Geht nicht gibt's nicht. Von Graswurzeln und der selbstgedruckten Welt

Am Mittwoch Abend veranstalteten die Digital Media Women einen Abend im Makerhub in der Großen Bergstraße – der ideale Ort, um mehr über die Makerszene zu erfahren. Der Abend startete mit David Burkhardt, Produktdesigner bei Protonet, der uns erklärte, was die Makerbewegung, von der man in den letzten Jahren soviel hörte, eigentlich auszeichnet: Sie ist eine unpolitische, ortsungebundene Graswurzelbewegung von eigentlich unqualifizierten Machern.

Foto: Inken Meyer
Foto: Inken Meyer

„If it can be imagined, it can be made.“

Der Bewegung ist eine utopisch angehauchte Innovationsfreude eingeschrieben: Geht nicht gibt’s nicht! Das Aussehen der Prototypen ist auch erstmal egal, wichtig ist die Funktionsweise, die iterativ verbessert wird. Der Weg ist bei den Makern das Ziel, nicht das perfekte Produkt, erklärt David.

Es geht um das Experimentieren mit Materialien und den spielerischen Umgang mit Technologien und Geräten wie 3D-Druckern, Fräsen, Lasercuttern und Microcontrollern. Fehler sind dabei nicht nur erlaubt, sondern erwünscht! Besonders, wenn man die Erkenntnisse mit der Community teilt und diese daraus lernen kann. Denn Open Source ist ein Grundpfeiler der Makerbewegung, was sich auch in Plattformen wie thingiverse ausdrückt, wo User ihre Entwürfe für 3D-Produkte  unentgeltlich zur Verfügung stellen.

Nicht alles, was derzeit mit 3D-Druckern hergestellt wird, ergibt auch Sinn, lernten wir. Vieles ist Spielerei und könnte genauso gut anders hergestellt werden, erklärte uns David. Ein Beispiel: Der gedruckte Kleiderbügel, der einfacher aus Draht zu biegen wäre. Aber in einer Hinsicht ist 3D-Druck unfassbar nützlich: Mit maßgeschneiderten Ersatzteilen können Systeme unterschiedlicher Anbieter kompatibel gemacht werden – und das zum kleinen Preis. Das Material für einen der Weihnachtssterne, die im Makerhub gerade gedruckt wurden macht ungefähr 1 Cent aus.

Foto: Inken Meyer
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„Innovation kommt wieder aus den Hinterhöfen.“

Der zweite Programmpunkt des Abends war ein Impulsvortrag von Ali Jelveh, der Gründer von Protonet, dem „einfachsten Server der Welt“. Er sprach darüber, wie es die Makerbewegung ermögliche, verteilte Infrastruktur zu schaffen, also Strukturen, die nicht in der Hand von Industrie und Staat sind, sondern auch kleine Gruppen mit kleinem Budget in die Lage versetzen, unabhängig etwas zu realisieren. Ali ist davon überzeugt, dass die Makerszene das Potenzial hat, die Welt in den nächsten Jahren entscheidend mit zu gestalten.

Foto: Inken Meyer
Foto: Inken Meyer

Beispiele, die er anführte: Mit dem Unternehmen Nanosatisfi kann man sich für 200 Euro in der Woche einen Satelliten mieten, das Projekt Copenhagen Suborbitals will eine bemannte Rakete in den Orbit schießen, und das Team von Terra Preta Sanitation aus Hamburg wiederum macht Wassertoiletten, die eine Kanalisation benötigen, überflüssig – indem es die Exkremente abtransportiert und zu Humus macht.

Das alles sind Projekte, die früher nur von Konzernen oder mit großem Budget hätten durchgeführt werden können und jetzt von einer Handvoll Tüftler verwirklicht werden.

 

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Nach den Vorträgen sahen wir der Fräse und dem 3D-Drucker im Makerhub ein wenig bei der Arbeit zu, und David zeigte uns ein Arduino-Board, das er für Protonet angepasst hatte. Diese kleine Besichtigungstour war aber nur ein Vorgeschmack auf einen Workshop am 1. Februar, bei dem wir dann wirklich Hand anlegen und selbst ein bisschen Makerluft schnuppern dürfen. Was die beiden jetzt schon gut vermitteln konnten: den Spaß an der Sache! Vielen Dank für die sympathische Einführung!

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#DMWHH ADACEMY-WORKSHOP “MAKER”

Wer jetzt richtig Lust bekommen hat, selbst aktiv im Internet of Things zu werden, kann an unserem Adacemy-Workshop am 1. Februar 2014 von 10 bis 19 Uhr teilnehmen.

Die beim Themenabend vorgestellten Techniken wollen wir hier vertiefen und praktisch ausprobieren. Arduino ist eine Microcontrollerplattform für physical computing. Das heißt, Ereignisse der analogen Welt werden digital verarbeitet und wirken sich wieder auf die Welt aus. Im Workshop wollen wir einen einfachen interaktiven Roboter bauen, der auf Menschen reagiert und Stimmungszustände anzeigen kann. Den Körper für die Sensorik und den Arduino wollen wir dabei mithilfe von 3D-Druck-Technologie herstellen. Genauere Infos zum Academy-Workshop folgen hier im Blog.


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