Es ist Donnerstag, der 27. März 2014. Der Wecker schrillt um 4:00 Uhr. Im Halbschlaf bekomme ich die Morgenrituale geregelt, ein freundlicher Taxifahrer chauffiert mich zum Hauptbahnhof und ich steige in den ICE Richtung Koblenz. Ein schneller Wechsel in Koblenz in den Anschlusszug nach Wetzlar und ich erreiche um kurz vor 9:00 Uhr mein Ziel für diesen Tag.Für eine Handvoll Mädels
Gut gelaunt begrüßt mich Christine Dingler (Corporate Communications Manager bei Digitalstrom), reicht mir Kaffee und stellt mir die Anderen im Raum vor. Neun Erwachsene haben sich hier in einer stylischen Wohnung eingefunden und verzichten auf ihren üblichen Arbeitstag. Die Do-To-Listen müssen warten, Präsentationen werden an einem anderen Tag fertig gestellt und neue Kunden werden auch nicht angerufen. Wir sind heute hier, um uns zu engagieren. Für eine Handvoll Mädels.
Sie sitzen uns gegenüber: Jasmin, Felicia, Gina, Lea und Lou. Sie haben sich freiwillig gemeldet, sind ein wenig schüchtern, aber neugierig auf den Tag. Heute ist der Girls Day 2014. Diesen Tag werden wir gemeinsam bei Digitalstrom in Wetzlar verbringen und starten in der Musterwohnung im 2. Stock des Bürogebäudes. Digitalstrom nimmt bereits zum zweiten Mal am Mädchen-Zukunftstag teil und hat auch in diesem Jahr wieder einen spannenden Tag geplant.
Ziel des Girls Day ist es, mehr Mädchen für technisch-handwerkliche, natur- und ingenieurwissenschaftliche Berufe zu begeistern. 2001 fand er zum ersten Mal statt. Bisher haben deutschlandweit rund 1,3 Millionen Mädchen teilgenommen. Allein 2014 waren es 103.000 Teilnehmerinnen und es gab bisher über 9.000 Angebote von Unternehmen, Universitäten und Forschungseinrichtungen.
Legosteine mit inneren Werten
Nach der Vorstellungsrunde werden uns die schönen und gleichzeitig intelligenten Elemente der Musterwohnung gezeigt. Lampen erleuchten durch Klatschen, auf Knopfdruck – wohlgemerkt von der Leselampe aus – fahren die Jalousien hoch und runter und Siri lässt durch einen Hilferuf „Help!“ von den Beatles im Raum erklingen. Was intelligente Technik bewirken kann, macht uns allen sichtlich Spaß. Was sich hinter dieser Technik verbirgt, dürfen Jasmin, Felicia, Gina, Lea und Lou heute ergründen. Sie werden einer Designerlampe Intelligenz einhauchen – mit Hilfe eines Schnurdimmers. Sieht aus wie ein Legostein, hat aber deutlich mehr innere Werte.
Zunächst geht es dazu in das Warenlager im Keller des Gebäudes und die Mädels erhalten ihre Grundausrüstung inkl. Designerlampe. Damit geht es in den Arbeitsraum, wo allerhand Werkzeuge, diverse Zangen und zwei Lötstationen bereit stehen. Unter Anleitung geht es ans Löten. Zaghaft nimmt die Erste die Abisolierzange und versucht ihr Glück beim Verbinden des Kabels mit einer Platine. So richtig traut sie sich noch nicht und auch die Anderen reagieren zögerlich bis abwartend.
Zwei Betreuer (freundliche Entwickler bei Digitalstrom) geben Hilfestellungen und Tipps, zeigen Tricks und Kniffe. Bis die intelligente Designerlampe fertig ist und sie sich per Smartphone steuern lässt, braucht es einige Arbeitsschritte. Ich sitze etwas abseits und beobachte die Mädels. Nach und nach erlangen sie Sicherheit im Umgang mit den Werkzeugen und verlieren ihre Befangenheit. Und wo anfangs noch zögerliches Abwarten und Stille herrschten, wird nun fleißig gelötet und geschraubt inklusive Gekicher und Gelächter. Es macht richtig Spaß, ihnen zuzusehen. Von wegen Mädels hätten keine Freude an Technik!
Was bleibt?
Genau zwei Wochen sind seit dem Girls Day nun vergangen, und die eigentliche Frage lautet für mich: Was bleibt? Was kann so ein einzelner Tag im Jahr bewirken? Kann ein einzelner Tag überhaupt etwas verändern?
Die fünf Mädels haben noch Zeit, sich für einen Beruf zu entscheiden. Und es ist keine gewagte Hypothese, dass sich ihre Tätigkeit im Laufe des Berufslebens wohl verändern wird. Wahrscheinlich mehrmals. Jetzt ist aber eine gute Zeit, ihre eigenen Talente zu entdecken, verschiedene Dinge auszuprobieren, sich von ihrer Neugier treiben zu lassen. Und unsere Aufgabe ist es, entsprechende Angebote zu machen, sie anzuspornen, sie in ihrem Tun zu bestätigen, Vorbild zu sein. Kreischen und Kichern sind dabei erlaubt! Für sie und für uns! Denn Spaß soll es uns allen machen!
Von den Teilnehmerinnen kam die Rückmeldung: „Ja, es war ein toller Tag! Und es ist gut, dass es den Girls Day gibt, an dem wir mal unter uns sind und uns ohne die Jungs mit Technik beschäftigen können.“
Was von dem Girls Day 2014 bleibt? Für mich bleiben in erster Linie Jasmin, Felicia, Gina, Lea und Lou. Fünf intelligente Mädels, die sich neben Sport, Musik und Mode auch für Technik interessieren. Und die Erkenntnis, dass es sich lohnt, morgens um 4:00 Uhr für eine Handvoll Mädels aufzustehen, um sich zu engagieren.