Fehlende Frauen auf den Bühnen sind nur ein Symptom. Wir brauchen Lösungen!

Geschrieben von | · · · · · · · · | FEATURED · Hamburg · Intern | 17 Kommentare zu Fehlende Frauen auf den Bühnen sind nur ein Symptom. Wir brauchen Lösungen!

Wer in Hamburg beim DMW-Themenabend „Frauen auf die Bühne“ eine kontroverse und angeheizte Diskussion erwartet hatte, wurde sicherlich enttäuscht. Wer auf eine lösungsorientierte Diskussion hoffte, die das Thema von vielen Seiten betrachtete inkl. konkreter Tips, der ging zufrieden nach Hause!

Der Themenabend kam nicht aus dem Nichts – von vielen vielleicht erwartet -, ist es doch auch eines der zentralen Anliegen der Digital Media Women: Frauen in der Digitalbranche sichtbarer zu machen. Wer neu in der Thematik ist, kann sich ein bisschen Einlesen: Ein offener Brief von Agnieszka Krzeminska trat eine Diskussion im Netz bzw. auf Google+ los, die meines Erachtens vor allem eins zeigt: Das Thema erhitzt die Gemüter. Vor zwei Wochen verfasste ich meinen Blogartikel „Liebe Speakerinnen: ‚Call for papers‘ ist ein ‚call for action'“, der auch einiges an Resonanz hervorrief. (Kleine Aufgabe für interessierte Leser: Einer der Kommentare wurde auch Thema der Podiumsdiskussion – ihr dürft raten welcher…)

Teilnehmer der Podiumsdiskussion

Moderiert wurde die spannende Diskussion sehr sympathisch von Katrin Klemm. Kurzer Überblick der Teilnehmer:

  • Regina Mehler hat als Agentin für Rednerinnen nicht nur einen guten Überblick über den Markt, sondern auch viele konkrete Tips für (zukünftige) Speakerinnen parat.
  • Wolfgang Lünenburger-Reidenbach hat sich einer Referenten Selbstverpflichtung unterworfen und ist selbst bereit, zurückzustecken, auch wenn er gern auf der Bühne steht.
  • Nina Galla ist Qualität von Speakern am wichtigsten, sie ist eigentlich kein Fan von Quoten, aber der Meinung, dass sich etwas ändern muss.
  • Phillip Westermeyer veranstaltet die Online Marketing Rockstars Konferenz, wo dieses Jahr nicht eine einzige Frau sprach. Das beschreibt er selbst als fahrlässig, aber nicht vorsätzlich – und will es für 2014 definitiv ändern.
  • Verena Gründel befasst sich mit dem Thema als Redakteurin bei „ibusiness“ und untersuchte 500 Vorträge der Interaktiv-Wirtschaft mit einem ernüchterndem Ergebnis von 15 Prozent Frauen unter Rednern. Kommentiert ist dies in ihrem Artikel „Warum die Internetindustrie die frauenfeindlichste Branche Deutschlands ist“ (angemeldet ohne Premium-Account zu lesen). „Ibusiness“ initiierte eine Referenten-Selbstverpflichtung mit – Stand heute – gerade mal zehn (!) Unterzeichnern.
Full house beim #dmwHH-Themenabend gemeinsam mit Hamburg@work (Foto: Sandra Shink @_shamani)

Full house beim #dmwHH-Themenabend gemeinsam mit Hamburg@work (Foto: Sandra Shink @_shamani)

