Als Bundeskanzlerin Angela Merkel 2016 zum Thema Digitalisierung befragt wurde, brachte sie einen Standpunkt ins Spiel, den auch wir uns als einleitende These zu unserem virtuellen Meet-up am 24.4.2017 zunutze gemacht haben: Programmieren sollte an deutschen Schulen als grundlegende digitale Kompetenz gelehrt werden (hier geht’s zum Artikel). Zusätzlich haben wir das EU Framework zu digitalen Kompetenzen angesprochen. Damit tauchten wir in eine spannende Diskussion zur Diversität digitaler Kompetenzen ein.
Welche Fähigkeiten bestimmen die digitale Kompetenz?
Ausgehend von der Einstiegsthese haben wir zunächst hinterfragt, warum das Programmieren als solch’ wichtige Kompetenz gesehen wird. Im Grunde waren wir uns im kleinen Kreis von zehn Personen einig: Die Basis des Programmierens bildet das Erfassen komplexer Sachverhalte und bricht diese schließlich in eine übersichtliche Struktur herunter. Die Digitalisierung bietet mittlerweile ein Schlaraffenland aus allerhand Plattformen und Werkzeugen zur Verarbeitung und Aufbereitung von Inhalten. Um diese jedoch angemessen zu nutzen, müssen wir die Fähigkeit besitzen, klare Ziele zu setzen, Arbeitsabläufe zu strukturieren und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Gleichzeitig braucht es das vernetzte Denken, nämlich Informationen aus einem Bereich für einen anderen nutzbar zu machen. Die Fähigkeit zum vernetzten Denken bildet ebenfalls einen wichtigen Pfeiler digitaler Kompetenz, da nur so Synergien und Schnittstellen geschaffen werden können.
Die stetige Verfügbarkeit von Informationen und Möglichkeiten setzt weiterhin voraus, dass wir reflektieren und differenzieren. Wo kommen Informationen her und wie bewerte ich sie richtig? Und auch andersrum gedacht: wem gebe ich meine Daten und wie viel sind diese letztlich wert?
Wie stellen wir sicher, dass bereits während der schulischen Ausbildung ein umfassendes Training umgesetzt wird?
Einigkeit herrschte darüber, dass Medienpädagogik als festes Fach bereits in der Schule unterstützt werden sollte. Ergänzend bietet das Programmieren, wie bereits beschrieben, sehr gute Grundlagen. Neu ist der Ansatz jedoch nicht. Bereits seit Jahrzehnten wird dieses Fach an unterschiedlichen Schulen angeboten.
Eine Frage hat uns den ganzen Abend herumgetrieben: Wer wird die neuen Kompetenzen unterrichten? Denn schauen wir auf die Fakten: Lehrplan und staatlich finanzielle Bezuschussung werden nur zum geringen Teil durch „Digital Natives“ bestimmt. Abgesehen davon, kann es kaum in einem realistischen Rahmen liegen, sämtliche Schulen umgehend digital aufzurüsten. An der Stelle sind die Schulen dankbar über Sponsoren. In diesem Zusammenhang wird es wiederum umso wichtiger, dass Schüler lernen, differenziert über die Quellen nachzudenken und autonom zu handeln.
Das Wissen um die Nutzung digitaler Medien: wie schützen wir uns ausreichend und wie können wir unsere Kinder angemessen vorbereiten?
Die Fähigkeit, Medien digital zu nutzen, beinhaltet für uns ganz klar das Wissen und Anwenden eines angemessenen Schutzes von Daten und Personen. Nicht nur das Nutzen sicherer Passwörter und die regelmäßige Pflege der Cookies, sondern auch der selbstbewusste Umgang mit dem Thema Cybermobbing stehen hier im Vordergrund. Hierzu gibt es bereits Initiativen, wie zum Beispiel die digitalen Helden.
Wir als #DMWrm haben uns an dieser Stelle vorgenommen, noch mehr in das Thema der digitalen Sicherheit einzutauchen und es im Rahmen eines Themenabends aufzunehmen.
