Future Skill Digitalkompetenz: Mit KI die Zukunft gestalten

Future Skill Digitalkompetenz: Mit KI die Zukunft gestalten

von Sandra B. Stamer

Überblick

Wir leben in einer Zeit des Umbruchs – einer digitalen Revolution, die unsere Arbeitswelt, unsere Kommunikation und unser gesellschaftliches Miteinander tiefgreifend verändert. Technologien wie Künstliche Intelligenz entwickeln sich in rasantem Tempo – schneller, als wir sie vollständig erfassen oder kontrollieren können. Das bringt enorme Chancen mit sich, aber auch Unsicherheiten und Risiken.

Inmitten dieser Dynamik wird eines immer klarer: Digitalkompetenz ist keine Option mehr – sie ist eine Voraussetzung. Und sie bedeutet weit mehr als das Bedienen von Software. Sie befähigt uns, digitale Technologien nicht nur zu nutzen, sondern sie zu verstehen, kritisch zu hinterfragen und aktiv mitzugestalten.

Dieser Artikel beleuchtet, warum Digitalkompetenz heute eine der wichtigsten Zukunftskompetenzen ist – insbesondere im Kontext von KI. Er zeigt auf, welche Kompetenzfelder dazugehören, warum der Digital Gender Gap geschlossen werden muss, und wie Europa und Deutschland den Ausbau digitaler Fähigkeiten strategisch vorantreiben. Wir werfen einen Blick auf die Realität in Unternehmen, diskutieren kritische Perspektiven wie Deskilling – und zeigen, was jede*r Einzelne tun kann, um mit Haltung und Wissen die digitale Transformation mitzugestalten.

Denn Zukunft passiert nicht einfach. Zukunft wird gemacht – von uns allen.

Was ist Digitalkompetenz?

Für uns Digital Media Women ist Digitalkompetenz von grundlegender Bedeutung – denn sie beschreibt die Fähigkeit, sich sicher, kritisch und verantwortungsvoll in der digitalen Welt zu bewegen, moderne Technologien effektiv zu nutzen und digitale Inhalte zu hinterfragen. In einer zunehmend vernetzten Gesellschaft ist sie entscheidend – sei es für die gesellschaftliche Teilhabe, das lebenslange Lernen oder den (Berufs)Alltag.

Ein hilfreiches Modell zur Einordnung bietet das Digitale Kompetenzrad, das auf dem europäischen Referenzrahmen DigComp basiert und vom Center for Digital Dannelse in Dänemark entwickelt wurde1.

Es visualisiert sechs zentrale Kompetenzfelder:

  1. Technische Kompetenz – Geräte und Anwendungen bedienen.
  2. Informationskompetenz – Informationen suchen, bewerten, interpretieren.
  3. Kommunikation – digital kommunizieren und kollaborieren.
  4. Medienkompetenz – Inhalte verstehen, einordnen, reflektieren.
  5. Datenschutz & Sicherheit – digitale Identität schützen.
  6. Problemlösung & Gestaltung – digitale Tools kreativ und lösungsorientiert einsetzen.

Das Kompetenzrad macht deutlich: Digitalkompetenz ist vielschichtig, dynamisch und lebenslang zu entwickeln.

Digitalkompetenz und der Digital Gender Gap

Ein zentrales Anliegen der Digital Media Women ist es, den Digital Gender Gap zu schließen bzw. diesen in den kommenden Jahren nicht noch größer werden zu lassen – also die digitale Kluft zwischen den Geschlechtern. Laut D21-Digital-Index 2024/25 verfügen nur 49 % der Bevölkerung über digitale Basiskompetenzen, bei Frauen liegt der Anteil noch etwas darunter2.