Genug der Vorgeschichte – zur Diskussion

Der Abend brachte viele Erkenntnisse – eine gleich zum Start: Noch in der Intro-Runde wurden die Teilnehmer der Podiumsdiskussion gefragt, ob sie sich noch daran erinnerten, wann sie das erste Mal auf der Bühne standen. Die weiblichen Gäste konnten sich noch ziemlich gut daran erinnern, von „ins kalte Wasser“, über Mut beim Barcamp bis zu Blackout, den keiner mitbekam. Bei den Herren sah das anders aus „Hm, weiß ich gar nicht mehr so genau – seit Schulzeiten eigentlich immer und ständig“. In die gleiche Richtung ging ein Beispiel von Regina – eine Speakerin, die sie gecoacht hat und bei einer größeren Veranstaltung platzierte. Als diese erfuhr, dass sie nach von Weizsäcker und jemandem von Apple sprechen sollte, wollte sie (und hat auch kurzzeitig) alles absagen. Frage, was die Männer gemacht hätten, wurde aus dem Publikum von einem männlichen Teilnehmer beantwortet, was er denken würde „Na, dann erst recht“. Diese Beispiele zeigen – und das wurde den Abend über auch immer klarer: Es geht gar nicht nur „um mehr Frauen auf den Bühnen“.

Regina Mehler von der Women Speaker Foundation (Foto: Sandra Schink @_shamani)

Regina Mehler von der Women Speaker Foundation (Foto: Sandra Schink @_shamani)

Zunächst aber doch. Sanja Stankovic berichtete von Last-Minute-Anfragen bei den DMW eine Woche vor Events. „Ah, wir brauchen da noch mal ’ne Frau zum Thema x. Haben Sie da wen?“. Oder den beliebtesten Ausreden von Eventveranstaltern: „Wir haben Frauen gefragt, aber Katharina Borchert konnte nicht.“ In der Organisation des Konferenzteils des Reeperbahn Festivals berichtet sie von Sekretärinnen, die Chefs wie Sauerbier anbieten und auch von der Problematik, dass ihr Speakerinnen (gerade in höheren Funktionen) auch häufiger mal abgesprungen sind.

Warum ist sinnvoll, den weiblichen Anteil der Speaker zu erhöhen?

Wolfgang ist gelangweilt von alten, weißhaarigen Männer mit Powerpoint-Chart, er wünscht sich mehr Diversität. Frauen haben noch einmal einen anderen Blick auf Thematiken. Nina ergänzt das auch mit jüngeren und älteren Menschen. Aktuell haben wir meistens eine Altersklasse. Auch mal ältere Menschen sprechen zu sehen, wäre etwas anderes. Beide kritisieren einseitige Sichtweisen und wünschen sich mehr Kontroverses, Neues – heute leider häufig Fehlanzeige.

Die Realität – Stichwort Monokultur

Verschiedenste Bereiche sind geprägt von einer männlichen Monokultur. Katrin führte hier das Beispiel Hollywood auf: Neun von zehn Personen, die in der Filmbranche tätig sind (von Cutter, über Regie etc.) sind Männer. Wie sähe wohl unsere Filmwelt aus mit ein bisschen mehr weiblicher Beteiligung? Es geht hier (und überall anders) übrigens nicht um besser oder schlechter – aber eben anders.

Wie lang der Weg noch ist, bestehende Standards und Gelerntes zu durchbrechen, ergänzt Regina mit dem Beispiel eines Unternehmens (Inhaber & Vorstand Maschinenbauunternehmen), der für eine jährlich stattfindende große Veranstaltungen einen (technischen) Redner benötigte. Kurz vor der Verpflichtung einer Rednerin sagte er ab mit den Worten (oder so ähnlich) „Wissen Sie, ich gehe nächstes Jahr in Rente, das [nicht wie gewohnt für die Führungsriege einen Mann sprechen zu lassen] tue ich mir nicht mehr an“.

Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach und Nina Galla auf dem DMW-Panel (Foto: Sandra Schink @_shamani)

Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach und Nina Galla auf dem DMW-Panel (Foto: Sandra Schink @_shamani)

Und schon sind wir bei der Ursache der Problematik, wie ich zumindest die Diskussion und Beiträge interpretiere. Nennen wir es Geschlechterrolle. In unserer Gesellschaft gibt es ein Frauenbild, das sowohl bei Frauen als auch Männern tief verwurzelt und schwer zu ändern ist. In diesem Bild ist eine Frau nicht Expertin in einem technischen Thema und hält einen Vortrag vor einer männlichen Führungsriege. [Exkurs: „Die Frau“ ist nämlich damit beschäftigt, ihre Karriere aufgrund einer Teilzeitstelle vom Abstellgleis zu bewegen.]

