#DMWKaffee mit Julie Mossler von Waze über zeitgemäße Kommunikation und Karriere

In der Reihe #DMWKaffee mit… gehen Autorinnen dieses Blogs mit inspirierenden Frauen aus der Digitalbranche einen Kaffee trinken. Für diese Folge hat Kathrin Kaufmann vom Hamburger Quartier Julie Mossler über zeitgemäße Kommunikation, Karriere und Whiskeysorten befragt.

Julie Mossler baute die Kommunikationsabteilung bei Groupon auf, bevor sie zur communitybasierten Navigations-App Waze wechselte, wo sie als Head of Brand and Global Marketing die Grenzen von PR, Business Development und Marketing sprengt und mit ihrem crossfunktionalem Team die Vision der vernetzten Stadt vorantreibt, indem sie Fahrer, Regierungen und Influencer zusammenbringt.

Julie Mossler von Waze (Foto: privat)
Julie Mossler von Waze (Foto: privat)

Julie, bei Waze setzt du dich stark für das gesellschaftliche Engagement des Unternehmens ein. Warum ist dieses „Corporate Citizenship“ für das Unternehmen so wichtig?

Dieses Engagement liegt in der DNA von Waze als offene Landkarte, die jeder weltweit mitgestalten kann und soll. Die Beiträge von Freiwilligen machen uns erst zu dem, was wir sind. Das hat bei uns zu einem starken Verantwortungsbewusstsein für unsere Community geführt. Im Gegenzug für ihr Engagement stellen wir Milliarden von Datensätzen für Kommunen, Transportunternehmen, Notfalldienste und Rundfunkanstalten bereit. Als Unternehmen im Bereich Echtzeit-Navigation mit der weltgrößten Fahrercommunity von über 65 Millionen Aktiven im Monat haben wir einfach unvergleichliche Einblicke in globale Mobilitätsmuster. Diese müssen wir einfach teilen, wenn wir wollen, dass sich die Branche weiterentwickelt.

 

Was mich total fasziniert, ist wie du Abteilungsgrenzen niederreißt. Du warst bei Waze zum Beispiel Teil eines „Growth Teams“, das sich aus unterschiedlichsten Disziplinen zusammensetzt. Wie unterscheidet sich „Growth Marketing“ von klassischer Kommunikation?

Was ich an Waze liebe ist, dass wir wie ein Startup arbeiten, obwohl wir vor einigen Jahren von Google übernommen wurden. Es ist sehr ungewöhnlich, einfach eine gesamte Abteilung einzustampfen und stattdessen ein crossfunktionales „All Stars“-Team aufzustellen, um neue Entwicklungen voranzutreiben. Noch dazu, wenn von vornherein klar ist, dass dieses Team sich in ein paar Monaten auflösen wird, damit jeder dort weiterarbeiten kann, wo er als nächstes gebraucht wird. Es ist wie ein Startup-A-Team und einer der Gründe, warum wir Maßnahmen so schnell umgesetzt kriegen. Unsere Mitarbeiter haben vielfältige Fähigkeiten und können vom Produktlaunch bis zum Krisenmanagement alles stemmen. Außerdem können Entscheidungen schnell getroffen werden, weil alle wichtigen Entscheider in einem Raum zusammensitzen.

Am Beginn meiner Karriere, als ich bei unterschiedlichen PR Agenturen gearbeitet habe, wurde ich schnell in meine Schranken verwiesen, weil ich nicht nur Journalisten angerufen habe, sondern auch Business Deals und Kooperationen angestoßen habe. Für mich war es aber offensichtlich, dass Marketing, PR und Business Development sehr nahe beieinander liegen – und als ich auf Unternehmensseite gewechselt bin, konnte ich das besser umsetzen.

Ich kann mir aber vorstellen, dass es gar nicht so einfach ist, diese verschiedenen Abteilungen zusammenzubringen. Was hat dir dabei geholfen?

Je besser du verstehst, wie eine andere Abteilung ihren Erfolg misst, desto besser kannst du identifizieren, welche Maßnahmen sowohl deiner als auch der anderen Abteilung helfen, bestimmte Ziele zu erreichen. Niemand lehnt eine kostenlose Maßnahme ab, die dabei hilft, die eigenen Quartalsziele zu erreichen! Man sollte außerdem keine Scheu davor haben, Leute aus anderen Abteilungen regelmäßig um ihre Meinung zu fragen oder zum gemeinsamen Brainstorming einzuladen. Umso mehr du sie integrierst, umso eher werden sie deine Meinung als kostenlosen Rat schätzen statt sie als Bedrohung zu sehen.

