Zugegebenermaßen hätte mich der Titel der diesjährigen Digital Marketing & Media Summit allein nicht zum Besuch motiviert. Ich konnte mir nichts Konkretes unter der 360-Grad-Experience vorstellen und fragte mich, ob diese Betrachtung nicht wieder nur ein neues Buzzword sei. Kann man anders agieren und kommunizieren als umfassend unter Beachtung aller „Himmelsrichtungen“ bzw. aller Akteure? Ich denke nicht. Braucht das eine strategische Betrachtung? Vielleicht.
„The web is being rebuilt around people“ Paul Adams, Facebook.
Auf jeden Fall wurde ich positiv überrascht. Die Veranstaltung war kleiner als erwartet. Das wirkte sich positiv auf alle Sessions und das Networking aus. Die lockere Atmosphäre führte zu mehr Interaktivität mit den Vortragenden und zu mehr persönlicher Gesprächen in den Pausen. Der Tadel, den man auf vielen anderen Kongressen hört, dass Zeit und Möglichkeiten für Networking immer zu kurz kommen, gilt hier definitiv nicht.
Am ersten Tag gab es außer den Keynotes fast ausschließlich Best Practice Beispiele kleiner und großer Organisationen. Die Kritik, die u.a. auch im Abschluss-Feedback kam, dass es zu viele Cases großer Firmen waren, kann ich nicht teilen. Erstens habe ich das auf anderen Kongressen eher noch extremer erlebt, zweitens braucht man immer Phantasie, um Beispiele für die eigenen Bedürfnisse umzuwandeln und zu verwenden. Best Practice birgt allerdings eher das Risiko von zu viel Eigenwerbung für die Firmen der Referenten. Es ist immer eine Gradwanderung, die nicht alle beherrschten. Aber es gab genug positive Inspirationen. So wurden die Vorträge überwiegend als hilfreich beurteilt. Von den DMW waren übrigens Melanie Gömmel vom WWF und Anna Neumann von Dawanda unter den guten Referentinnen.
Unser DMW-Mitglied Sandra Roggow sagte dazu: „Beim d2m13 wurden teilweise sehr spannende Cases vorgestellt. Ich habe meine bereits vorhandenen Kenntnisse vertiefen können und mich durch die verschiedenen Ansätze inspirieren lassen. Außerdem konnte ich neue Kontakte knüpfen und alte auffrischen.“
Buzzword- oder Flausch-Kongress? Beides!
Am zweiten Tag gaben die Keynotes wieder Trends und Visionen vor, diesmal kam außer den Best Practice Beispielen auch noch mehr Background durch Vorträge wie z.B. den von Florian Zühlke von der Agentur TLGG, der viele Informationen zum Internationalen Facebook Management mitbrachte. Auch das Session-Format 5x3x1, in dem 3 Experten je 1 Minute auf 5 Fragen aus dem Publikum Rede und Antwort standen, brachte viele Informationen und gleichzeitig Nähe zum Publikum. Am Nachmittag des zweiten Tages war dann Mitmachen angesagt: ein Interaktiver Konzept-Workshop. Der Gedanke war gut, weil das hieß Bewegung, Team-Arbeit, also weiteres Kennenlernen anderer Teilnehmer, Anwenden des bis dahin Gehörten – und wurde deswegen gern angenommen. Allein die Einordnung der Aufgaben in den Themenkontext wurde erst im Nachhinein richtig klar. Aber Spaß hat es wohl allen gemacht.
Zitat von DMW-Mitgründerin Sanja Stankovic, die auch eine der 5x3x1-Sessions moderierte : „Es war sehr angenehm, einen so offenen und ehrlichen Erfahrungsaustausch zu erleben.“
Last, but not least
Weil mich schlechte Technik oft richtig stört und von den Vorträgen ablenkt: Beim d2m13 lief diese fast perfekt, sowohl WLAN, als auch Audiotechnik, wozu auch in jedem Raum ein ständig präsenter Techniker beitrug. Überhaupt hatten die Räume eine angenehme Atmosphäre und waren technisch gut ausgestattet. Klasse!
Fazit
Im Nachhinein erschließt sich mir der „360 Grad Social Media Experience“-Titel der Konferenz wesentlich mehr. Weil mein Social Media-Wissen auch schon vorher groß war, habe ich zwar nicht viele Neuheiten erfahren, aber die d2m13 hilft auf jeden Fall, seine eigenen Online-Aktivitäten einzuordnen. Wer voll engagiert ist, wird 360 Grad Social Media Experience leben, ohne sich dessen immer bewusst zu sein. Nur Restriktionen wie Geld- und Zeitmangel halten die Akteure ab. Das ganze strategischer anzugehen, dabei hilft die d2m13 ebenso, wie sich von den Beispielen anderer inspirieren zu lassen. Die vielen Best Practice Beispiele zeigen außerdem, dass Social Media Marketing in allen Branchen angekommen ist, egal ob Konsumgüter, Tourismus, Versicherungen, NGO oder vielen anderen. Aus dem obigen Zitat von Paul Adams hatte einer der Vortragenden dann auch „Business must be built around people“ gemacht.