Die Sache mit dem Geld

Mehr Geld? Wär schon schön. Bild: Ute Blindert
Mehr Geld? Wär schon schön. Bild: Ute Blindert
Am 21. März 2014 ist es wieder soweit: In ganz Deutschland starten Aktionen zum Equal Pay Day. An diesem Tag haben Frauen genau so viel verdient wie Männer, – die dafür allerdings nur bis zum 31.12.2013 arbeiten mussten. Knapp drei Monate weniger also.

Wer mehr zu „Verhandeln ums Geld“ erfahren möchte, ist herzlich eingeladen, am 20.3.2014 in Köln in den Rotonda Business Club zu kommen. Dort veranstaltet der BPW e.V. den Equal Pay Day – und von den Kölner DMW sind Brigitte Glatzel und ich vor Ort. Wir bieten Kurz-Coachings zu Gehaltsfragen an. Parallel finden Workshops und eine Podiumsdiskussion statt.

Damit aber auch die Leserinnen dieses Blogs, die nicht zum Event in Köln kommen können, habe ich euch mal meine Überlegungen zur Sache mit dem Geld zusammen gestellt:

Ungleiche Gehaltsbiografien
Untersuchungen zeigen immer wieder, dass selbst bei Fach- und Führungskräften die Schere weit auseinander geht. Schon beim Berufsstart bringen Frauen um die zehn Prozent weniger Gehalt nach Hause als ihre Arbeitskollegen.

Die Gründe sind vielfältig: Frauen wählen häufiger Berufe, die schlechter bezahlt werden, sie wechseln seltener den Job, sie investieren zu wenig in Karriere und Netzwerke – und dann schnappt auch noch die Eltern- und Teilzeitfalle zu. Und selbst wenn sie sich gegen Kinder entscheiden, implizieren Arbeitgeber häufig, dass sie ja welche bekommen könnten und bieten Mitarbeiterinnen weniger Aufstiegschancen.
Auch Frauen, die aus Unternehmen aussteigen, und selbständig werden, um eigene Unternehmen zu gründen, agieren auch hier eher vorsichtiger. Das macht ihre Gründungen oft auf lange Sicht erfolgreich. So richtig reich aber meistens nicht.

Viele Sachen können wir ja nicht ändern. Wir können uns engagieren und zusammentun, und so wird sicher etwas passieren. Aber das dauert lange. Was wir sofort (oder zumindest in absehbarer Zeit) ändern können, ist unsere eigene Haltung.

Was jede von uns tun kann
Dazu möchte ich euch mal meine Thesen vorstellen. Die sind vielleicht nicht bequem. Und vielleicht auch nicht nett. Ich selbst arbeite heftig daran und lerne jeden Tag mehr. Auf jeden Fall freue ich mich über den Austausch mit euch!

