Gelesen: "Nett ist die kleine Schwester von Scheiße"

Rebecca Niazi-Shahabi: "Nett ist die kleine Schwester von Scheiße. Danebenbenehmen und trotzdem gut ankommen." Foto: Piper

Was gibt’s für (neue) Sachbücher zu unseren Themen: Digital, Media, Women? Diese Frage wollen wir hier hin und wieder stellen – und beantworten. Los geht’s mit einem Anti-Benimm-Ratgeber der Smalltalk-Expertin Rebecca Niazi-Shahabi: „Nett ist die kleine Schwester von Scheiße. Danebenbenehmen und trotzdem gut ankommen“.

Darum geht’s: Rebecca Niazi-Shahabi ist Werbetexterin, Journalistin und Autorin, hat laut eigener Aussage mit zehn Jahren aufgegeben, die Benimm-Vorstellungen anderer Leute zu erfüllen und zieht das anscheinend konsequent durch. So legt sie unfreundlichen Kunden auch schon mal einen Brief wie „Lieber Daniel, wenn du kein Arschloch mehr bist, kannst du mich ja anrufen. Rebecca“ auf den Schreibtisch.

Die Autorin rät: Da viele Menschen heute gar nicht mehr wissen, was gutes Benehmen objektiv bedeutet und wie man sich bei Betriebsfeiern und Co. verhält, solle jeder seine eigenen Regeln für gutes Benehmen aufstellen. Oberste Maxime dabei: Kants kategorischer Imperativ und die goldene Regel „Was du nicht willst, was man dir tu, das füg‘ auch keinem anderen zu“. Das Sahnehäubchen für die eigene Authentizität sei dabei, möglichst viel Charme und Charisma aufzubauen und sich dann systematisch anders zu benehmen, als erwartet. Die Essenz des Buches ist: Sei lieber authentisch, als angepasst, und verlier nie, nie, nie deine Würde – egal ob bei der Jobsuche, beim Flirt oder in der Spiritualität. Und: Wer nett ist, wird übersehen, wer sich daneben benimmt, bleibt in Erinnerung.

DMW-Themen: Die Autorin zitiert diverse Studien und fasst zusammen: Frauen setzen zu sehr auf Fleiß und Können, um ihre Karriere voranzubringen, während Männer abends ein Bier trinken gehen und dann die Jobs bekommen, die unter der Hand vergeben werden. Dabei sind unverbindliche Beziehungen und lockere Kontakte für die Karriere hilfreicher, als nahe, enge Beziehungen wie unter Freundinnen, Verwandten und Nachbarn. (S. 176 ff).

Pageturner oder Sleeptimer? Unterhaltsam geschrieben, aber kein Must-have-Ratgeber.

Uiuiui: Niazi-Shahabi gibt sehr konkrete, wenn vielleicht auch nicht immer ganz ernst gemeinte Ratschläge, wie in den Strategien zur Jobsuche: „Machen Sie in der Agentur für Arbeit einen möglichst schlechten Eindruck“ (um in Ruhe gelassen zu werden), „Fordern Sie viel und zeigen Sie sich wie Sie sind“ in den Tipps zum Bewerbungsgespräch. Meine Meinung: Diese pauschalen Ratschläge können auch bös ins Auge gehen …

Ein charakteristischer Satz: „Ich bin so, wie ich bin, und damit werden die anderen schon fertig.“ (S. 43)


Rebecca Niazi-Shahabi „Nett ist die kleine Schwester von Scheiße. Danebenbenehmen und trotzdem gut ankommen“, Piper Verlag, 8,95 Euro.

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