Konferenz im Kirchenschiff: Rückblick auf die Interactive Cologne

Graffiti-Wall auf der IAC. Foto: Clare Oberwinter
Grafitti-Wall auf der IAC. Foto: Clare Oberwinter
Vom 19. bis zum 25. Mai fand in Köln das Interactive Cologne Festival statt. An verschiedenen Orten und in Kooperation mit dem Medienforum NRW gab es zahlreiche Veranstaltungen in der Domstadt. Zentraler Ort war die Trinitatiskirche in der Nähe des Heumarkts, dazu kamen Veranstaltungen im Startplatz am Mediapark, in der Wohngemeinschaft, im Clusterhaus, im Designquartier Ehrenfeld und im Deichmannhaus direkt am Hauptbahnhof. Die Digital Media Women waren in diesem Jahr zum ersten Mal Kooperationspartner der Interactive Cologne. So hatten wir Gelegenheit, uns die Veranstaltung an allen Tagen anzuschauen. In diesem crowdgesourcten Beitrag lest ihr unsere Eindrücke sowie die unserer Verlosungsgewinnerinnen Claire Oberwinter und Coco Heger-Mehnert.

Christine Berding, DMW Köln

Orgateam und Strategie- und Konzeptberatung Pausanio

Christine Berding
Christine Berding
Foto: Helmar Miltner
Mein Highlight der diesjährigen Interactive Cologne war auf jeden Fall der Interactive Dom. Ein interaktives Orgelkonzert, bei dem mithilfe einer digitalen Schnittstelle die Töne der Domorgel in Farben umgewandelt wurden und so eine einmalige Erweiterung von Richters Domfenster auf den Smartphones der Besucher bildeten.

Was bleibt im Gedächtnis: Da fällt mir als erstes die außergewöhnliche Location Trinitatiskirche ein. Allerdings ist hiermit auch ein kleiner Kritikpunkt verbunden: Die Trinitatiskirche bot zwar einen imposanten, fast festlichen Rahmen für die Veranstaltung, lud viele Besucher aber nicht zum Verweilen und Netzwerken ein. Dass die Vorträge und Diskussionsrunden zum Teil nur über Kopfhörer zu hören waren, hat diesen Effekt leider noch verstärkt.

Mein Wunsch fürs nächste Jahr: Für 2015 wünsche ich mir definitiv mehr Frauen auf dem Podium! Darüber hinaus würde ich mir eine Stärkung des Themenstrangs Digital Society wünschen und eine Location, die mehr Raum für Dialog und Diskussion bietet.

Ute Blindert, DMW Köln

Quartiersleiterin DMW Köln, Herausgeberin Business Ladys/Trainerin, Speakerin, Moderatorin

Ute Blindert. Foto: Christine Sommerfeldt
Ute Blindert.
Foto: Christine Sommerfeldt
Mein Eindruck: Ich hatte mich riesig auf die Interactive Cologne gefreut, vor allem auch, weil sich die DMW als Kooperationspartner mit einbringen konnten. Eine Digitalkonferenz in Köln, das kann ja nur gut werden, dachte ich. Und in der Tat gab es einige tolle Vorträge, unter anderem von Günter Faltin, Professor an der FU Berlin und Gründer der Teekampagne, über Entrepreneurship, der sehr inspirierend war. Auch die Ideenwerkstatt von denkwerk machte richtig viel Spaß und brachte die große Gruppe sich unbekannter Menschen richtig zum Arbeiten und Ideen sprühen.

Besonders toll fand ich die Location Trinitatiskirche. In einem Kirchenschiff zusammenzukommen, das hat was. Es gab einige sehr interessante Themenblöcke, zum Beispiel zu E-Commerce mit Vertretern von DHL, REWE Digital und MeineStadt.de, die inhaltlich sehr spannend waren. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass es mehr „Brüche“ gegeben hätte, also mehr Leute, die nicht aus Unternehmen waren und die auch mal andere Ansätze in die Panels einbringen. Hier war der Call for Papers terminlich einfach schlecht gelegt (Start kurz vor Karneval, Deadline: Aschermittwoch), was zumindest für Rheinländer echte Schwierigkeiten bedeutete. Um mehr Leute zum Mitmachen zu bewegen, sollte das anders gestaltet werden!