Das mit der Frauenrolle in den technischen Berufen ist ja ein alter Hut. Aber was geht da bitte mit der Interaktiv-Wirtschaft? Auf jeden Fall wurde hier ein  Thema „angepiekt“ und in der anschließenden Diskussion schätzte DMW-Mitglied Ines Schaffranek das so ein „wenn das reine Ansprechen der Thematik bei einigen Männern so starke Reaktion hervorruft und sie sich augenscheinlich bedroht fühlen, zeigt es, dass man nur noch nicht tief genug gepiekt hat“.

Lösungsansätze – wie machen wir weiter?

Konkrete Tips und aufgeworfene Punkte zusammengefasst:

  • Wenn man gefragt wird? Nicht zögern, einfach machen. Erst ja sagen und dann schauen wie. Es gibt schon einen Grund, warum man gefragt wurde. Stichwort Expertenstatus.
  • Strategie erarbeiten, wenn man sich als SpeakerIn etablieren möchte
  • Sich helfen lassen/Netzwerk aufbauen
  • Kritik konstruktiv annehmen zur Weiterentwicklung
  • Viel früher ansetzen. Übungsprogramm in Schulen/Unis für Mädchen
  • Im geschlossenen Kreis üben
  • Nicht Everybody’s Darling sein – Meinung wird belohnt
  • Spezifisches Experten-Thema/USP für sich beanspruchen
  • Ein bisschen mehr „Lobo“ sein – rotzig, aber Gehör finden
  • Erstmal erobern, dann aber eigener Stil „nicht wie die Jungs“
  • Anmerkung der DMW: …und nicht zuletzt natürlich Teil der Speakerinnen-Datenbank der Digital Media Women werden

Einordnung der Thematik in den Gesamtzusammenhang

Privat und beruflich wurde ich auf meinen Blogartikel angesprochen und habe mich hinsichtlich des Events ausgetauscht und da fand ich mich inmitten dieser Beispiele…

  • Kollege schreibt Mails „Hey Ihr Süßen…“
  • Anzügliche Bemerkungen zu Kabelbindern auf dem Schreibtisch
  • Führungskreis 3 Männer, 1 Frau. Entscheidung getroffen „das haben wir 3 Männer doch super hinbekommen“
  • Ich kenne so viele Frauen, die Stellen unter ihrem Potenzial haben (Teilzeit) – Deutschland ist da noch soweit zurück
  • Männer gehen mit 80 Prozent auf die Bühne – Frauen erst bei 120 Prozent.
  • Frau: „Ich spreche Englisch, Deutsch, Spanisch, Italienisch“ – anerkennende Reaktion – Frau: „Na ja, nicht perfekt.“

…die mich z.T. schnell an die #Aufschrei-Debatte erinnern. Dabei ging es mir doch im ersten Moment nur um mehr Frauen auf den Bühnen, also das Symptom. Aber in einer Krankheit hilft es ja auch, wenn die Symptome gelindert werden, oder?

Die Frage, mit der ich hier rausgehe: „In welcher Business-Welt leben wir eigentlich?“ Ich freue mich auf eine Diskussion und vor allem auch Ergänzungen anderer Teilnehmer. Der Abend steckte voller interessanter Beiträge und das hier ist nur n=1.


Fotos: Sandra Schink. Mehr Bilder findet ihr auf unserer Facebook-Seite und bei unseren Partnern von Hamburg@work.


17 Kommentare

Sanja Stankovic sagt:

26. August 2013 um 10:49

Liebe Svenja,

Danke für den tollen Nachbericht. Interessant ist allerdings, dass du dich dafür entschieden hast lediglich die Lösungsansätze für die Frauen aufzulisten. Das ist essentiell, lässt aber das bestehende, systemimmanente Machtverhältnis, außer Acht und kann nur zu einem Drittel die Lösung sein. Wir brauchen genauso Männer wie Wolfgang, die aktiv zurücktreten und Veranstalter wie Phillip die bewusst darüber nachdenken und gewohnte Muster bei der Besetzung von Podien neu denken.

