergreifenden Austausch ergab.

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