Unser Themenabend „Die Traumkarriere. So findet sie mich“ war ein vielversprechender Auftakt ins DMW-Themenabend-Jahr. Mitten in der Speicherstadt hieß uns die Personalberatung ThinkHeads in ihren schicken Büroräumen willkommen und sorgte mit bester Organisation, leckeren Schnittchen und kalter Bionade dafür, dass das Event satt und glücklich starten konnte.
Wenn man das Thema „Traumkarriere“ nicht kannte, hätte man auch meinen können bei „Herzblatt“ gelandet zu sein. Die Metapher „Küssen“ zog sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung – küssen und geküsst werden, wie kommt es zum Kuss und wie wird aus einem Kuss etwas „Festes“. Wobei der Kuss in diesem Fall das dringende Bedürfnis ist, mit diesem Menschen zusammenzuarbeiten. Denn: Svenja Hofert hatte diese Analogie gewählt, um zu erklären, warum manche Arbeitnehmer/ Freie so begehrt sind, dass sie genau das bekommen, was sie wollen. Der Frosch, also ich, muss so zurecht gemacht sein, dass der Kunde ihn unbedingt will.
Die Braut schmücken
Svenja Hofert, Bestseller-Autorin und Karriere-Beraterin, führte das Bild während ihrer Keynote zu Beginn der Veranstaltung ein. Die Frage „Würde man mich küssen?“, ist der letzte Schritt ihres Vier-Schritte-Zyklusses auf dem Weg zur Traumkarriere, nachdem man seine Motivatoren und Stärken geklärt hat, weiß wohin man will und wie es da aussieht und mit welcher Strategie man arbeiten möchte. In diesem letzten Schritt geht es darum zu prüfen, ob die eigene Darstellung in der Öffentlichkeit konsistent und konsequent ist. „Ich google jeden, der mit mir arbeiten möchte und bin immer wieder überrascht über zum Beispiel schlechte Profilfotos. Und darüber, dass denen das nicht auffällt“, sagte die Beraterin.
Mit ihrem Vortrag machte die Expertin eine große Ausnahme für die DMW: normalerweise bekommt sie traumhafte Honorare für ihre Vorträge. Für uns sprach sie ausnahmsweise ohne Cash. Danke für Ihre Unterstützung, Frau Hofert.
Das Eheversprechen oder: Was man heutzutage von einem Traumarbeitgeber erwarten kann
Im Anschluss an Hoferts Keynote eröffnete unsere Digi Women Sarah Pust, die den Abend moderierte, die Talkrunde mit Ireen Baumgart, Nicole Mundl-Schmidt, Svenja Hofert und Susann Klebig.
Ireen Baumgart, eine der zwei Leiterinnen des Recruitment der Otto GmbH & Co AG, „küsst“ in ihrem Job ungefähr 750 potentielle Arbeitnehmer pro Jahr. Denn genauso viele Einstellungen nimmt ihre Abteilung jedes Jahr durchschnittlich vor. Sie gewährte Einblicke in ihre Arbeitsweise: „Wertschätzung der Mitarbeiter fängt schon im Bewerbungsprozess an.“ Dazu gehört, dass sie sich auf die Persönlichkeit des Bewerbers einlässt und darüber erfährt, ob er sich in der jeweiligen Stelle und im jeweiligen Team wohlfühlen würde. Bei ihren Bewerbungsgesprächen stellt sie immer wieder fest, dass Bewerbungsunterlagen, die nicht die Persönlichkeit des Bewerbers spiegeln, für beide Seiten frustrierend sind. Wenn der Bewerber sich zu sehr anpasst, nur das sagt was der Personaler wahrscheinlich hören will und sich mit allem zufrieden gibt wird er sehr schnell unglücklich sein. „Dann war die ganze Vorarbeit umsonst.“ Denn dann geht der Bewerbungsprozess von vorne los.
Bewerbungen, die nicht sofort auf eine Stelle passen, wandern bei Ireen Baumgart in den „Excellence Pool“ und bekommen Newsletter und Einladungen zu Events bis es eine passende Stelle gibt.
Der Antrag = die Stellenanzeige und der Erstkontakt
Nicole Mundl-Schmidt ist Personalreferentin bei uniquedigital und wollte als Erstes vom Publikum wissen was es vom Arbeitgeber erwarte. Wertschätzung, Offenheit und autonome Arbeitszeitgestaltung waren die ersten Antworten. Wichtig sei, solche Erwartungen zu kommunizieren. Denn es soll sich ja nicht nur der Arbeitgeber wohlfühlen. Und tut man es nicht, braucht man sich nicht zu wundern wenn man bald unzufrieden in seinem Job ist.