Bevor du zu Waze gekommen bist, hast du die PR bei Groupon aufgebaut – das klingt nach einer ziemlichen Herausforderung. Hängt dein Erfolg damit zusammen, dass du solche Chancen ergriffen hast, ohne zu zögern?

Als ich zu Groupon gekommen bin, gab es uns in weniger als vier Städten und niemand hätte gedacht, dass sich meine Stelle dahin entwickelt, als Head of Global Communications den Börsengang des Unternehmens zu begleiten. Ich wurde genommen, weil ich in die Unternehmenskultur passte und tolle PR-Arbeit machte. Aber der Job wurde schnell eine Nummer zu groß für meine Erfahrung. Behalten habe ich ihn, weil ich alles getan habe, um unser Business zu verstehen und offen zugegeben habe, was ich nicht wusste. Ich habe um einen Mentor gebeten und jahrelang 70-80 Stunden in der Woche gearbeitet. Das war anstrengend, aber es waren auch die besten vier Jahre meines Lebens.

Wer hat dich im Laufe deiner Karriere unterstützt?

Vor allem meine Eltern. Sobald sie ihre Angst überwunden hatten, ich würde für ein komisches Internet-Abzockunternehmen arbeiten, haben sie mir stets gut zugeredet, größere Verantworung anzunehmen und mich überzeugt, dass ich es schaffen kann. Bei Groupon habe ich erst spät einen Vorgesetzten bekommen. Paul Taaffe war COO bei Hill & Knowlton und hat es super hinbekommen, mich zu unterstützen und gleichzeitig aufzuzeigen, wo ich noch besser werden musste. Außerdem hat mir bei Vorstandsmeetings den Rücken gestärkt, mir Best Practices gezeigt und mich bestärkt, Konferenzen zu besuchen, um in meine Karriere zu investieren.

Du engagierst dich auch bei einer Community namens „Dreamers & Doers“ für Mentorship mit weiblichem Fokus. Wie wichtig sind Mentoren für eine Karriere?

Bei Dreamers & Doers wollte ich vor allem weitergeben, was ich gelernt habe – aber zu meiner Überraschung hat mir das Programm auch einiges an moralischer Unterstützung gegeben. Dennoch: Mentoren sind wichtig, aber sie sind nicht alles. Man hat einfach nicht immer Zugriff auf jemanden, der genau das Wissen hat, das man gerade braucht. Aber das heißt noch lange nicht, dass man scheitern wird. Im Gegenteil! Selbst herauszufinden, wie die Dinge funktionieren, ist der schnellste Weg, etwas zu lernen. Mentorship ist das Sahnehäubchen, aber den Job selbst zu machen kann durch nichts ersetzt werden.


Du bist Teil der Kampagne „The New Look of Leadership“. Was zeichnet die neue Art von Führungskräften deiner Meinung nach aus?

Die besten Führungskräfte sind multidimensional und diplomatisch. Niemand spezialisiert sich mehr auf eine Sache. Das Internet und die frei verfügbaren Informationen ermöglichen unserer Generation, sich schnell Fähigkeiten anzueignen, für die man früher viel Zeit an teuren Schulen verbracht hat. Das gilt es zu nutzen.

Apropos multidimensional: Du sagst, in deinem nächsten Leben wirst du Whiskey-Professor. Was ist dein Lieblings-Whiskey?
Oh Gott, das ist die schwierigste Frage von allen! Das hängt ganz vom Anlass ab.
Für Cocktails: Basil Hayden Bourbon aus der Jim Beam Small Batch Collection, extra für Cocktails gemacht
Neat, ohne Eis: Blanton’s (sehr kleine Serie von Kentucky)
On the Rocks: Templeton Rye
Mein Lieblings Whiskey Cocktail: Basil Fizz: 1 Shot Basil Hayden, den Rest einer Champagner Flöte mit Champagner füllen.

Das klingt vielsprechend! Vielleicht hätten wir das Format für dich „Auf einen Whiskey mit … “ nennen sollen! Danke dir vielmals für das Gespräch.

WENN IHR JULIE LIVE ERLEBEN MÖCHTET …

monkey_banner_details… kommt am 3. November in die Hamburger Markthalle zu Year of the Monkey, dem Festival für digitale Transformation und Innovation, wo Julie über Smart Cities und die Wichtigkeit von Communities spricht. Neben Julie werden über 30 internationale Speaker vertreten sein, zudem gibt es 12 Workshops. Auch unsere Digital Media Women Christiane Brandes-Visbeck und Claudia Bauhuber sind als Speakerinnen bei Year of the Monkey dabei.

Hier findet ihr das Programm.

Alle DMW-Fördermitglieder bekommen 20 % Rabatt auf das Ticket. Bei Interesse einfach eine E-Mail an hamburg@digitalmediawomen.de schreiben und den Code anfordern. 

 

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