#DMWKaffee mit … Nora Grazzini in Köln

In der Reihe #DMWKaffee mit … gehen Autorinnen dieses Blogs mit spannenden Frauen aus der Digitalbranche einen Kaffee trinken. Für diese Folge hat sich Brigitte Glatzel aus dem Kölner Quartier mit Nora Grazzini, Gründerin von Radbonus, getroffen.

#DMW: Nach 10 Jahren Agenturleben hat es dich – wie du selbst sagst – in die Gründerszene „gespült“. Kannst du uns erzählen, wie es dazu kam?

Nora: Ich wollte schon immer etwas aufbauen, das die Welt verbessert. Während meiner Tätigkeit in Agenturen haben mir als Dienstleister immer die Einflussmöglichkeiten dazu gefehlt. Als mir dann bei einem Startup-Weekend bewusst geworden ist, dass ich selbst ein Business aufbauen kann, habe ich mich in das Abenteuer gewagt. Und ich bereue keine einzige Sekunde, auch wenn mein Alltag als Gründerin eine ganz schöne Achterbahnfahrt ist.

Welche Idee steckt hinter Radbonus?

Radbonus ist ein Belohnungsprogramm für Radfahrer. Für gefahrene Rad-Kilometer bekommen unsere Nutzer von unseren Partnern finanzielle Prämien. Zu den Partnern zählen Krankenversicherungen, Arbeitgeber, Bike-Shops und noch viele mehr.

Nora Grazzini (Foto: Brigitte Glatzel)
Nora Grazzini
(Foto: Brigitte Glatzel)

Es gibt zahlreiche Hypothesen, warum es nur wenig Frauen in der Startup-Szene gibt. Wie erlebst du die Szene und hast du eigene Hypothesen dazu?

Die Frauen, die ich kenne, sind fachlich sehr kompetent und von Natur aus fleißig. Wenn sie sich trauen und dran bleiben, funktioniert es! Aber Frauen haben öfter nicht den Mut, den nötigen Schritt zur Gründung zu wagen und zu sagen: „Ich weiß NICHT alles, aber ich schaffe das, ich mache das und ich werde erfolgreich sein!“ Groß zu denken ist generell bei Frauen eher selten oder wird kritisch hinterfragt. Frauen versuchen, realistisch zu bleiben und untertreiben häufiger. Zum Gründen gehört neben der Fähigkeit, zu träumen, auch eine gehörige Portion Größenwahn. An dieser Stelle kann ich jeder Gründerin empfehlen, sich von der Startup-Szene in den USA inspirieren zu lassen, die mich dazu ermutigt hat, größer zu denken und weiter gesteckte Ziele anzustreben. Dieses Selbstbewusstsein sollten wir Gründerinnen in Deutschland noch viel mehr kultivieren.

Welche Tipps hast du für andere Frauen, die eine Gründungsidee haben bzw. sich in die Startup-Welt begeben möchten?

Mir hat es sehr geholfen auf Events zu gehen und mit Leuten zu sprechen. Im Gespräch merkt man, dass die anderen auch nur mit Wasser kochen und dass die wichtigste Zutat „Mut“ ist. Wenn man dann den ersten Schritt gewagt hat, heißt es: durchbeißen, kleine Schritte gehen, immer nur das machen, was JETZT am allerwichtigsten ist für den nächsten Schritt. Und viel verkaufen. Einfach ran an die Bouletten. Die Menschen sind doch freundlicher als man erwarten würde.

Was sind aus deiner Sicht die wichtigsten Kompetenzen, die man mitbringen sollte?

Definitiv Umsetzungskompetenz! Viele Menschen reden gerne und denken sich tolle Konzepte aus. Aber als Gründer musst du 1000 Dinge machen. Wenn du bei Vielem auf andere angewiesen bist, dauert alles einfach zu lange.

Als Designerin habe ich außerdem den Vorteil, dass meine Unterlagen immer gut aussehen und daher direkt Vertrauen schaffen. Das hat mir besonders am Anfang sehr geholfen.

Außerdem muss man unternehmerisch denken. Das kann erlernt sein oder angeboren. Aber du musst Umsatz generieren. Am Ende des Tages gehts halt nur darum, ob du das Business ins Laufen kriegst.

Welche nächsten Schritte sind für dich zu gehen?

Auf der B2B-Seite ist momentan unsere wichtigste Aufgabe das Partner-Netzwerk aufzubauen. Wir sind dabei darauf fokussiert, die Arbeitgeber und die Krankenkassen zu akquirieren, was eine zeitintensive und langwierige Aufgabe ist. Da ist jeder Kontakt hilfreich.

Auf der B2C-Seite bauen wir alle wichtigen Kommunikations-Kanäle auf. Vom Content-Marketing über die Erstellung von Kampagnen bis hin zum Aufbau unseres Supports für unsere Nutzer.

Obendrauf fallen alle internen Aufgaben an – Finanzierung sicher stellen, Strukturen aufbauen wie zum Beispiel unser CRM & Buchhaltung, Team zusammenstellen und und und.

Das hört sich nach reichlich Arbeit an. Kannst du noch Unterstützung gebrauchen und wenn ja, in welcher Form?

Das stimmt, ich kann mich vor Arbeit kaum retten. Vor allem suche ich gerade Praktikanten in allen Bereichen – vor allem im Marketing, Journalismus, Design, aber auch jemanden, der sich um die Finanzierungs-Bewerbungen kümmert.

Herzlichen Dank für das Gespräch und deine interessanten Einblicke, Nora!

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