#DMWKaffee mit Franziska Bluhm über Medieninnovationen und 10 Jahre Goldene Blogger

Weltbühnen-Selfie

In der Reihe „Ein #DMWKaffee mit…“ gehen Autorinnen dieses Blogs mit inspirierenden Frauen aus der Digitalbranche einen Kaffee trinken.

Dieses Mal hat sich die Hamburger #DMW-Quartiersleiterin Christiane Brandes-Visbeck mit Franziska Bluhm, Leiterin Digitale Vernetzung bei der Verlagsgruppe Handelsblatt, auf einen #DMWKaffee in der Hamburger „Weltbühne“ getroffen. Ein Gespräch über Twitter, Medieninnovationen und die Preisverleihung „Die Goldenen Blogger“.

 

 

Christiane Brandes-Visbeck: Gratuliere! Am 30. Januar 2017 verleihst du mit Christiane LinkDaniel Fiene und Thomas Knüwer zum zehnten Mal Die Goldenen Blogger. Das Jubiläum eures „Preises von Bloggern für Blogger“ feiert ihr mit einem rauschenden Fest im Telefónica Basecamp in Berlin. Wie hat alles angefangen?

Die Goldenen Blogger-Erfinder Daniel Fiene, Franziska Bluhm und Thomas Knüwer im Elementarteilchen in Düsseldorf. Foto: Ronny Hendrichs

Franziska Bluhm: Ich habe 2003 während meines Studiums auf franziskript.de angefangen zu bloggen. Ein paar Jahre später habe ich auf einer DLD-Konferenz in München Daniel Fiene zum ersten Mal getroffen, obwohl wir ja beide in Düsseldorf wohnten. Von da an haben wir uns immer wieder gemeinsame Projekte ausgedacht, auch um Livestreaming im Internet zu testen. Unter anderem Die Sendung mit dem Internet, die seit 2009 ein crossmediales Projekt von Antenne Düsseldorf und RP Online ist, und mit der wir auch den NRW-Hörfunkpreis gewonnen haben. Schon 2007 sind wir mit den Goldenen Bloggern live gegangen. Bei der ersten Sendung saßen Daniel, Thomas und ich auf meiner Couch, und unsere Webcam war auf meinem Bügelbrett installiert. Irgendwann später sind wir ins Elementarteilchen umgezogen, der Second-Hand-Boutique von Thomas Kochs Freundin Christiane. Von Anfang an haben wir uns selbst nicht so ernst genommen und viel Quatsch vor der Kamera gemacht. Aber wir wollten immer wieder neue Tools für die Live-Interaktion mit unserem Publikum testen. Nach vielen Jahren auf Google Hangout, in denen wir auch Gäste zugeschaltet und Publikumvotings über unterschiedliche Tools auf Twitter übertragen haben, könnt ihr uns in diesem Jahr auch über Facebook Live erleben.

 

Christiane: Zehn Jahre Die Goldene Blogger, das wird richtig gefeiert, oder?

Franziska: Wir feiern jetzt das zweite Mal im Telefónica Basecamp in Berlin, wo wir deutlich mehr Platz haben als bei allen Locations in Düsseldorf. In diesem Jahr wird es eine Gala. Damit möglichst viele der Nominierten vor Ort sein können und die Jubiläumsfeier richtig gut wird, haben wir Facebook, Google, Microsoft, Telefónica, Xing und Mumm als Sponsoren gewinnen können. Wer mit uns vor Ort feiern will, kann sich ein kostenloses Ticket auf der Basecamp-Website sichern. Da findet ihr auch kurzfristig die Infos zum Téléfonica-Livestream.

https://basecamp.telefonica.de/event/die-goldenen-blogger-2016/

 

Christiane: Im letzten Jahr gehörten Johnny und Tanja Haeusler, Markus Beckedahl und Andreas Gebhard, die Gründer der Digitalkonferenz re:publica, Sascha Pallenberg, damals noch der Kopf von Mobile-Geeks, und Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt zu den Gewinnern. Auch die aktuelle Shortlist liest sich wie das Who is Who der Digitalszene: Dunja Hayali, Barbara Schöneberger und Jan Böhmermann. Wolfgang Blau, Martin Heller, Stefan Niggemeier und Armin Wolf, Christine Fink von Mama-arbeitet, die Anti-Sexismus-Politikerin Jenna Behrends und die Snapchat-Journalistin Eva Schulz – wie entstehen diese Kandidatenlisten?

