In diesem Jahr waren wir erstmalig Medienpartner bei der Digital Marketing & Media SUMMIT (mit dem Hashtag #d2m12, den ich mir dann nach zwei Tagen auch endlich merken konnte) und als Ambassador war ich mit vor Ort. Die Zielgruppe war von Anfang an klar und deutlich definiert: Vertreter von Unternehmen und deren Pendant, die Social Media Berater und Dienstleister.
Bereits vorab führte ich an, dass die Schere zwischen Theorie („Klar machen wir Social Media„) und Realität („Lass mal irgendwas mit Facebook machen.„) noch immer sehr groß ist. Die Summit brachte mir persönlich diesbezüglich wenig neue Erkenntnisse: Die meisten vorgestellten Cases spiegeln die aktuelle Social Media Landschaft in Deutschland sehr authentisch wieder. Sie sind nett, ganz charmant – mal mehr, mal weniger – mehr aber auch nicht.
In kaum einem Unternehmen wird Social Media als ernsthafter Teil der interdisziplinären Kommunikationsstrategie akzeptiert, geschweige denn implementiert. Wie ist der ROI? Welche KPIs legen wir fest? Lauscht man den Gesprächen, stellt man fest, dass auf Agenturseite häufig das Gleiche gilt. Agenturen, welche sich auf Social Media spezialisieren, haben ihre Berechtigung, kommen jedoch oft nicht zum Zuge, da die meisten Etats dann doch bei der Stammagentur verbleiben. Andererseits ist es meines Erachtens total berechtigt den Bereich an die PR bzw. bestehende Kommunikationsagentur anzudocken, oder sagen wir es mal so: PR ohne 2.0 hat eigentlich keine Zukunft mehr. Anspruch erheben wollen aber auch die Klassik- und die Online-Agentur. Und überhaupt: Das klassische Agenturmodell wird doch eh nicht mehr lange Stand halten! Und nun kommt noch die Unternehmensseite dazu: Wer will schon Agenturwildwuchs und mehrere Agenturen die nebeneinander oder vielleicht sogar gegeneinander arbeiten? Muss Social Media nicht aus dem Unternehmen direkt kommen? Ist es sonst nicht unauthentisch? In der Tat ein Dilemma.
Ist es dieses Dilemma, das einen so langsam ermüdet? Dass man einfach einfach keine Lust mehr hat und sich denkt: Dann lass die Kanäle halt Kanäle sein. Gespräche zwischen Social Media Beratern, Dienstleistern und Verantwortlichen in Unternehmen erwecken teilweise den Eindruck, als wären sie mehr „Selbsthilfegruppe“ als „Wissensaustausch“. Seit Jahren diskutieren wir das Gleiche, reden uns den Mund fusselig, propagieren diesen neuen Medienwandel und die Auswirkungen auf Unternehmen. Macht den Kunden! Macht den Rezipienten! Und am Ende entscheidet doch die Media. Seien wir doch mal ehrlich: Das ist doch alles überbewertet. Zumindest wenn man einen Blick auf die meisten Cases (nicht nur auf der Summit, sondern generell) wirft. Verabschiedet euch von der Theorie (die toll klingt!), zumindest im „Marketing“. Machen wir doch einfach wieder irgendwas mit Medien…
Und dann stellt man fest: Es gibt sie doch, diese sozialen Medien. Weil zwischen all dem Einheitsbrei und diesen netten Cases ganz plötzlich Lichtblicke auftauchen. Und dann denkt man sich: Wenn alle es wirklich wollen und an einem Strang ziehen, dann sind diese sozialen Medien für Unternehmen und Medienvertreter großartig und sie machen richtig Spaß und man will mehr davon.
Meine Lichtblicke im Rahmen der Digital Media & Marketing SUMMIT (ja, das ist eine persönliche Wahrnehmung und ich hoffe, dass die anderen Vortragenden sich nicht zu sehr ärgern, weil mir klar ist, dass trotzdem ganz viel Arbeit in ihren Projekten drin steckt. Aber häufig sind die Mittel eben beschränkt, nämlich dann, wenn nicht alle mitziehen. Leider kann man das nicht immer allein verändern bzw. beeinflussen.) waren die Vorträge von Jochen Mai, Social Media Manager bei Yello, und Daniel Fiene, Redakteur und Moderator bei der Rundshow.
Was mir beim Yello Case gefiel:
- Zitat Jochen: „Weil es „Social“ und nicht „Sales“ Media heißt.„
- Dass das Blog namens BlogHaus im Zentrum der Aktivitäten steht
- Dass es das BlogHaus auch wirklich gibt
- Dass die Kanäle nicht einfach Kanäle sind, sondern durch „Paten“ zielgruppengerecht bedient werden
- Dass die Kanäle so hübsche Bilderrahmen haben
- Dass es Carlo und Judith auch wirklich gibt
- Dass ich ernsthaft überlege, mal ein Steak im Waffeleisen zuzubereiten
- Dass die Protagonisten nicht einfach Protagonisten, sondern Mitarbeiter sind
- Dass man einfach merkt, dass die alle richtig Spaß haben
Was mir bei der Rundshow gefiel:
- Dass der BR das wirklich durchgezogen hat
- Die Erkenntnis, dass das was im Netz gilt nicht unbedingt auch in anderen Medien gilt. Und umgekehrt!
- Dass Twitter der beste Kritiker ist und die Rundshow der Beweis, dass Redakteure einfach mal darauf hören sollten
- Die App. Ich will sofort eine App, mit der ich interaktiv in das Geschehen von Talkshows eingreifen kann.
- Experimente sind toll: Ja, Social TV ist ein Buzzword, aber auch eine Chance. Ich will mehr davon!
Mach es doch besser! Wer nun denkt, ich musste Frust rauslassen, der irrt. Ich musste nur mal sagen, was gesagt werden musste. Trotz gefühlt tausender „Social Media Experten“ sind wir in Deutschland kaum einen Schritt weiter. Weder im Kommerziellen, bei den klassischen Medien, noch im Politischen. Noch immer ist das Agieren im „Web 2.0“ häufig auf das Engagement einzelner Leute zurückzuführen. Ein grundlegender Wandel kann von einigen wenigen natürlich angestoßen, aber nicht vollzogen werden. Es gibt noch soooo viel zu tun!
Vielen Dank an Kongress Media für die Medienpartnerschaft und die tolle Zusammenarbeit. Dank gilt auch, wie immer bei Konferenzen, allen Teilnehmern für das Zusammensein und die vielen konspirativen Gespräche. Bis zum nächsten Mal!
Einen schönen Überblick über den ersten Tag, gibt es übrigens bei espresso digital.