#DMWKaffee mit… Miriam Löffler

In der Reihe #DMWKaffee mit… gehen Autorinnen dieses Blogs mit inspirierenden Frauen aus der Digitalbranche einen Kaffee trinken. Für diese Folge hat sich Meike Leopold aus dem Münchner Quartier mit Miriam Löffler getroffen. Miriam Löffler gilt im Kommunikations-Business als eine der renommiertesten und bekanntesten Expertinnen für Content-Strategie und Content Management. Mit „Think Content“ hat sie einen Bestseller geschrieben.

Meike Leopold: Miriam, wie bist du zum Thema Content Marketing gekommen?

Miriam Löffler (Foto: Miriam Löffler)
Miriam Löffler (Foto: Miriam Löffler)

Miriam Löffler: Ich habe schon immer Jobs gehabt, in denen ich mich mit Inhalten, Marketing und Management beschäftigt habe. Beispielsweise war ich Anfang 2000 bei Amazon als „Managing Editor“ und „Manager Cross Site“ an der Schnittstelle zwischen Marketing, Webproduktion und Geschäftsführung tätig.

Das bedeutet: Ich habe mit meinem Team daran gearbeitet, die Content-Aktivitäten der verschiedenen Abteilungen zusammenzubringen. Wir haben alles gemacht – von der Planung bis zur Evaluierung des Contents. Auch die crossmediale Vermarktung via Print, Online und TV ist mir aus vielen Jobs vertraut. In den vergangenen 20 Jahren habe ich sozusagen den Rundumschlag in der Arbeit mit Content kennengelernt.

Meike: Du warst also sehr erfolgreich in deinen Jobs. Warum hast du dich selbstständig gemacht?

Miriam: Ich war 14 Jahre fest angestellt. Was ich daran am meisten gehasst habe, war jeden Tag in dasselbe Büro zu gehen und dieselben Kollegen zu sehen – was nicht an den Kollegen lag. Allein die Tatsache zu wissen, wo und wie man seinen restlichen Tag verbringt, fand ich immer schon unmotivierend. Auch der häufig schlechte Führungsstil seitens der männlichen Manager war ein ausschlaggebender Punkt für mich. Ich war ihnen immer zu unangepasst und ehrlich. Die Abwechslung, die ich jetzt als freie Beraterin habe, kommt mir schon entgegen, auch wenn die Selbstständigkeit natürlich auch ihre Schattenseiten hat.

Meike: Content Marketing ist im Moment der große Hype. Mit welchen Herausforderungen kämpfen deine Kunden an der Content-Front?

Miriam: Die größte Herausforderung sind die internen Veränderungsprozesse, die in Gang gebracht werden müssen. Es geht nicht nur um eine neue Marketing-Disziplin, die gelernt werden muss. Die Mediennutzung der Kunden verändert sich und Marketing und Kommunikation müssen sich daran anpassen. Dazu gehört, dass man die digitalen Planungs-, Produktions- und Managementprozesse kennt und sich im Unternehmen entsprechend aufstellt.

Mit guten Inhalten im Netz Profitieren

Meike: Wie kann das gelingen?

Miriam: „Wir müssen irgendwas mit Content machen“, reicht nicht als Motiv. Um in der Kommunikation besser zu werden, braucht ein Unternehmen die entsprechende Team-Aufstellung und -Weiterbildung. Außerdem müssen Prozesse und Abläufe oder die Handhabung von Tools geändert werden. Auch das Aufbrechen von Silos spielt eine große Rolle. Wie kann es beispielsweise passieren, dass ich eine Content-Schulung für eine Fachabteilung gebe, die Mitarbeiter aus der Content-Abteilung daran aber nicht teilnehmen?

Meike: Wie hilfst du deinen Kunden beim Entwickeln einer erfolgreichen Strategie?

Miriam: Ich biete 360-Grad-Content-Beratung sowie Coaching und Schulungen. Dabei berate ich Kunden aller Größen und aus den verschiedensten Branchen. Die Offenheit der Kunden und ihre Bereitschaft, die Ärmel hochzukrempeln, sind das Wichtigste bei meiner Arbeit.

Meike: Ist Content Marketing nur etwas für große Unternehmen oder können auch kleinere Firmen bzw. Solo-Entrepreneure eine tragfähige Content-Strategie entwickeln? Und was sollten sie dabei beachten?