Franziska: Im Dezember konnte jeder in einer vierwöchigen Nominierungsphase Vorschläge machen.

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Die Vorschläge haben Christiane, Daniel, Thomas und ich dann durchgearbeitet und daraus eine Shortlist erstellt. Die Liste ist also eine Liste von Bloggern für Blogger.

 

Christiane: Hast du Lieblingskandidaten?

Franziska: Ich finde, dass unsere Liste ganz gut die Ereignisse und Trends im Jahr 2016 widerspiegelt. Das ist uns sehr wichtig, und deshalb haben wir die Liste der Kategorien auch jedes Jahr angepasst. Neu in diesem Jahr ist beispielsweise die Kategorie „Flauscher des Jahres“, um eben auch Menschen auszuzeichnen, die dem Hass entgegentreten und für Herzlichkeit und guten Ton im Netz sorgen. Auch wenn der Trend nicht neu ist, haben wir in diesem Jahr zum ersten Mal die Kategorie „Corporate Blogs“ dabei, in der die Klassiker GLS Bank, Frosta und Daimler nominiert sind. Gerade die letztgenannten sind nach zehn Jahren Corporate Blogging immer noch tolle Show Cases.

Und klar sind auch ein paar heimliche Lieblinge von mir mit dabei. Ich hatte sehr viel Spaß mit den Nominierten in der Kategorie „Snapchat“ und mir ging das Herz auf, als ich beim Sichten der Nominierten den Instagram-Account Schafzwitschern entdeckt habe.

 

#GoldeneBlogger: Kommt vorbei! Foto: Basecamp

Christiane: Was bedeuten Die Goldenen Blogger für dich persönlich?

Franziska: Ich freue mich, dass aus unserer kleinen ironischen Streaming-Show eine feste Größe geworden ist. Ich treffe immer wieder Menschen, die sich bedanken, weil sie durch den Preis bei den Goldenen Bloggern viel Aufmerksamkeit bekommen haben, einigen wurden sogar Jobs oder Buchverträge angeboten. Und ich persönlich sehe Die Goldenen Blogger auch als Weiterbildungsmaßnahme: Ich entdecke jedes Jahr aufs Neue spannende Blogs und Persönlichkeiten, die mich inspirieren.

 

Christiane: Du selbst bloggst unter franziskript.de – regelmäßig seit 2003, immer noch sehr persönlich. Deinen Mann, den Journalisten Jens Schröder aka @Popkulturjunkie, hast du über das Bloggen kennengelernt. Was deutet Bloggen für dich heute? Was kannst du als Bloggerin noch schreiben, was lieber nicht?

Franziska: Mein Blog ist seit 2003 meine Spielwiese und mein Kanal für all das, was ich auf anderen Kanälen nicht losgeworden bin, und was ich ausprobieren wollte. Ich blogge über Dinge, die mir wichtig sind und die mich beschäftigen – da ich in der Medienbranche tätig bin, öfter auch über diese Themen. Sicherlich hat sich die Art des Schreibens in den vergangenen Jahren verändert. Für 2017 habe ich mir vorgenommen, diese Spielwiese wieder häufiger zu nutzen.

 

Christiane: Auf deinem Blog hast du eine recht persönliche Reflektion über das Jahr 2016 veröffentlicht. Unter anderem geht es darum, dass du dein Leben als Ehefrau & Mutter und als Vollzeit-Berufstätige nur „gut durchgetaktet“ unter einen Hut bekommst.

Kein Hackathon ohne Pitch. Foto: Lea Rickling

Franziska: 2016 war ein sehr abwechslungsreiches Jahr, in dem ich viele Projekte übernommen habe, um die markenübergreifende Digitalisierung in der Verlagsgruppe voranzutreiben. Besonders spannend waren die Trips nach London und Washington mit der Handelsblatt-Redaktion, bei denen wir viel in den sozialen Kanälen ausprobiert und neue Formate eingeführt haben, die zwei Hackathons, die ich organisiert habe, und das Ada-Lovelace-Festival für die WirtschaftsWoche.