Für das Jahr 2015 wünsche ich mir einen kompakteren Ort: Durch die vielen Stätten in Köln war es etwas zerfasert und man begegnete sich nicht so leicht, was ja die re:publica so spannend macht. Vielleicht könnte man da enger mit der KHM (Kunsthochschule für Medien) zusammenarbeiten, die auch sicher ein interessanter Partner wäre. Außerdem: Ein offenerer Call for Papers, so dass es zu echten Überraschungen kommt und mehr Spirit entstehen kann!

Brigitte Glatzel, DMW Köln

Orgateam, Beraterin bei der mibeg Unternehmensberatung

Brigitte Glatzel
Brigitte Glatzel
Foto: Teresa Rothwangl
Mit Spannung und Vorfreude startete ich am Donnerstag zur Interactive Cologne. Und mein erster Eindruck war wow, wow, wow! Wow, was für eine Location, wow, was für ein Programm, wow, genau so eine Veranstaltung brauchen wir hier in Köln! Mit der Trinitatskirche hat die Interactive Cologne ganz außergewöhnliche Räumlichkeiten gefunden. Das Digitale Quartett, Jochen Mai und Johnny Haeusler – bäm, bäm, bäm! Wirklich ein toller Auftakt an meinem ersten Tag. Am zweiten Tag dann die Staffelübergabe der Stipendiaten des MedienGründerZentrums NRW, interessante Gesprächspartnerinnen und -partner und als mein besonderes Highlight, mein Spaziergang auf einem Asteroiden dank Oculus-Brille!

Doch ein entscheidendes Element fehlte für mich auf der Interactive Cologne: Charakter! Dieses kleine Element, das eine Veranstaltung mit Energie und Leben versorgt und unvergessen macht. Natürlich kann man an der Stelle auch die geringe Besucherzahl bemängeln, die kleinen Details, die nicht sorgfältig genug durchdacht und geplant waren (nicht kommunizierter WLAN-Zugang, fehlende Twitterwall in der Networking-Lounge, mangelnde Interaktion bei den Talks durch die Kopfhörer und ähnliches). Ja, es war ungünstig, dass es noch weitere Veranstaltungsorte in anderen Vierteln gab. Dass die Nerds und Hacker, die noch im letzten Jahr für ein gewisses Flair gesorgt haben, jetzt im Design Quartier Ehrenfeld waren.

Doch wenn ich mir für das kommende Jahr und die Interactive Cologne 2015 was wünschen dürfte, dann wäre es, dass sie Charakter entwickelt. Dass aus den eigenen Erfahrungen und den Rückmeldungen der Besucher die richtigen Schlüsse gezogen und diese konsequent umgesetzt werden, damit wir im nächsten Jahr mit funkelnden Augen von der Veranstaltung erzählen können.

Coco Heger-Mehnert

Strategieentwicklung bei VRR AöR

Coco Heger-Mehnert
Coco Heger-Mehnert
Foto: Privat
Mein Fachthema „Mobilität“ war an einem der Veranstaltungstage Schwerpunktthema. Die Referenten und insbesondere auch der Moderator, das sei hier mal lobend erwähnt, waren hoch qualifiziert und es entstand eine spannende Diskussion. Hier gab es also viel neuen Input für mich. Schade war, dass kaum Raum für Fragen nach den einzelnen Session war.

Überraschend war die geringe Zuschauerzahl. Der Veranstaltungsort ist sicher extravagant, aber einer Veranstaltung, die auch zum Austausch anregen soll, nicht unbedingt zuträglich. So wies zum Beispiel die neben dem Hauptschiff gelegene Café-Lounge eine schlechte Akustik auf, so dass Gespräche kaum möglich waren.

Insgesamt fehlte mir beim Programm der Interactive Cologne ein klarer Fokus. Es gab sehr interessante Progammpunkte, die allerdings nicht schlüssig eingebunden waren. Dazu lag sie am Rande meiner Preiselastizitätsgrenze. Wäre ich nicht „Gewinner“ eines Tickets gewesen, hätte ich sie nicht unbedingt besucht.

Ich denke, es würde der Veranstaltung gut tun, die Themen der einzelnen Cluster zu schärfen. Im nächsten Jahr würde ich das Thema Mobilität in seiner Weiterentwicklung gern wieder sehen und hören. Es ist aus meiner Sicht und nicht nur, weil ich da  „Nerd“ bin, ein sehr zukunftsweisendes Thema im Zusammenhang mit Digitaltechnologien.

