Für die Digital Media Women durfte ich beim ersten Startup Weekend Women in Hamburg vom 10. bis 12. April teilnehmen – und selbst als reine Beobachterin waren es wahnsinnig inspirierende Tage. So viel Energie, so viel Optimismus und eine hervorragende und herzliche Organisation! Und natürlich viele spannende Startup-Ideen. Einfach nur Bäm!
Mutmach-Atmosphäre: More Bäääääm!
Aber fangen wir von vorne an: Im Prinzip geht es bei einem Startup-Weekend darum, dass Menschen mit unterschiedlichen Ideen und Skills an einem Wochenende zusammenkommen und die besten Ideen in Teams gemeinsam weiter ausarbeiten. Am Sonntag Abend werden die Ideen dann vor dem Publikum und einer Jury präsentiert. Für das Startup Weekend Women hatten sich die OrganisatorInnen vorgenommen, die übliche Frauenquote von unter 30 Prozent mal auf den Kopf zu stellen. Das ist ihnen auch gelungen: Die Ratio lag bei 22% Männer und 78% Frauen bei 93 Teilnehmern!
Dabei ging es sowohl in der Kommunikation vorab als auch beim Event selbst stets darum, gemeinsam eine tolle Zeit zu haben, ganz unabhängig vom Geschlecht – die positive Atmosphäre machte es Frauen lediglich einfacher, sich einzubringen. Einige Teilnehmerinnen waren sich anfangs nicht sicher, ob sie ihre Idee pitchen sollen. Gute-Launer-Macher und Moderator Ümit gab den nötigen Schubs – und eine der Zweiflerinnen gehörte zwei Tage später zu den Siegerinnen. Ein schöner Erfolg!
Höhen, Tiefen und volle Kraft voraus
Wobei – und das habe ich an diesen zwei Tagen erkannt – es geht bei einem Startup Weekend gar nicht so sehr ums Gewinnen. Auch nicht unbedingt darum, danach zu gründen. Was im Vordergrund steht, ist das Lernen. Wer nur am Sonntag zu den finalen Präsentationen kommt, sieht zwar schöne Ergebnisse, hat das Wichtigste aber eigentlich verpasst: Die kleinen Dramen, wenn man sich ein Stückchen von der ursprünglichen, lieb gewonnenen Idee verabschieden muss, weil sie nicht so funktioniert wie gedacht. Die Teamdynamik mit all ihren Höhen und Tiefen. Das Diskutieren, Zweifeln, Zusammenraufen und schlussendlich gemeinsam Lösungen finden. Die neuen Kontakte. Die guten Tipps der zahlreichen Coaches. So ein Startup-Weekend ist ein Gründerleben im Schnelldurchlauf und macht vor allem Lust auf mehr.
Pitch, please!
Überrascht hat mich auch die Ideenvielfalt: Aus 33 Ideen wurden schließlich 11 finale Pitches für Sonntag. Die Jury, bestehend aus Sandra Fisher, Tanja Emmerling, Ramin Nikbin und unserer Mitgründerin Sanja Stankovic, hatte es nicht einfach.
- „Foodmakers“, ein Konzept für einen Hub von Food-Entrepreneurs
- „Nuba Box“, eine Geschenkebox für Neugeborene
- „Happy Afterlife“ ermöglicht selbst designte Grabsteine per 3D-Druck
- „Puerto Seguro“, eine Erste-Hilfe-Plattform für Immigranten im Netz und mit lokalen Events
- „Bring me to Art“, eine App für Kunstliebhaber mit Informationen zu Ausstellungen und Guided Tours
- „Crowdmate“ verknüpft einsame Konzertliebhaber
- „Cookings“, eine App um internationales, selbst gekochtes Essen in der Nachbarschaft zu entdecken
- „Zeitwert“ möchte jedem persönliche Biografien ermöglichen, indem sie zwischen Autoren & Leuten mit Geschichten vermitteln
- „Comate.me“ hilft bei der Suche nach dem geeigneten Mitbewohner über eine Vielzahl an Kriterien
- „Spizeclub“ ermöglicht individuelle Gewürzmischungen mit Erklärungen, Konfigurator und Rezepten
- „Skyette“ will Business Ladys passend zu ihrem persönlichen Stil einkleiden
And the winners are …
Best Pitch: Spize Club – eine Plattform auf der Gourmets sich ihre eigenen Gewürzmischungen zusammenstellen können, überzeugte mit einem durchdachten Gesamtkonzept und solider Rechenbasis.
Best Design: Bring me to Art – eine App die alle Informationen, die Kunstliebhaber brauchen ansprechend aufbereitet und perspektivisch sowohl Tickets als auch Guided Tours bieten soll.
Publikums- und Hauptpreis: Comate.me – eine Plattform zum Matching eines geeigneten Mitbewohners über eine Vielzahl an Kriterien. Jeder, der schon mal mit Unbekannten in eine WG ziehen musste, versteht das Potenzial dieser Idee auf Anhieb. Der Doppelsieg ist verdient!
Einen Preis hätte es auch für das Orgateam rund um Initiatorin Heide Peuckert geben sollen: Angefangen beim hervorragend ausgewählten Food-Sponsoring über eine Wand mit Briefumschlägen für alle, in denen man kleine Komplimente, genannt „Sugarcubes“ stecken konnte, sowie der Fotobooth am Ende für die tollen Teamfotos – hier wurde jedes Detail liebevoll geplant und das Motto „Less bla bla, more bäm“ war Programm.
Umso schöner zu hören, dass es dem Team selbst genauso viel Freude gemacht hat wie allen anderen Anwesenden.
Felix Handler, Orgateam
„Beim SWWHH war es ein passioniertes Orgateam, dass sich gegenseitig vertraute und damit auch die entsprechende Atmosphäre für die Teilnehmer schuf, um deren Ideen voll auszuleben und auszureizen. Wir als Organisatoren hatten auch viel Spaß über das ganze Wochenende und würden uns freuen, von den Ideen und Teilnehmern zu hören, wenn sie weiter auf ihrem Weg gegangen sind. Sie haben uns auch persönlich dazu inspiriert, für das Wochenende weit über das Erwartete hinaus zu gehen. Am Anfang wussten wir nicht, wie das Wochenende aufgenommen wird – feministisch, emanzipiert, euphorisch oder als „ein weiteres dieser Events“. Dass wir am Ende damit eine Welle losgetreten haben und weiblichem Unternehmergeist eine Menge an Gesichtern gegeben haben, die man weit sieht, hat uns positiv überrascht. Das spiegelte sich dann auch in der Teilnehmerrate (und der Warteliste) wieder.“
Ich bedanke mich, dass ich dabei sein durfte und gratuliere den Gewinnern. Ich bin gespannt, welche der Ideen es wirklich auf den Markt schaffen und werde das auf jeden Fall weiterverfolgen. Außerdem empfehle ich jeder von euch, die auch nur im entferntesten ans Gründen denkt, mal bei einem Startup Weekend teilzunehmen!
MEHR ÜBERS STARTUP WEEKEND HAMBURG
Mathias Jäger hat für Hamburg Startups einen Nachbericht geschrieben und Henning Groß hat über seine Erfahrungen als Coach gebloggt. Einige wunderschöne Eindrücke und tolle Statements gibt’s hier:
Startup Weekend Women Hamburg 2015 from UnternehmerTV on Vimeo.