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Svenja Teichmann sagt:

26. August 2013 um 12:20

Da hast du vollkommen recht. Die Lösungsansätze für Frauen waren so schön pragmatisch. Die Lösungsansätze auf der anderen Seite müssen erstmal mit verstehen und nachdenken beginnen. Aber stimmt schon – hier haben Wolfgang und Philipp auch hilfreiche Bsp. geliefert.

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Carolin Neumann sagt:

26. August 2013 um 14:46

Zudem sind die Lösungsansätze „auf der anderen Seite“ diejenigen, auf die das Individuum weniger Einfluss hat. Das ist dann z.T. eine Systemfrage, an der die DMW ja auch arbeiten. Was jede Einzelne tun kann, finde ich da als Resumee aber auch – wie Svenja schon schreibt – pragmatisch. Und gut.

Katrin Klemm sagt:

27. August 2013 um 11:19

@Carolin – da bin ich aber hoffnungsvoller, denn 1.) „die andere Seite“ war anwesend und am Gespräch beteiligt 2.) das System besteht aus Individuen – an diesem Abend auf und vor der Couch und 3.) wenn wir „die andere Seite“ jetzt von unserem individuellen Pragmatismus überzeugen und es ihr ein bisschen leichter machen ;o> – dann bewegt sich was

Carolin Neumann sagt:

26. August 2013 um 10:49

Ein Punkt, der mir schon am Donnerstag aufgestoßen ist: Reginas Plädoyer, IMMER Ja zu sagen, wenn man angefragt wird, kann ich nicht unterschreiben. Ich selbst bin schon mehrfach für Themen angefragt worden, die außerhalb meiner Area of Expertise liegen. Gerade, wenn es darum geht, noch Frauen auf ein Panel zu holen, suchen Veranstalter nach meinem Empfinden häufig halbherzig genau wie manche Menschen einen überschwänglich empfehlen, ohne sich vorher Gedanken gemacht zu haben.

Ich empfinde das dann weniger als Ablehnen, sondern mehr als ein Gespräch darüber, ob ich auf das Panel passe. Ein Abwägen dessen, was erwartet wird und was ich leisten kann (und möchte).

Das möchte ich mir nicht als Fehler ankreiden lassen. Sicher nutzen viele etwas Ähnliches eher als _Ausrede_, aber ich finde, man muss bei allem „Frauen auf die Bühne“ frau auch zugestehen, eine informierte Entscheidung zu treffen.

Panels, auf denen Teilnehmer nicht ganz aufs Thema passen – und das trifft nach meinem Empfinden auf so einige Männer zu, die zusagen -, können im Übrigen grauenhaft sein. Und ich bin für jeden und jede dankbar, der/die erst nachdenkt und dann zusagt.

Und natürlich im Fall einer Absage mal eine andere Frau empfiehlt oder auf die Speakerinnen-Liste der DMW verweist 😉

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Andre sagt:

26. August 2013 um 11:57

Hallo,
würde mich freuen auf die relativ starke Vertretung von Frauen auf der OMCap aufmerksam zu machen //www.omcap.de/news/omcap-frauenpower
Wäre schön, dass wenn man sich Mühe gibt dass auch registriert und anerkannt wird.
VG
AA.

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Sanja Stankovic sagt:

26. August 2013 um 21:31

Hallo Andre,

ihr habt 48 männliche Sprecher zu 5 weiblichen Sprecherinnen. Von einer „relativ starken“ Vertretung von Frauen kann man da nicht wirklich sprechen. Das sind knapp 10%. Wenn man das in Relation setzt zu Veranstaltungen mit 0% Frauen mag das viel erscheinen, wenn das in Relation zu Events mit 35% (z.B. Republica) oder 50% (z.B. Social Media Week) setzt, dann ist es relativ wenig. Laut iBusiness liegt die „Quote“ durchschnittlich bei 14,9%, was natürlich nicht die reale Quote der Kompetenzen wiederspiegelt (die liegt ja deutlich drüber). Zudem muss man es thematisch natürlich in Relation setzen. Im Online Marketing gibt es grundsätzlich viele Frauen und deshalb ist 10 % in meinen Augen eher wenig. Ihr habt euch von 0 auf 5 Frauen verbessert. Das ist super, aber im Verhältnis noch ausbaufähig. Als DMW unterstützen wir im Übrigen nur noch Veranstaltungen mit einem angemessenen Frauenanteil, da liegt ihr in diesem Jahr drunter. Sollte sich das ändern oder ihr im kommenden Jahr ein besseres Verhätnis anstreben unterstützen wir euch sehr gern.