Miriam: Gerade KMU haben viele Möglichkeiten, sich im Web mit guten Inhalten sichtbar zu machen. Ich habe in meiner letzten Funktion als Marketingleiterin in einem kleinen Unternehmen sehr erfolgreich mit Kooperationspartnern gearbeitet, die mir exzellente Inhalte und Stories geliefert haben. Das Thema Content-Kooperationen finde ich sehr spannend. Partner, die mit einer ähnlichen Zielgruppe arbeiten, können gemeinsam mehr Reichweite generieren und die Kosten für die Produktion klug bündeln.

EXPERTINNEN sollten besser sichtbar werden

Meike: Kürzlich haben wir beide über die Experten-Rankings rund um das Thema Online-Kommunikation gesprochen. Darin tauchen oft wenige oder gar keine Frauen auf. Dazu kommen dann noch die vielen Events und Panels, die in der Mehrheit oder ganz von Männern besetzt sind. Wie erklärst du dir das?

Miriam: In Ranking-Listen kommt, wer laut und präsent ist. Da zählt das Social Web mehr als ein Bestseller. Das bedeutet: Wer heute in die Rankings möchte, braucht Follower bei Twitter, Fans bei Facebook, Slideshare-Präsentationen und viel eigenen Content. Stichwort: Eigenvermarktung. Wer da nicht aktiv ist, wird als Experte nur selten wahrgenommen.

Meike: Allerdings kenne ich viele kompetente Frauen, nicht zuletzt von den DMW, die im Netz sehr aktiv sind, folglich also auch auffallen. Hängt es nicht auch stark davon ab, wer wessen „Buddy“ ist?

Miriam: Klar. Buddy-Listen sind Buddy-Listen. Da geht es um eine enge Verzahnung mit den richtigen Leuten und viel gegenseitiges, öffentliches Schulterklopfen. Stand Heute können Männer das einfach immer noch besser.
Zum Thema Konferenzen kann ich aus meiner ganz persönlichen Sicht mehrere Dinge sagen: Da ich häufig angefragt wurde, kann ich den Vorwurf nicht immer unterschreiben, dass Frauen grundsätzlich übergangen werden. Aber ich persönlich glaube, dass Frauen in diesem Umfeld ein geringeres Bedürfnis nach Selbstdarstellung haben. Sie scheuen sich davor, sich öffentlich zu präsentieren oder sie haben keine Lust auf die herablassende Art, mit der manche männliche Kollegen mit ihnen auf Konferenzen umgehen. Mehr Humor und Gelassenheit hilft, mit solche Situationen besser umzugehen.

Kompetenzabhängige Vergütung ist wichtig – und fair

Meike: Wie sieht es nach deiner Erfahrung mit der Bezahlung solcher Auftritte aus?

Miriam: Ja, das liebe Geld! Ich habe es schon mehr als einmal erlebt, dass man mich mit einem Taschengeld abspeisen wollte, und ein männlicher Kollege für seinen Vortrag mehr Geld angeboten bekam. Da steige ich sofort aus. Ich bin für eine klar geschlechtsneutrale und kompetenzabhängige Vergütung bei allen Leistungen und fordere diese auch immer ein.

Meike: Du bist sehr viel im ganzen Land unterwegs, um deine Kunden zu besuchen. Nervt dich das Reisen manchmal oder gehört das einfach zu deinem Job?

Miriam: Mal so mal so. Wenn ich nach einem Seminartag noch eine Rückreise von mindestens 5 Stunden vor mir habe mit Umsteigen und im Sommer in Zügen ohne Klimaanlage, finde ich das natürlich nicht immer so prickelnd. Andererseits bietet mir das Reisen viel Abwechslung jenseits einer eingefahrenen Routine.

Meike: Was tust du am liebsten um abzuschalten, wenn du mal wieder auf Besuch in München bist?

Miriam: Wenn ich mal zu Hause bin, brauche ich schon ein paar Stunden, um einfach mal um wieder runter zu kommen – zum Beispiel an der frischen Luft. Dann öffne ich meinen Mail-Ordner mit dem Namen „Todos“, in den ich während meiner Geschäftsreisen viele Mails schiebe. Außerdem steht dann noch die Vorbereitung für die nächsten Projekte an und natürlich Organisatorisches. Ein bisschen Zeit bekommt natürlich auch noch mein Freund ab. Er arbeitet ebenfalls freiberuflich. Da ist es nicht immer leicht ist, unsere Terminkalender gut zu synchronisieren.

Meike: Vielen Dank, Miriam!
Miriam: Ganz meinerseits!

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