10 Jahre Digitalkonferenz: So war die re:publica

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Die pre:publica am Vorabend (Foto: © Sarah Söhlemann)
Die pre:publica am Vorabend (Foto: © Sarah Söhlemann)

Die zehnte re:publica ist vorbei und die Jubiläumsausgabe der Konferenz kann mit einigen beeindruckenden Zahlen aufwarten: Auch in diesem Jahr waren wieder mehr Besucher als im letzten Jahr dort, 8.000 Teilnehmer aus 60 Ländern waren ans Berliner Gleisdreieck gekommen. Etwa 500 Sessions fanden auf 17 Bühnen statt, knapp die Hälfte davon auf Englisch.

Dass es möglich ist, Frauen sichtbar zu machen und auf die Bühnen zu holen, wenn man es denn tatsächlich will, hat die re:publica auch in diesem Jahr wieder eindrucksvoll bewiesen: Fast die Hälfte der Speaker war weiblich. Stolz verkündeten die Macher beim Abschlussevent einen Anteil von 46 Prozent Frauen unter ihnen. Das Thema ist ein relevantes auf der re:publica, das merkt man deutlich. Immer wieder schaffen es Sessions dazu ins Programm, und wenn man sich die Debatten zum Beispiel auf Twitter anschaut, werden die auch unter den Besuchern durchaus respektvoll geführt.

Die re:publica ist und bleibt ohne Frage ein Pflichtevent für jeden, der sich für Digitalthemen interessiert. Und ein ziemlich Schönes noch dazu: Die weitläufige Station ist ein idealer Ort für so eine Veranstaltung, ein Ort, zu dem man an allen drei Tagen gern kommt. Eigentlich bietet sie auch Platz für noch mehr Gäste, allerdings kommen die Stages allmählich an ihre Grenzen: Immer wieder waren Sessions völlig überfüllt, so dass die Türen geschlossen werden mussten. Doch die zweite große Stärke der Republica neben den Sessions und den hochkarätigen Sprechern ist es sowieso, all die Menschen an einen Ort zu bringen – und so konnte man sich drei Tage lang in die Arme von großartigen und interessanten Menschen treiben lassen und sich hemmungslos mit ihnen austauschen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das der re:publica wirklich bewusst ist, Rückzugsräume dafür bietet sie nämlich kaum, und viel zu wenige Sitzgelegenheiten.

Virtual Reality im labore:tory auf der #rpTEN (Foto: © Sarah Söhlemann)
Virtual Reality im labore:tory auf der #rpTEN (Foto: © Sarah Söhlemann)

Thematisch ging es in diesem Jahr um Netzpolitik, Hate Speech oder Virtual Reality und wo immer jemand den Namen „Snapchat“ fallen ließ, gab es sowieso kein Halten mehr. Persönlich empfand ich die Qualität der Sessions aber als etwas schwankend. Ich habe in diesem Jahr offenbar kein glückliches Händchen gehabt und bin aus einigen Sessions etwas unbefriedigt wieder raus. Wenn es zum Beispiel um ethisches Community-Management geht, dann möchte ich nicht nur wissen, was das ist, sondern auch – vielleicht an Beispielen – erläutert bekommen, wie man das umsetzen kann und wie das konkret aussehen könnte. Auch „Knaller-Sessions“ habe ich in diesem Jahr nicht erwischt, also solche, die mich inhaltlich total überrascht haben.

Ich denke, dass das aber vor allem widerspiegelt, vor welcher Herausforderung die re:publica steht: Sie muss sich neu erfinden, das ist jetzt im zehnten Jahr überdeutlich geworden. Sie ist mit ihren Themen im Mainstream angekommen, das zeigen die beeindruckende Teilnehmerzahl oder der Livestream auf Spiegel Online, den zeitweise 20.000 Menschen gleichzeitig verfolgten. Das ist nichts Schlechtes – im Gegenteil, die Themen der re:publica sind gesamtgesellschaftlich relevant und es ist gut, dass sie mehr und mehr gesamtgesellschaftlich diskutiert werden. Doch das zeigt auch, dass die Konferenz nicht mehr dieselbe wie noch vor einigen Jahren bleiben kann. Ich denke, die Herausforderung wird sein, all die unterschiedlichen Menschen anzusprechen – vielleicht muss die re:publica auch erkennen, dass sie verschiedene Konferenzen zur selben Zeit werden muss.

Denn ein kleiner Insidertreff ist sie schon lange nicht mehr – sondern so viel mehr: Sie ist auch Übersetzerin für das, was da draußen im Netz abgeht, Visionärin, die in die Zukunft schaut, und sie muss 8.000 Menschen dort abholen, wo sie sind – und wahrscheinlich werden das im kommenden Jahr eher noch mehr sein.

Zur Autorin

Inga Höltmann (Foto: Axel Kuhlmann)
Inga Höltmann (Foto: Axel Kuhlmann)

Inga Höltmann beschäftigt sich mit weiblichen Karrieren und Kulturwandel in Unternehmen, modernen Arbeitsmodellen (#NewWork) und Digital Leadership. Derzeit gründet sie gerade das Female-Mentoring-Programm „Forward“. Sie tritt auch bei Podiumsdiskussionen auf, hält Vorträge und bietet Workshops an. Von Hause aus ist sie ausgebildete Journalistin, zu ihren Auftraggebern gehören der Berliner Tagesspiegel und das Deutschlandradio Kultur. Sie hat Deutsche Sprachwissenschaft an der Freien Universität Berlin studiert und anschließend ein crossmediales Volontariat an der Journalistenschule des RBB absolviert. Daneben engagiert sie sich bei den Digital Media Women (#DMW), einem Netzwerk für Frauen in der Digitalbranche, und ist Mitglied bei den Business and Professional Women (BPW). Twitter: @ihoelt

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