Die eigene Persönlichkeit nicht zu verstecken ist wichtig um eine Traumkarriere an Land zu ziehen, meinte Nicole. Darum achtet sie bei Vorstellungsgesprächen besonders auf die Persönlichkeit ihres Gegenübers und findet so Angestellte, die ins Unternehmen passen. Damit man sich immer wieder gerne „küsst“.
Ein Anliegen ist ihr die Vereinfachung von Stellenanzeigen: „Weg mit der Prosa! Ich frage mich da immer: ‚Wer liest sich das tatsächlich durch?'“ Bei den Anforderungen nicht mehr als fünf prägnante Stichpunkte. Plattitüden wie „teamfähig“, „belastbar“ und „flexibel“ weglassen, das kann man heutzutage voraussetzen. Und die Wortwahl so einfach wie möglich halten. Bei manchen Stellenanzeigen wisse der Bewerber selbst mithilfe des Wörterbuchs nicht was verlangt wird.
In guten und in schlechten Zeiten: Ohne Selbstmarketing geht es nicht
Auch Svenja Hofert war bei der Talkrunde dabei und machte klar, dass das Streben nach der Traumkarriere immer eine Menge Arbeit bedeute. „Wir reden ja hier von einer Traumkarriere und nicht von Jobs die keiner haben will. […] Da kann es sein, dass man einen Zwischenjob annimmt oder etwas lange Zeit aufbaut, einen Blog zum Beispiel. Oder unter Pseudonym Vampirromane schreibt. Geschenkt wird einem auf jeden Fall nix!“ Und manchmal muss man für die Traumkarriere auch einen Schritt zurück machen, um dann zwei nach vorn gehen zu können.
Professionelle Eheberatung vs. unseriöse Kuppler
Susann Klebig, Personalberaterin bei ThinkHeads, amüsierte das Publikum als sie manche Headhunter als „Lebenslaufschubser“ bezeichnete und von ihrem „Erziehungsauftrag“ berichtete. Sie versucht den Firmenleitungen beizubringen was nicht mehr geht. Dazu gehört: Keine Mütter einstellen, kein Homeoffice anbieten und an Präsenzzeiten aus den Zeiten der Industrierevolution festhalten: „Denn ein Mitarbeiter im Homeoffice ist oft effizienter.“ Auch wenn er im Schlafanzug vor dem Rechner sitzt.
Die besten Kandidaten findet sie hauptsächlich bei Xing. Aber sie sucht auch bei Twitter, in Gruppen und Blogs, in ihrem Netzwerk und per Direktmarketing. „Eigentlich überall, wo man sich profilieren kann.“ Ein paar Tipps gab sie auch gleich noch: Wer bei Xing gefunden werden möchte sollte auf branchenspezifische Verschlagwortung achten. Dabei gilt: Je spezifischer desto besser. Also nicht nur schreiben, dass man Projektarbeit gemacht hat, sondern das Kind ganz klar beim Namen nennen. Ganz wichtig ist auch, auf XING das Häkchen bei „an Karrierechancen interessiert“ zu setzen. Das kann man auch so einstellen, dass es der Arbeitgeber nicht sieht sondern nur User mit einem Recruiter-Zugang. Und man sollte natürlich Benachrichtigungen zulassen.
Die besten Tipps für die Traumkarriere
Zum Abschluss der Gesprächsrunde fassten die Speakerinnen in einen einzelnen, abschließenden Satz, zusammen, was sie ihren Zuhörerinnen mit auf den Weg geben möchten:
Ireen Baumgart: „Wisse, was du willst und werbe dafür.“
Nicole Mundl-Schmidt: „Networking – persönlich oder digital.“
Svenja Hofert: „Stell‘ dir konkret vor, was du möchtest und gehe unter Leute.“
Susann Klebig: „Alles was schon gesagt wurde. Und dann ruft ihr mich an!“
Alle Speakerinnen sprachen sehr offen über den schwierigen aber lohnenswerten Weg zur Traumkarriere, haben während des DMW Themenabends persönliche Erfahrungen geteilt und wertvolle Ratschläge gegeben. Eine Talkrunde zum Knutschen!
Wir danken unserem Gastgeber ThinkHeads für sein großzügiges Willkommen, der Firma mgm, das wir ihr wlan benutzen durften und unseren fantastischen Speakerinnen für ihren Input. Hier findet ihr noch mehr Blogbeiträge zu diesem Event:
Svenja Hofert fasst ihren Vortrag zusammen.
Sarah Pust hat ein Storify mit dem digitalen Feedback aus Twitter und Tumblr erstellt.