In einem gewissen Alter war es nicht nur akzeptierte Tradition, einen selbstgemalten Gutschein zu verschenken, sondern wurde mit so einem niedlichen „Awwwwww“ belohnt, wie es viele heute vor allem für Katzenbilder im Netz übrig haben. Dann kam der Punkt, ab dem auf einmal kommerzielles Schenken – bei vielen, sicher nicht allen – an der Tagesordnung war. Als würde der sicherste Weg ins Herz anderer Menschen über materielle Dinge führen.
Das wunderbare Web-Projekt „Zeit statt Zeug“ setzt hier an und will „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“, verspricht die Seite: „Den guten Freunden schenken wir gemeinsame Zeit. Der Welt weniger Verbrauch.“ Hier kann ich einen gemeinsamen Kochabend statt eines Kochbuchs verschenken oder gemeinsames Fotogucken statt eines Fotoapparats. Mit den passenden Fakten zur Entscheidungshilfe wartet „Zeit statt Zeug“ auch auf; zum Beispiel erfahre ich zur Geschenkidee „Puppentheater statt Spielzeug“, dass fast zwei Drittel der Puppen ungenutzt zu Hause liegen bleiben. Wenn das kein Grund ist, mal wieder zu schenken wie im Grundschulalter!
Weil ich wohl nicht die einzige war, die sich das wünschte, hat die verantwortliche Agentur vor ein paar Tagen sogar noch die Möglichkeit geschaffen, ein eigenes Geschenk zu erstellen. Nach der Auswahl geht es dann weiter zum Design der E-Card, wobei etwas Gestaltungsfreiheit an dieser Stelle noch schön wäre. Immerhin ist zeit-statt-zeug.de in seiner jetzigen Form auch geeignet für alle, die es mit dem Gestaltung oder Selbermachen nicht so haben. Denn alles, was ich jetzt noch tun muss, ist: E-Card-Design wählen und zum gewünschten Zeitpunkt verschicken.
Kleiner Bonus: Die E-Cards können beim Versand auch auf ein bestimmtes Datum vorprogrammiert werden, zum Beispiel einen anstehenden Geburtstag. Dann bekommt der Empfänger bis zu eben dem Tag nur einen Countdown zu sehen. Vorfreude an der Grenze zum nervösen Wahn 😉
In abgewandelter Form zuerst erschienen auf „Spiegel Online“.