  • Stärken rausfinden und betonen. Wenn ihr zu einem Date geht, erzählt ihr dann eurem Gegenüber, was alles nicht perfekt ist an euch: Also, dass der Busen doch eine Körbchengröße flacher ist und eure Oberschenkel bei richtigem Licht Dellen zeigen… Nein, das wird optimiert und überschminkt. Warum macht ihr das dann im Job? Zeigt und benennt das, was ihr könnt. Für alles andere gibt es Google oder euer Netzwerk.
  • Machen statt (zu lange) nachdenken. Wie oft finde ich mich in Gesprächen wieder mit Frauen, die ungefähr so gehen: „Ich habe X-Fach studiert. Dann habe ich eine Weiterbildung Y gemacht und jetzt überlege ich, in Richtung Z zu gehen. Aber dafür müsste ich erst einmal A-Seminare machen und dann noch eine Zusatzausbildung in B…“ Und das könnte jetzt ewig so weitergehen. Bitte fühlt euch nicht erst sicher bei einem Projekt, wenn ihr es theoretisch zu 150 Prozent könnt. Das Können kommt vom Tun. Macht einfach. Traut euch.
  • Seid nicht neidisch. Guckt euch lieber ab, was erfolgreiche Frauen gut machen. Eine meiner Freundinnen ist sehr erfolgreich und verdient richtig gutes Geld. Die meisten Frauen finden sie sympathisch und nett, bis sie erzählt, WIE erfolgreich sie ist und DASS sie richtig viel Geld verdient. Da wird der Ton anders. „Die gibt ja ganz schön an!“ – „Die muss wohl unbedingt erzählen, wie erfolgreich sie ist. Das gefällt mir gar nicht.“ Warum eigentlich? Wäre es nicht viel spannender zu erfahren, wie sie das macht. Was ist das Geheimnis? Es ist vielleicht keins und ihr könnt euch so eine Menge abgucken.
  • Hört auf zu bröseln. Okay, irgendwie muss man ja anfangen und manchmal geht es auch wirklich nur um Geld auf dem Konto. Also startet man mit Brösel-Jobs, z.B. im Studium oder auch beim Start ins Unternehmerinnentum. Das Ziel sollte aber sein, diese Jobs so schnell wie möglich loszuwerden: Ein Kunde zahlt zu wenig oder sehr spät? Hinfort, du Wicht. Euer Chef geht auf keines eurer Argumente bei der Gehaltsverhandlung ein? Hinfort mit euch. Warum wir Frauen oft schlecht bezahlte Jobs machen? Darf ich mal böse sein? Weil die meisten einen Mann zu Hause haben, der die Kohle ranschleppt. Und ihr verdient dann dazu. Dann ist es ja auch nicht so schlimm, wenn es ein paar hundert Euro weniger sind. Rechnet aus, was ihr zum Leben brauchen würdet, das sollte euer Maßstab sein. Deshalb:
  • Rechnet. Und dann rechnet noch einmal nach. Das gilt besonders für selbständige Frauen. Euch kommt ein Tagessatz von 1.000 Euro wahnsinnig hoch vor? Ist es nicht, glaubt mir. Ihr müsst ja alles mit einkalkulieren: Arbeitszeit, Krankheitstage, Bürotage, Büro, Autounterhalt, Gewinn, Steuer, Kranken- und Rentenversicherung etc. Dafür gibt es sehr, sehr gute Grundlagen, anhand derer ihr euren Unternehmerinnenlohn berechnen könnt. Und dann wisst ihr auch sehr genau: Wenn einer mal weniger zahlt, muss der andere halt mehr rausrücken.
  • Kümmert euch selbst ums Geld. Interessiert euch für eure Finanzen, übernehmt selbst die Verantwortung dafür. Vielleicht macht das euer Berater oder euer Partner besser als ihr. Vielleicht aber auch nicht.
  • Verlasst euch nicht auf andere. Auf niemanden. Auch nicht auf eure Partner. Das mag niemand gern hören, es hört sich auch nicht schön an. Aber es gibt ein paar Punkte, die ihr bei aller Romantik beachten solltet: Das neue Scheidungsrecht benachteiligt die Kinder erziehenden Elternteile enorm, in der Regel wird vorausgesetzt, dass diese Vollzeit arbeiten gehen. Ob das machbar ist und wie Alleinerziehende das schaffen sollen, spielt für die Gerichte oft keine Rolle. Punkt 2: Wer in Elternzeit geht und dann in Teilzeit zurückkommt, verzichtet nicht nur auf Geld, sondern auch auf Aufstiegschancen und Rentenanteile. Wenn ihr für eure Familie im Beruf zurücksteckt, dann verhandelt mit eurem Partner: Um Anteile des Gehalts als eure Rücklage und private Absicherung.
  • Investiert in euch. Jede Unternehmerin kennt das: Ein Unternehmen braucht Investitionen, um zu wachsen und zukunftsfähig zu bleiben. Genauso solltet ihr das bei euch sehen. So könnt ihr zum Beispiel Geld in Fortbildung stecken, neue Infrastruktur kaufen oder auch in euch. Und eine wichtige Ressource, die ihr unbedingt investieren solltet, ist Zeit. Zeit, um zu netzwerken, euch öffentlich zu melden, zu engagieren, dann auch das zahlt sich in der Regel aus.

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