Gleichzeitig sind Frauen in digitalen Berufen und der KI-Entwicklung weiterhin unterrepräsentiert. Hier machen sich immer noch die gesellschaftlich geschaffenen Stereotype und Rollenbilder bemerkbar. Sie beeinflussen früh die Berufswahl und das Selbstbild von Mädchen und Frauen. Die Sichtbarkeit von weiblichen Vorbildern aus z.B. der Tech-Branche ist zum Teil noch nicht gegeben. Es fehlen gezielte Förderungen im Schul- und Ausbildungssystem.

Digitalkompetenz ist deshalb auch eine Frage der Chancengleichheit. Wer nicht digital kompetent ist, bleibt außen vor – im Job, in der Bildung, im Alltag, bei gesellschaftlicher Teilhabe. Auch deshalb ist die Stärkung und der weitere Ausbau digitaler Kompetenzen bei Frauen nicht nur ein Bildungsziel, sondern auch auf vielen Ebenen ein Gleichstellungsthema, das strukturell angegangen werden muss.

Auch unser Alltag wird immer digitaler. Schon alleine die letzten Monate haben im Gesundheitsbereich so einiges von uns als Menschen abverlangt. Online-Arzttermine buchen, Videosprechstunden mit Ärzt*innen, E-Rezepte einlösen sowie diverse Gesundheits-Apps zur Überwachung von Blutdruck, Zyklus oder Fitness. Und da sind wir noch gar nicht bei dem Buchen von Zugtickets anhand der App, weil es keine Papiertickets mehr am Automaten gibt.

Unsere Vision: Eine digitale Zukunft, in der alle mitgestalten können, unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Alter. Dafür braucht es strukturelle Maßnahmen und Initativen, Vorbilder, Netzwerke und Entwicklungsangebote wie unsere DMWAcademy.

Gerade deshalb setzt sich auch Europa und Deutschland dafür ein, dass wir als Menschen jetzt fit gemacht werden.

Mehr zum Thema Digital Gender Gap? Hier geht’s zu unseren Podcast-Empfehlung: Potentiale nutzen von Mitarbeitenden in der digitalen Arbeitswelt

Warum Europa und Deutschland Digitalkompetenz fördern

Die EU verfolgt mit der Digitalen Dekade 2030 das Ziel, dass mindestens 80 % der Bevölkerung über grundlegende digitale Kompetenzen verfügen3. Deutschland setzt dies mit der Nationalen Digitalen Kompetenzoffensive um, die auf Bildung, Teilhabe und Wettbewerbsfähigkeit zielt4. So werden zum Beispiel gezielt Programme gefördert, die Schüler:innen und Auszubildende an das Programmieren, die Nutzung von KI oder den Umgang mit Daten heranführen. Oder auch Start-ups, die digitale Lösungen für Umwelt, Gesundheit oder Mobilität entwickeln – von Apps zur Energieeinsparung bis zu Telemedizin-Angeboten.

Ziel ist es, Bürger:innen zu befähigen, souverän mit digitalen Technologien umzugehen, Desinformation zu erkennen, digitale Innovationen mitzugestalten – und so langfristig die digitale Souveränität Europas zu stärken.

KI in Unternehmen: Status quo und Herausforderungen

Laut dem Statistischen Bundesamt nutzte im Jahr 2024 bereits jedes fünfte Unternehmen (20 %) in Deutschland KI-Technologien5.

Besonders Großunternehmen (48 %) setzen KI ein, während kleine Unternehmen mit 17 % deutlich zurückliegen. Am häufigsten kommen Technologien wie Textanalyse, Spracherkennung und Sprachgenerierung zum Einsatz.

Gleichzeitig zeigt eine aktuelle BCG-Studie: 67 % der Beschäftigten in Deutschland nutzen generative KI regelmäßig am Arbeitsplatz6. Häufig handelt es sich hier um eine generative KI, die nicht vom Arbeitgeber gestellt wird.

Der EU AI Act: Schulungspflicht und „KI-Führerschein“

Seit dem 2. Februar 2025 ist der EU AI Act in Kraft. Unternehmen, die KI-Systeme entwickeln oder nutzen, sind verpflichtet, sicherzustellen, dass ihre Mitarbeitenden über ausreichende KI-Kompetenz verfügen8.