Voll berufstätig sein und zwei Kinder zu haben, da ist man automatisch gut durchgetaktet, um allen gerecht zu werden. Mein Mann und ich versuchen, das zusammen gut in den Griff zu bekommen.

 

Christiane: Was hast du beruflich für 2017 geplant? Welchen Medientrend würdest du gern im Verlag testen und einführen?

Franziska Bluhm, Leiterin Digitale Vernetzung. Foto: WirtschaftsWoche

Franziska: In 2017 möchte ich Handelsblatt und WirtschaftsWoche dabei helfen, noch mehr Menschen zu erreichen – vor allem über die sozialen Kanäle – und diese zu Fans und im besten Falle zu Kunden zu machen. Seit einer Woche wohnt Alexa bei uns – mich fasziniert, wie sich die Mediennutzung durch diese Art von Geräten noch einmal verändern wird. Gerade im Bereich Audio und Video wird sich in diesem Jahr noch einiges tun.

 

Christiane: Welche Bedeutung hat das Thema Community für Handelsblatt und WiWo?

Franziska: Eine sehr große. Das Mission Statement der Verlagsgruppe Handelsblatt lautet „Wir sind eine Gemeinschaft zur Verbreitung des wirtschaftlichen Sachverstands“. Deswegen wurde im vergangenen Jahr für Handelsblatt //club.handelsblatt.com und WirtschaftsWoche //club.wiwo.de/ ein Club gegründet, mit dem wir den Mitgliedern neben unseren gedruckten oder digitalen journalistischen Produkten auch Journalismus Live bieten. Sprich: Jedes Mitglied kann sich auf unseren Veranstaltungen inspirieren lassen, austauschen und mit anderen Clubmitgliedern vernetzen.

 

#ada16 mit #DMW-Moderatorin Mona Szyperski. Foto: Privat

Christiane: Ihr setzt euch auch für die Vernetzung von Frauen in der IT ein. Ihr habt 2015 das Konferenzformat Ada-Lovelace-Festival ins Leben gerufen, das sich zu einer beliebten Konferenz für Frauen aus der IT-Branche entwickelt hat. Wir #DMW haben uns als Medienpartner engagiert, einige #DMW waren aktiv vor Ort. In diesem Jahr findet  #ada17 am 19./20. Oktober – wieder in Berlin – statt und steht unter dem Motto: The sky’s the limit. Wer hat sich das ausgedacht?

Franziska: Ja, das Ada-Lovelace-Festival ist eine gemeinsame Veranstaltung von Euroforum und WirtschaftsWoche, um Frauen in der Techindustrie zu vernetzen. Nach den erfolgreichen ersten beiden Jahren kann „The sky’s the limit“ nur das logische Motto für das Jahr 2017 sein.

 

Christiane: Sucht ihr noch Speakerinnen, Moderatorinnen oder Supporter?

Franziska: Wir sind gerade in den Planungen für 2017. Wer Lust hat, sich dort einzubringen, kann sich gerne bei mir oder direkt bei Christiane Daners von Euroforum melden.

 

Christiane: Welches sind deine liebsten Social-Media-Kommunikationskanäle? Und wie geht’s deiner Sprachassistentin Alexa? 😉

Franziska: Ich mag Twitter immer noch sehr gerne und hoffe, dass die 2017 irgendwie die Kurve hinbekommen.

„Alles klar bei mir“, sagt Alexa. Im Ernst: Ich finde es sehr faszinierend, wie diese „Sprachsteuerung“ beispielsweise Menschen, die (noch) nicht lesen können, neue Möglichkeiten eröffnet. Ich erlebe das gerade bei meinen Söhnen: Fragen nicht nur von Mama oder Papa beantwortet bekommen, die Lieblingsmusik bei Spotify heraussuchen oder Hörbücher hören – das können die beiden jetzt selbst.

 

Christiane: Gibt es ein Lebensmotto oder ein Learning, das du mit uns #DMW teilen möchtest?

Franziska: Ich habe kein Motto nach dem ich lebe. Im Dezember habe ich den Spruch Little Girls with dreams become women with vision entdeckt. Der passt auch gut zu euch.

 

Christiane: Danke, liebe Franziska, für das Gespräch in der #DMW-Gründerinnenstadt Hamburg. Lass dich auf eurer Gala der Goldenen Blogger in Berlin so richtig feiern!

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