Am 16. Januar hieß es „Lederhose und Dirndl“ beim größten Gründerevent Deutschlands mit Networking und Vortragsprogramm. Sogar einen Startup-Pitch gab es.
Zunächst ein Lob an die Veranstalter, die mit dieser zweiten Auflage schafften, Menschen aus ganz Deutschland nach München zu holen und sie zumeist auch noch in trachtenartige Gewänder zu bemühen. Oder, wie Annett Gläsel-Maslov so treffend formulierte: „Eine Veranstaltung wie diese ist wirklich nur in Bayern möglich. Dirndl, Lederhose, Weißwürste und Bier plus Vorträge, Seriosität und Businessgespräche in diesem Rahmen zu veranstalten, dazu gehört schon eine gehörige Portion Mut.“
Frauen und das „Bits & Pretzels“
Schon im Vorfeld fiel der Mangel an beteiligten Frauen auf und es gab einige öffentlich geführte Diskussionen dazu. Die DMWMuc wurden dann sehr kurzfristig um Unterstützung gebeten. Sehr sportlich für uns, besonders das „mal eben einen Pitch aus dem Hemdsärmel schütteln“. Aber hey, wir geben alles. Und mit Maren Lesche war sogar eine DMW aus Berlin auf der Bühne, die als einzige Frau unter den pitchenden sieben Startups war. Hier ein Ergebnis vorweggenommen: Sie wurde zweite und hat mit dem Startup TalkIt! technische Unterstützung von Microsoft gewonnen. Wir gratulieren!
„Löblich, dass Bits&Pretzels auf Einwände von außen im Vorfeld versucht hat, zu reagieren – wenn auch sehr kurzfristig. Unser Angebot zu Gesprächen und Feedback haben die Organisatoren jedenfalls.“ Su Steiger, Quartiersleitung DMW Muc
@Mellcolm Das finden wir auch! Wir haben über 50 angeschrieben und viele Absagen erhalten 🙁 — Bits & Pretzels (@bitsandpretzels) 9. Januar 2015
Netzwerken, Keynotes, Essen und Workshops
Was soll man sagen: In Tracht im Festsaal einer Brauerei beim Frühstück am Tisch mit vielen Unbekannten zu sitzen, war ungewohnt. Die Redner auf der Bühne hatten da schon mal Mühe, die volle Aufmerksamkeit zu gewinnen und durchzudringen, vor allem, da die Geräuschkulisse sie beinah übertönte. Richard Gutjahr führte durchs Programm, unter anderem mit Django Asül und Ilse Aigner (stellv. Ministerpräsidentin Bayern). Ich hätte mir ja eine Rede von Doro Baer (Bundestagsabgeordnete) gewünscht, leider twitterte sie nur.
Das sind doch die von diesem @Twitter an meinem Tisch! @gutjahr @MarkusBlume Ilse #Aigner #bitsandpretzels pic.twitter.com/6IAoDBu7Xc — Dorothee Bär (@DoroBaer) 16. Januar 2015
Auf Aigner folgte Josef Schmid (2. Bürgermeister München), von Parteifreunden gerne Sepp genannt. Der blieb sich treu und redete auf deutsch. Die folgende erste Gründer-Rede zur „Cloudera Funding-Story“ war ein wenig jahreszahlenlastig und lang.
Die grundlegenden Aha-Erlebnisse suchte man auch in der Trial-und-Error-Erfolgsgeschichte der Schazam-Gründer. Dafür legte Co-Founder & CEO von Hasoffers, Peter Hamilton, einfach mal eine deutschsprachige Operneinlage hin, um sich die volle Aufmerksamkeit der Zuhörer zu sichern.