Wie können wir uns auf die Weiterentwicklung bestimmter Berufsfelder vorbereiten und welchen Einfluss nimmt diese Entwicklung auf das Frauenbild?
An der Stelle sind wir explizit auf den Werdegang einer #DMW zu sprechen gekommen. Sie ist nicht im klassischen Sinne ein „digital Native“ und hat die Entwicklung des Berufsbildes „Vorstandsassistenz“ erlebt: von der Schreibmaschine zum PC. Heute ist sie Social Media Managerin. Für sie war durchgehend die entscheidende Frage, wie sie die jeweiligen Inhalte mediengerecht aufbereitet. Auf ihrem Weg war sie bereit, Experten zu befragen und neue Werkzeuge zu nutzen. Selbstständig und proaktiv war sie in der Lage, die Transformation vom analogen zum digitalen Beruf zu bewältigen.
Hitzig wurde nun darüber diskutiert, welche Mittel Eltern haben, um ihren Kindern den richtigen Weg zu weisen und sie auf die selbstständige Weiterbildung vorzubereiten. Letztlich gibt es an der Stelle keine finale Lösung. Wir sind permanent von Wandel umgeben und jede Generation muss ihren Weg finden. Wenn wir uns jedoch im Rahmen der Ausbildung immer wieder die Fähigkeiten hinter der digitalen Kompetenz vor Augen führen, dann legen wir den Grundstein.
Digitalisierung ließ sich für uns nicht ohne die Veränderung des Frauenbildes diskutieren. In einer Runde von zehn Frauen wünschten wir uns alle in der Kindheit weiblichen Vorbilder in den Büchern, jenseits der Märchenprinzessin. Es ist an der Zeit, dass Kinderbücher über Onlineredakteurinnen, Programmiererinnen und Geschäftsführerinnen schreiben. Besonders im Beruf werden Frauen und Männer noch nicht gleichberechtigt. Dieser Wandel jedoch bietet eine Chance Berufsbilder auch für Frauen zu verändern und die Grundlage beginnt in der Ausbildung.
„Search inside yourself“ & #omline – Digital Anspannung bewusst abbauen.
Sich bewusst aus dem digitalen Alltag herauszunehmen, ist eine neuere und heutzutage extrem wichtige Kompetenz. Es braucht digitale Auszeiten. Nicht umsonst hat Google das Programm „Search inside yourself“ mit tibetanischen Mönchen aufgesetzt und Yoga wird unter dem Hashtag #omline bekannter. Ist das persönliche Ziel mit der Digitalisierung erreicht, so muss man auch den Rückweg in die analoge Welt finden und sich dort beispielsweise mit einem Spaziergang „runterfahren“.
Neue Chancen und Herausforderungen für umfassendes Wissensmanagement.
Die ständige Erreichbarkeit und das vielseitige Medienangebot beschleunigen nicht nur das Privatleben, sondern auch die Arbeitswelt. Die Struktur in Teams muss neu ausgerichtet werden und hier heißt es, Mut haben, um neue Erfahrung zu sammeln und Agilität zu sichern. In der Zusammenarbeit von virtuellen und interdisziplinären Teams heißt es gleichzeitig Verantwortung abzugeben und anzunehmen. Täglich bekommen wir die Chance neu zu lernen und somit ist ein umfassendes Wissensmanagement gefordert.
Auch wir #DMWrm haben an diesem Abend viel gelernt und hätten noch viel länger diskutieren können. Wir sind uns einig, dass programmieren an deutschen Schulen und die damit verbundenen Grundlagen künftig einen essentielle Rolle einnehmen sollten. Unsere Diskussion hat gezeigt, welchen Mehrwert ein Fachbereich auf unterschiedliche Personen- und Berufsgruppen haben kann und wir möchten einige dieser Themen in kommenden Veranstaltungen aufgreifen.
Vielen Dank an alle Teilnehmerinnen für diesen spannenden Wissensaustausch.