Viele Grüße,
Sanja

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Katrin Klemm sagt:

26. August 2013 um 12:10

Danke Dir Svenja für die gelungene Zusammenfassung

Zwei Aspekte von mir dazu. Zum einen

Bereits in den Vorgesprächen war uns auf dem Podium eines klar: wir wollen konstruktiven Dialog. Denn der bringt allen viel mehr als ein angeheizter Männer-Frauen-Schuld-und-Unschuld-Showkampf. Bei allen Unterschieden in den persönlichen Meinungen konnten wir uns deshalb sachlich diesem Thema nähern, das einfach keine eindimensionalen Antworten kennt. Wenn Frauen und Männer ernsthaft Veränderungen wollen: vielfältigere Themen, Blicke über alle Tellerränder und gern auch Kontroverse, dann braucht es alle, die mit anpacken:

Frauen mit dem Glauben an ihre Fähigkeiten und dem Mut, sie nach vorn zu tragen
Veranstalter/innen, die (wenn auch mal augenrollend) eine noch zaghafte Frau überzeugen, dass es jetzt an der Zeit ist.
Nicht zuletzt, wie Nina sagt, auch das Publikum, das die Gelegenheit zu agieren und zu reagieren (auf Blogs, Twitter) viel aktiver nutzen sollte und mit einem kritischen Hinterfragen des Popstar-Syndroms ganz klare Ansagen macht, dass es etwas anderes erwartet

Und zweitens an die Frauen, die noch einen (aller)letzten Stups auf die Bühne brauchen: Ja – es kann schief gehen und Ihr habt hinterher fünf scheußliche Minuten. Ja – es kann gut gehen. Und zwar richtig gut. Das hält dann viel länger. Aber wenn Du es gar nicht erst versuchst, dann verpasst Du mit Garantie etwas.

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Irene sagt:

26. August 2013 um 13:07

Viel früher ansetzen. Übungsprogramm in Schulen/Unis für Mädchen

Ich halte das für nicht mehr zeitgemäß. Denn Selbstsicherheit bei Vorträgen wird nicht nur vom Geschlecht bestimmt, sondern auch von der sozialen Herkunft und weiteren Faktoren. Chefarzttöchter treten bei gleichem Wissensstand tendenziell eloquenter auf als Arbeitersöhne oder Jugendliche, die eine nichtdeutsche Muttersprache haben.

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Nicole Simon sagt:

26. August 2013 um 15:49

Carolin, ich sehe das ‚immer ja sagen‘ aus einer anderen Perspektive. Ich sage auch immer ja als default – und schaue dann ob es sinnvoll ist, ob es paßt. Rahmenbedingungen usw alles andere.

Anders als die meisten Frauen, die von vorneherein immer erst verschreckt nein sagen und dann ev. mit viel Bitte Bitte ev. mal drüber nachdenken. Mit dreimal extra Kirschen. Mindestens. Und dann wieder nein sagen – nicht weil es Gründe dafür gibt wie Du sie nennst, sondern weil ‚Blümchenargumente‘.

Ein solches kann zum Beispiel sein ‚trau mich nicht‘, was überhaupt kein Problem ist. Dann soll frau aber daran arbeiten – oder akzeptieren, daß sie sich aus dem Kreis der möglichen Sprecherinnen herausgenommen hat. Usw.

Das ‚generell erst mal ja sagen‘ ist daher in der Tag für viele eine der größten Herausforderungen.

