Work in Progress 2015: Interview mit Sina Greinert & Ticketverlosung

Coverfoto für FBVom 12. bis 14. März findet „Work in Progress“, der Kongress zur Zukunft der Arbeit in Hamburg auf Kampnagel statt. Unter dem Titel „Der Wert von Arbeit“ werden die Veränderungen in der Arbeitswelt aus vielfältigen Perspektiven diskutiert. Wir haben mit der Projektleiterin Sina Greinert über den Kongress gesprochen und verlosen zwei Tickets.

Sina, „Work in Progress“ geht dieses Jahr in die vierte Runde. In welchem Bereich der Arbeitswelt hat sich in dieser Zeit am meisten getan und wie spiegelt sich das in eurem Programm wider?

Sina: Die zentralen Treiber des Wandels der Arbeitswelt sind die Digitalisierung, die demografische Entwicklung, der Fachkräftemangel sowie der Wertewandel nachfolgender Generationen. Die Unternehmen reagieren darauf und öffnen sich der neuen Arbeitswelt. Auf dem Kongress werden Pioniere ihre Ansätze vorstellen: Dabei sind z.B. Tandemploy, die sich für das so genannte Jobsharing einsetzen, bei dem zwei Menschen sich eine Arbeitsstelle flexibel teilen. Oder Bernd Oestereich, der sein Unternehmen Oose demokratisiert hat. Dort können die Mitarbeiter ihre Gehaltserhöhungen selbst bestimmen. Besonders gespannt sind wir auf Sascha Lobo, der 10 Jahre nach seinem Buch „Wir nennen es Arbeit“ Resümee zieht, ob der alte Traum vom selbstbestimmten Arbeiten ein Elitenprojekt der digitalen Boheme geblieben ist oder ob die neue Arbeitswelt bereits in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.

Projektleitung "Work in Progress" Sina Greinert
Projektleitung „Work in Progress“ Sina Greinert

Einer der größten Treiber der Veränderungen in der Arbeitswelt ist die Digitalisierung. Sie wirkt sich nicht nur auf Geschäftsmodelle aus, sondern auch auf Werte und Strukturen. Hast du ein paar Beispiele dafür?

Sina: Die Veränderungen durch die Digitalisierung nehmen wir bei „Work in Progress“ genau unter die Lupe. Wir stellen Start-Ups wie z.B. SofaConcerts vor, die in der digitalen Welt neue Märkte erschlossen haben, die es in der analogen Welt noch nicht gab. Sie verwandeln gemeinsam mit ihrer Community Wohnzimmer in Konzerträume. Auch etablierte Unternehmen wie die Verlage Gruner + Jahr und Oetinger sind dabei und erläutern, wie sich die Werte und Vorlieben der Konsumenten, ihre Medienprodukte und Dienstleistungen ändern und wie sie darauf reagieren. Immer mehr Konsumenten verwandeln sich in sogenannte Prosumer, die partizipieren möchten wie z.B. durch Crowdsourcing und Crowdfunding. Die Umsätze für schöpferische Inhalte sinken durch die Digitalisierung und dies hat einige Branchen in die Krise geführt. Liegt das an einer veränderten Zahlungsbereitschaft der Konsumenten oder wurden zeitgemäße Verwertungsmodelle noch nicht gefunden?

Zwischen Selbstverwirklichung auf der einen und Selbstausbeutung auf der anderen Seite besteht nach wie vor ein großes Spannungsfeld. Kommt das eine nicht ohne das andere aus? Oder bedarf es zur Lösung des Problems einfach neuer Wirtschaftssysteme wie jenes von Jeremy Rifkin in der Keynote propagierte „Collaborative Commons“, das auf Teilen statt Besitzen beruht?