Dazu gehören:

  • Verständnis für Chancen und Risiken von KI,
  • rechtliche und ethische Grundlagen,
  • menschliche Aufsicht über KI-Systeme.

Ein strukturierter Schulungsnachweis – oft als „KI-Führerschein“ bezeichnet – wird empfohlen, um die Anforderungen zu erfüllen7.

Kritische Perspektive: Deskilling und Auswirkungen auf das Gehirn

Ein oft übersehener Aspekt der KI-Nutzung ist das sogenannte Deskilling – also der Verlust kognitiver Fähigkeiten durch Automatisierung. Eine aktuelle Studie des MIT Media Lab zeigt: Wer regelmäßig mit KI-Tools wie ChatGPT arbeitet, zeigt signifikant geringere Gehirnaktivität – insbesondere in Bereichen wie Kreativität, Planung und Selbstreflexion9.

Die Forscher:innen sprechen von einer „kognitiven Schuld“: Wer zu oft auf KI zurückgreift, verlernt eigenständiges Denken – und das bereits nach kurzer Zeit.

Bildung, Austausch, Empowerment

Wie können wir Digitalkompetenz im Bereich KI fördern? Drei zentrale Hebel:

  1. Bildung: KI muss fester Bestandteil schulischer und beruflicher Bildung sein – für alle.
  2. Austausch: Netzwerke wie die Digital Media Women bieten Räume für Diskussion, Wissenstransfer und gegenseitige Unterstützung.
  3. Empowerment: Frauen müssen gezielt ermutigt und befähigt werden, sich mit KI auseinanderzusetzen – als Nutzerinnen, Entwicklerinnen und Gestalterinnen.

Zukunft aktiv gestalten – mit Haltung und Kompetenz

Digitalkompetenz ist kein Selbstzweck. Sie ist Voraussetzung für eine gerechte, inklusive und nachhaltige digitale Zukunft. Wer KI versteht, kann sie nicht nur nutzen, sondern auch hinterfragen, weiterdenken und verbessern. Und genau das brauchen wir: Menschen, die mit Haltung und Kompetenz die digitale Transformation gestalten.

Gemeinsam Zukunft gestalten: Warum wir das KI-Festival ins Leben gerufen haben

Mit all diesen Entwicklungen, von der digitalen Revolution über den Digital Gender Gap bis hin zu den Herausforderungen durch KI, ist klar: Wir brauchen Räume, in denen wir gemeinsam lernen, diskutieren und gestalten können. Genau deshalb haben wir das KI-Festival der Digital Media Women ins Leben gerufen.

Unser Festival ist ein Ort der Begegnung, der Inspiration und des Empowerments. Hier zeigen 12 DMW-Speakerinnen von Juli bis September 25 ihre Formate und bringen auf angenehme und ansprechende Art und Weise Menschen zusammen – mit Raum für gemeinsames Lernen.

Denn: Digitale Transformation ist kein Selbstläufer. Sie braucht dich.

Was kannst du tun?

Ob du gerade erst anfängst oder schon tief im Thema bist: Du bist Teil dieser Zukunft. Und gemeinsam können wir sie gestalten – kompetent, kritisch und kreativ.

Quellen:

1: Digital Competence Wheel – Center for Digital Dannelse

2: D21-Digital-Index 2024/25

3: EU-Kommission – Europas digitale Dekade

4: Initiative D21 – Nationale Digitale Kompetenzoffensive

5: Statistisches Bundesamt – KI-Nutzung in Unternehmen 2024

6: BCG-Studie „AI at Work 2025“

8: SIHK – KI-Schulungspflicht nach EU AI Act

7: Appsphere – KI-Führerschein nach EU AI Act

9: CHIP – MIT-Studie zu KI und Gehirnaktivität

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