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Carolin Neumann sagt:

26. August 2013 um 19:01

Nicole, du plädierst also dafür, „Ja“ zu sagen, auch wenn du am nächsten Tag dann „Nein“ sagst? Als Veranstalterin finde ich das scheiße. Nach einem „Vielleicht“ in ein ernsthaftes Gespräch zu treten über die Sinnigkeit ist doch für beide Seiten viel zielführender. Jetzt konsequent immer „Ja“ zu sagen, bringt vielleicht kurz was für den Adrenalinspiegel, aber sonst…?

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Nicole Simon sagt:

26. August 2013 um 19:07

Carolin Du lebst offensichtlich in einer Welt wo Veranstalter vernünftige Anfragen stellen aus denen sich gleich alles ergibt. 😉

Und nein, das geht natürlich Hand in Hand. Meine Checkliste ist meistens im Kopf Thema, Termin, Budget, Aufwand usw bevor die Antwort oder Nachfragen rausgeht.

ABER: Die Grundhaltung ist immer noch als erstes Ja. Ich bin offen. Die meisten Frauen sind es nicht. Da wird kein Vielleicht-Gespräch geführt. Da kommt das Nein bevor auch nur über ansatzweise Details gesprochen werden.

Carolin Neumann sagt:

26. August 2013 um 22:23

Gut, dann sind wir auf einer Ebene. Erst einmal eine positive Einstellung zu haben, das unterstütze ich natürlich auch – nur halt bitte nicht wirklich ZUsagen und dann wieder ABsagen. Ein Abwägen und sich Besprechen ist ganz natürlich und jeder (Veranstalter wie Speaker), der das nicht tut, gehört auf Podien verboten 😉

Jasmin Bauomy sagt:

27. August 2013 um 08:54

Klasse Zusammenfassung, Svenja. Ich find’s auch vollkommen ok, dass du „nur“ die Lösungsansätze aufgelistet hast. In Essenz ist das doch schließlich das was die meisten wollen: Eine schnelle Lösung – auch wenn das so nicht immer umsetzbar ist.
Es ist nicht so leicht: Das Thema „Emanzipation“ ist ziemlich ausgenudelt und es ist schwer, heutzutage noch eine spannende Perspektive zu finden. So, wie auch an dem Abend, kristallisiert sich oft heraus, dass die Sichtbarkeit der Frauen in der digitalen Welt verbessert werden muss – die Meinungen unterscheiden sich heutzutage meist nur noch in den unterschiedlichen Lösungsansätzen.
Mein Fazit des Abends: Ich hätte gerne mehr von Nina Galla gehört, die meiner Meinung nach, den realistischsten Lösungsansatz zu bieten hat.
Ansonsten: Super Abend! Auf dass wir Mädels mehr Biss zeigen und uns einfach mal trauen!

P.S.: Klasse Beispiele aus dem Alltag! Allerdings sollte man solche Sprüche mit Humor nehmen können, denke ich. Denn es wäre genauso schwer das generische Femininum auf organische Art und Weise in die Gesellschaft einzuführen, wie solche „Floskeln“ auszumergeln.

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Katrin Klemm sagt:

27. August 2013 um 11:29

zum PS: Ja genau, Jasmin – Humor ist einer unserer wirkungsvollsten Pfunde, mit denen wir wuchern können.

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Petra sagt:

31. August 2013 um 08:54

„Viel früher ansetzen. Übungsprogramm in Schulen und Unis“
Warum? In Schulen muss jede(r) Referate, Präsentationen und Buchbesprechungen abhalten für Zensuren.
Ebenso in Unis bei den Kursen zu den sogenannten „Soft Skills“(wie Präsentationstechniken), die auch für Ingenieure obligatorisch sind und mit CPs honoriert werden.
Ich habe in den letzten Jahre mehrere Abschlussfeiern an Realschulen und Gymnasien begleitet und oft, jedenfalls sehr viel öfter als die Jungs stellen sich die Mädchen auf die Bühne und ans Mikro um die Reden zu halten. Gerade jetzt wieder bei meinem jüngeren Sohn am Beruflichen Gymnasium war es die komplette Abi-Feier-Organisationstruppe von 8 Schülern, die oben auf der Bühne stand und der lediglich ein junger Mann angehörte.

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