Wie ver.di, LMU und die #DMW zusammenfanden, eine Umfrage zu starten …
Der Erste Münchner Digital Dialog im Rahmen der Münchner Webwoche eröffnete 2017 nicht nur den Dialog zwischen Rednern und Publikum, sondern begründete auch verschiedenste Vernetzungen innerhalb der Digital-Szene. Als beispielsweise Heinrich Birner, Geschäftsführer ver.di-Bezirk München & Region, erstmals auf der Digital Dialog Bühne seine Idee der Munich Digital Workers skizzierte, erntete er Begeisterung – und großes Interesse der Organisatoren. Eine Interessensvertretung für Solopreneure und Freelancer gab es bisher nicht. Aber bestand ein Bedarf dafür?
Die ersten Schritte
In verschiedenen Gesprächen wurden Herangehensweisen diskutiert und konkrete Schritte überlegt. Schnell war ein erfahrenes Team gebildet, das sich für die Grundsteinlegung der Munich Digital Workers engagierte: Heinrich Birner von ver.di, Prof. Hans J. Pongratz und Vesna Glavaski von der LMU München sowie Beate Mader und Carola Grimminger von den Digital Media Women. Gemeinsam arbeiteten Sie einen Fragebogen aus. Basierend auf diesen Ergebnissen planen die Organisatoren eine Informations- und Kick-off-Veranstaltung, um den offenen Austausch mit interessierten Gründern und Freischaffenden zu suchen. Sollte sich der Bedarf nach einer Interessensvertretung verdichten, werden weitere Aktivitäten folgen. Dafür sorgen die starken Netzwerke von ver.di und den Digital Media Women!
Die Arbeitswelt verändert sich insbesondere durch die digitalen Arbeitsformen in einem rasanten Tempo. Die Zahl derjenigen, die selbstständig arbeiten, nimmt laufend zu. Ob das auf längere Sicht so bleibt, ist zumindest offen. Wer vertritt aber deren Interessen gegenüber Auftraggebern und Lieferanten? Wer ist das Sprachrohr gegenüber der Politik? Noch entscheidender: Was sind eigentlich die Interessen oder Bedürfnisse der selbstständig arbeitenden Menschen? Für was brauchen sie Unterstützung? Können sie sich selbst vertreten oder braucht es eine kollektive Lobbyvertretung? Fragen, auf die es im Moment noch keine klaren Antworten gibt.
Mit der Online-Umfrage, die die Ludwig-Maximilians-Universität München (Prof. Hans Pongratz, Vesna Glavaski) jetzt gestartet hat, sollen dazu wichtige Erkenntnisse gewonnen werden. Die Gewerkschaft ver.di, in der schon tausende von sog. Solo-Selbständigen und Freiberuflern organisiert sind, unterstützt diese Befragung.
Heinrich Birner
Die Online-Befragung
Die Online-Befragung wird durchgeführt und wissenschaftlich ausgewertet von Prof. Dr. Hans Pongratz und Vesna Glavaski vom Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie forschen seit längerem zur Situation von Solo-Selbstständigen und Freelancern. Obwohl deren Zahl in den vergangenen 25 Jahren stark angewachsen ist, gibt es keine größeren Verbände und Organisationen, die deren spezifische Interessen vertreten. Selbstständige ohne Mitarbeiter/innen sind zwar in großer Zahl Mitglieder in Wirtschafts- und Berufsverbänden sowie in den Kammern des Gewerbes (Handel und Handwerk) und der Freien Berufe. Trotzdem haben die meisten dieser Verbände und Organisationen keine klaren Standpunkte und Forderungen, die sich speziell auf die Erwerbssituation dieser Gruppe richten. In der Folge haben sich viele kleinere Netzwerke, oft auf regionaler Ebene, gebildet, in denen sich Freelancer untereinander austauschen und sich gegenseitig unterstützen.
Aus wissenschaftlicher Sicht ist es nun besonders interessant zu erfahren, aus welchen Gründen sich selbstständig Erwerbstätige in dieser Form organisieren und welche konkreten Erwartungen sie an die eigenen Netzwerke, aber auch an die größeren Verbände richten. Die Online-Befragung ist ein erprobtes Mittel, schnell einen aussagekräftigen Überblick über derartige Erfahrungen und Anliegen zu erhalten. Die Qualität der Ergebnisse ist dabei besonders hoch, wenn auch zu den offenen Fragen (ohne Antwortvorgaben) freimütige und überlegte Stellungnahmen abgegeben werden. Zwar erfordern diese Antworten etwas mehr Aufwand in der Auswertung, doch bringen sie das Spektrum von Erfahrungen und Ansichten besonders gut zum Ausdruck. So lässt sich eine übersichtliche Bestandsaufnahme erstellen, die den Freelancern ebenso wie ihren Netzwerken und Verbänden eine klarere Standortbestimmung ermöglicht.
Die Akteure:
Digital Media Women
Carola Grimminger ist Kommunikationsprofi und Marketing Expertin, die frühzeitig auf Themen wie Online-Marketing, Social Media und Digitalisierung gesetzt hat. Sie studierte Informationsmanagement an der Hochschule der Medien sowie Electronic Marketing an der Bayerischen Akademie für Werbung und Marketing. Als erfahrene Marketing Expertin entwickelte Carola seit 1999 in internationalen IT-Unternehmen maßgeblich den Bereich Digital Marketing. Als Marketing Managerin war sie bis 2015 in einem globalen Biotech Konzern tätig und setzte sich dort für die integrierte Kommunikation mit Unterstützung von Web 2.0 Technologien und sozialen Medien ein.
2016 gründete sie Inventive Marketing und berät Unternehmen zu strategischem Marketing und zur digitalen Transformation. Mit ihrem Beratungsunternehmen und einem starken Expertennetzwerk möchte sie Organisationen unterstützen, kommunikative Herausforderungen in Zeiten der Digitalisierung zu meistern.
ver.di
Heinrich Birner, Jahrgang 1960 (deshalb kein Digital Native)
Geschäftsführer ver.di München & Region
15 Jahre Öffentlicher Dienst (Arbeitsamt) und danach 25 Jahre Gewerkschaft ÖTV, jetzt ver.di
Wahl-Münchner seit über 25 Jahren
Zweit-Wohnsitz im Saarland, dadurch auch Frankreich-Liebhaber
Freude an Philosophie und gutem Wein
LMU (Ludwig-Maximilian Universität München)
Prof. Dr. Hans J. Pongratz ist außerplanmäßiger Professor am Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität München (Kontakt: hans.pongratz@lmu.de). Er forscht zu Fragen des Wandels der Arbeit und der beruflichen Selbstständigkeit und beschäftigt sich in diesem Zusammenhang auch mit den Folgen der Digitalisierung.
Dipl.-Soziologin Vesna Glavaski promoviert an der LMU zu beruflichen Situation der IT-Freelancer.