Sina: Ich denke, es bedarf keines neuen Wirtschaftssystems, sondern gerade im Kulturbereich sollte sich die Haltung der Produzenten, der Fördereinrichtungen, Kulturinstitutionen, aber auch der Konsumenten ändern. Künstler und Kreative sollten sich solidarisieren, wie seinerzeit die Arbeiter in Form von Gewerkschaften, und Dumpinglöhne nicht mehr akzeptieren. Oft steht der Drang nach Selbstverwirklichung dem entgegen. Fördereinrichtungen und Kulturinstitutionen könnten auf den Mindestlohn achten und das Publikum von Kulturveranstaltungen sollte sich bewusst machen, dass man von Hutspenden kaum leben kann.
Jeremy Rifkin denkt die aktuellen Entwicklungen weiter und prophezeit, dass die Sharing Economy sich durchsetzen wird und der Kapitalismus nur noch in Nischen stattfinden wird. Ob die Selbstausbeutung dadurch verringert wird, bezweifele ich. Auch darauf brauchen wir Antworten. Michel Bauwens, der Gründer der Peer to Peer-Foundation wird uns einen Ansatz vorstellen wie die Produzenten von Gemeingütern in der Sharing-Economy von ihrer Arbeit trotzdem profitieren können.

Das passt zu eurer Aussage, dass ihr beim Kongress Wertschöpfung, Wertschätzung und Verwertung neu denken möchtet. Wie hängen diese drei Bereiche zusammen, und welche Programmpunkte möchtest du uns zu diesem Thema besonders ans Herz legen?

Sina: Dies sind drei Aspekte, unter denen wir das diesjährige Hauptthema „Der Wert von Arbeit“ betrachten. Neben der wirtschaftlichen Bedeutung des Begriffs „Wertschöpfung“ wird oft vergessen, dass die Idee einer ideellen Wertschöpfung schon seit mehr als tausend Jahren existiert. Verwertung im Kontext unseres Kongresses meint vor allem die Verwertung von kreativen Leistungen und die Frage, was dürfen andere mit deinen Leistungen anstellen, und hast du noch Einfluss darauf, was damit geschieht?

WERTE.SCHAFFEN am Vorabend des ersten Kongresstages finde ich besonders spannend. Wir beginnen den Kongress „Work in Progress“ mit einer experimentellen Diskursrevue. Landesbischof Gerhard Ulrich, Hamburgs Kultursenatorin Barbara Kisseler, „Der Banker“ Rainer Voss, die Künstlerinitiative artbutfair und das Kunstprojekt SCHWARZMARKT diskutieren über den Wert von Arbeit und bringen dabei ihre sehr unterschiedlichen Blickwinkel aus Kunst, Kirche und Finanzsektor ein.

Vielen Dank für das Gespräch!


Das Programm hat euch neugierig gemacht? Gute Nachrichten: Wir verlosen zwei Tickets für den Kongress! Mit etwas Glück bist du dabei.

Teilnahmebedingungen für die Verlosung

  • Du hinterlässt bis zum 2. März 2015 um 20:00 Uhr einen Kommentar unter diesem Beitrag mit dem Hinweis, dass du zu „Work in Progress“ möchtest – inklusive Namen und gültiger E-Mail-Adresse.
  • Die Gewinnerin/der Gewinner wird am 03. März 2015 per Losverfahren ermittelt und im Anschluss über ihren/seinen Gewinn informiert.
  • Falls es sich im Verlosungszeitraum ergibt, dass du doch nicht kannst, dann gib uns bitte direkt Bescheid, damit jemand anders vom Ticket profitieren kann.
  • Eventuell anfallende Reisekosten (o. ä.) trägt die Gewinnerin/der Gewinner.

Dir gefällt die Arbeit der Digital Media Women und du bist total froh, dass wir dir eine solche Verlosungschance bieten? Dann freuen wir uns, wenn du im Gegenzug Fördermitglied unseres Vereins wirst. Auf geht’s, danke!

Weitere Informationen zum Kongress findet ihr auf Event-Website.

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