Claire Oberwinter

Social Media-Managerin und -Beraterin, Initiatorin der Plattform „Pänz wellkumme“, erste Infos dazu via Facebook

Claire vor der Grafitti-Wall. Foto: Claire Oberwinter
Claire vor der Graffiti-Wall. Foto: Claire Oberwinter
Der erste Eindruck stimmte schon mal: Die Location war toll, vor allem, da sie so außergewöhnlich war. Ich wunderte mich allerdings gleich zu Beginn über so wenige Teilnehmer (ca. 100 am ersten Tag), dachte aber, dass es wohl noch mehr werden würden. Falsch gedacht: Viel mehr Teilnehmer kamen nicht hinzu. Sehr schade, aber auch nicht verwunderlich, wie ich finde. Warum? Mir persönlich fehlte der klare Fokus bei diesem „Festival“. Bis zuletzt blieb für mich das Konzept und Ausrichtung sehr nebulös (und wie ich das mitbekommen habe, war ich nicht die Einzige).

Schade fand ich, dass so gut wie gar nicht getwittert wurde. Lag es daran, dass der Hashtag #interactivecgn kaum beworben wurde? Oder daran, dass nur wenige Teilnehmer einen Twitter-Account haben?

Ich bin vielleicht auch zu sehr BarCamp-verwöhnt, aber  auch die Interaktion zwischen den Vortragenden und dem Publikum war eher gering. Bei einem BarCamp sind die „Redner“ oder Sessionleiter absolut nahbar und man kann ganz einfach mit ihnen ins Gespräch kommen. Die eher elitäre Struktur des Interactive Cologne Festivals machte dies wesentlich schwieriger.

Jetzt höre ich aber mal auf zu meckern und erzähle auch mal etwas Positives: Sehr gefallen hat mir die digitale Graffiti-Wall, die von einem Unternehmen gesponsert wurde. Auf dieser konnte man mit einer Spraydose eine Wand bemalen, aber eben nur digital, das heißt man konnte Farben und Formen per Knopfdruck auswählen, die Wand „besprühen“ und das Bild anschließend wieder löschen. Spaß gemacht hat auch der Talk über das Quizduell, in dem die Macher des „TV-Quizduells“ über die Probleme, TV und eine Spiele-App zusammen zu bringen, geredet haben.

Im kommenden Jahr wünsche ich mir:  Mehr Steckdosen überall! Ich gehörte zu den wenigen Twitterern, die richtig aktiv dabei waren und hatte daher schnell Probleme mit meinem Smartphone-Akku. Außerdem wünsche ich mir eine kostenlose Verpflegung. Bei einem solchen Preis (250 Euro) kann man eigentlich erwarten, dass die Verpflegung mit abgedeckt ist.

Mein Fazit Ganz ehrlich: Wenn ich das Ticket nicht gewonnen hätte, wäre ich definitiv nicht zur Interactive Cologne gegangen, schon alleine weil ich den Ticketpreis viel zu hoch finde. Außerdem bestätigte sich für mich das, was ich schon beim Durchschauen der Schedule gefühlt hatte: Wofür genau steht diese Konferenz? Was will/soll sie erreichen? Was ist das Konzept? Das ist mir immer noch nicht so recht klar geworden.

Für mich persönlich hat sich die Interactive Cologne aber in einem Punkt ganz klar gelohnt: das berühmte Netzwerken! Ich habe einige der DMW Köln kennen gelernt und wir haben uns wunderbar ausgetauscht. Diese Kontakte, die ich an den zwei Tagen dort geknüpft habe, erachte ich als enorm wertvoll für meine berufliche Zukunft. Ich weiß schon, warum ich aktives Fördermitglied der DMW bin und fühle mich seit der Interactive Cologne umso mehr bestätigt, diesem Verein weiter treu zu bleiben und mich aktiv zu beteiligen. Danke, liebe DMW für einfach alles!

Nicole Hundertmark

Gastronomie-Beratung für Internet / Social Media Marketing / Gastronomie im Netz
Ich war an zwei Tagen im Design Quartier Ehrenfeld und habe den Hackathon besucht. Besonders den Hackfridge fand ich klasse! Davon habe ich ein paar Bilder mitgebracht:

Ähnliche Beiträge