… und Würm Valley statt Silicon Valley /cc @stockdorf RT @gutjahr: Bayern statt Bay Area https://www.youtube.com/watch?v=eowWLdb9O2w
— Benedikt Koehler (@furukama) 16. Januar 2015
In Konkurrenz zu Verköstigung und den Vorträgen auf der Hauptbühne liefen zudem verschiedene Gründer-Workshops. Zu erwähnen ist das Panel „What is good PR?“ mit Alexander Hoffmann, Stefan Keuchel und Colette Balou, das von Michael Praeturios moderiert wurde und bei den Teilnehmern gut ankam.
Pitch an Pitch
Ich blieb im Saal, um den sieben Speakern, die ihr Projekt in jeweils 90 Sekunden pitchten, zuzuhören. Gewinner des von Microsoft Ventures gesponserten Wettbewerbs wurde Datarella, das somit am Microsoft Ventures Accelerator Pitch 2015 teilnehmen darf. Doch auch Zweitplatzierte Maren Lesche und das drittplatzierte Startup Spoteffects freuten sich mit den Sieger über je ein Microsoft Azure Paket.
Und das sagen Teilnehmerinnen dazu:
Start-Up-Employee Verena Simon: „Als ich 2007 meine eigene GmbH gründete, war Netzwerken und Kontakte knüpfen für mich das A und O. Genau dafür ist B&P die perfekte Veranstaltung. Von nichts kommt eben auch nichts! Für mich persönlich war die Veranstaltung was das Netzwerken angeht super. Schade war leider die schlechte Akustik und von einigen Vorträgen (wie z.B. Tinder) hatte ich mir schlicht mehr erwartet.“
Table Captain Meike Leopold: „B&P verbindet meiner Meinung nach auf gelungene Weise die (schon länger etablierte) Digitalszene und die Entrepeneurszene. Die Veranstaltung ist quicklebendig, bietet auch für Leute, die nicht so im Thema drin sind, interessante Einblicke in die (Münchner) Start-Up-Welt und ist super fürs Networking, weil wirklich jeder daran interessiert ist, neue Kontakte zu machen und sich auszutauschen.“
Dmexco-Frau Birgit Köbl: „Hut ab, was die Organisatoren zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate auf die Beine gestellt haben. Persönlich könnte ich auf die Dirndl-Lederhosen-Nummer verzichten – aber aus PR-Sicht eine geniale Idee.“
Einhellig fiel das Urteil zum Referenten Thomas Huber von den Huberbuam aus: Entrepreneurin Annette Leonhard-MacDonald fasste zusammen: „Mein Highlight war Thomas Huber. Seine Bodenständigkeit, die Fähigkeit Menschen zu begeistern und zum Nachdenken zu bewegen ist toll und gerade in der hektischen Start-Up-Szene tut es gut daran erinnert zu werden, wie wichtig es ist innezuhalten, den Moment zu genießen und sich daran zu erinnern, welche Werte wirklich wichtig sind im Leben.“
Persönliches Mitnehms‘l von Table Captain Tanja Gabler: Zum ersten Mal Kapitän sein dürfen, wenn auch nur der von einem Tisch – aber was für einem! Highlight waren die Gespräche, die sich zwischen bisher Unbekannten entwickelten.
Metaio-Frau Anett Gläsel-Maslov, die beruflich auch eher in einer männerdominierten Szene unterwegs ist, formulierte diesen Denkanstoß zur Veranstaltung: „Ich denke, Frauen sollten weniger „Angst“ davor haben zu versagen bzw. weniger dem Druck unterliegen, sich mehr beweisen zu müssen. Das liegt aber immer auch am gesellschaftlichen Umfeld. Wer als Frau mit einer guten Geschäftsidee ums Eck kommt, wird (insbesondere in vielen Männerdomänen) erst mal kritisch(er) beäugt. Wer das eher als Herausforderung sieht, ist klar im Vorteil. Nur leider lassen sich viele Frauen auch davon einschüchtern. Meistens völlig zu Unrecht.“
Zu dieser Thematik verweise ich auf den Fernsehbeitrag und den dazugehörigen Text von Vera Cornette, die titelte: „Mehr Dirndl!“
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.