Die Social Media Week ist für das Hamburger #DMW-Quartier ein echtes Highlight. Über 4.000 Teilnehmer_innen haben sich bei Deutschlands größter kostenloser Digitalkonferenz angemeldet – sie war in diesem Jahr komplett ausverkauft. Von den über 150 Sessions haben wir Digital Media Women drei offizielle #DMW-Veranstaltungen organisiert und bei vielen weiteren Events in Markthalle, Handelskammer, Hochschule Macromedia und betahaus die Bühnen gerockt. Doch nach welchen Kriterien haben wir unsere offiziellen Sessions geplant? Ein Blick hinter die Kulissen.
Am Anfang ist die Beiratssitzung der Social Media Week Hamburg (SMWHH). Hier treffen alle Beiräte zusammen, um Sessions, Sponsoren und Speaker_innen für die nächste Social Media Week vorzuschlagen. Eine tolle Chance für die #DMW, Frauen auf die Bühne zu bringen, damit sie „gleichberechtigt teil haben und sichtbar Einfluss nehmen: offen, reflektiert und wegweisend. Das ist für uns Digital Leadership„. Diese Aufgaben haben wir uns in unser #DMW-Leitbild geschrieben, das wir auf der SMWHH 2016 erstmalig vorgestellt haben.
Die Frage ist, wie können wir mit den Sessions, die wir für die SMWHH planen, unserem eigenen Anspruch gerecht werden? Haben wir dafür eine Contentstrategie? Jetzt sind wir bei unserer ehrenamtlichen Arbeit für die #DMW nicht immer mit großen Konzepten unterwegs. Meist folgen wir unserem Motto „Machen statt Schnacken“. Doch es gibt schon ein paar Eckpfeiler, die bei der Eventplanung für die SMWHH eine Rolle gespielt haben. Wir haben uns Folgendes gefragt:
- Wie machen wir unsere aktiven #DMW sichtbar, die noch nie auf einer Bühne gestanden haben?
- Was ist eigentlich dieses Digital Leadership, von dem wir im Leitbeild reden?
- Wie können wir sichtbar Einfluss nehmen, damit unsere Welt ein besserer Ort wird und nicht von Populisten, Hatern und „Herrenmenschen“ kaputt gespielt wird?
Damit war klar, wir #DMW brauchen mindestens drei Sessions! Diese haben wir über unsere beirätliche „wild card“ platzieren können. Jetzt konnte das Finetuning beginnen.
Session 1: Traut euch sichtbar zu sein
Fangen wir mit der Session zu #dmwfirst an: Im Hamburger Quartier haben wir viele Orgafrauen, die super engagiert sind, aber noch nie auf einer Bühne waren. Was verbindet die meisten? Es stellte sich schnell heraus, dass die meisten, die noch nie als Speaker agiert haben, keine Arbeitnehmerinnen waren. Sie sind selbständig, Startup-Gründerin oder Kommanditistin, also Gesellschafterin, einer Kommanditgesellschaft. Sie alle haben keine Chefs. Damit war die Idee für unsere erste Session geboren: „Für mehr Gründerinnen im Land. Traut euch – wir haben’s auch getan„. Wer auf dem Panel in welcher Funktion diskutiert hat und wie es dem Publikum gefallen hat, erfahrt ihr in einem separaten Nachbericht auf diesem Blog. Was sich auf jeden Fall bewährt hat, war der Mix von erfahrenen und unerfahrenen Speaker_innen auf einer Bühne. Das sich jede auf ihrem Feld auskennt, was klar. Und Lampenfieber und Bühnenangst können besser überwunden werden, wenn man sich gegenseitig stärkt und die Bälle zu spielt. Traut euch – es hat Spaß gemacht.
Session 2: Digital Leadership – kommunizieren, fordern und fördern, vertrauen
In 2016 ist der Begriff „Digital Leadership“ zum Buzzword geworden. Doch was versteht man darunter? Digitale Führung – also Management nach dem Binärsystem 1:0? Oder den IT-Chef, der Prozesse digitalisiert und eine neue Software einführt? Oder einen jungen Teamleader, der seine Leute mit Slack, Facebook-Gruppen und WhatsApp virtuell führt? Wir haben ja bereits im letzten Jahr auf der SMWHH eine Session zu Digital Leadership veranstaltet und geklärt, dass ein Digital Leader neue Geschäftsmodelle einführt und sein Team mittels Sinnstiftung und Werteorientierung mutig und entschlossen in die Zukunft der automatisierten Welt führt. So weit die Theorie. Doch wie setzt man diesen Anspruch in die Realität um? Was muss ein Chef tun, um ein Digital Leader zu werden und kein Chef aus der Hölle zu sein? Funktioniert dieses Führungsideal in allen Branchen gleich gut? Als Digital Media Women haben wir Journalist_innen gefragt, wie das in ihrem Alltag so aussieht. Die Session „Wer will schon einen Chef aus der Hölle? Über Medien und Führung im digitalen Wandel“ machte eines sehr klar: Der Leadership Style muss verhandelt werden. Digitale Chefs sorgen dafür, dass der Rahmen stimmt – wie beispielsweise die strikte 40-Stunden-Woche bei t3n. Sie geben ihren Mitarbeiter_innen den Raum, soweit wie möglich selbst zu entscheiden, wie und wo sie ihre Arbeit am Besten erledigen. Dafür führen sie passende Kommunikationsmittel ein, die alle virtuell vernetzten, bestehen aber weiterhin auf regelmäßige offline-Meetings und Konferenzen. Digital Leader binden ihre Mitarbeiter in alle wichtigen Entscheidungsprozesse mit ein. Sie fordern nicht nur, sie sind sozial kompetent, können also vertrauen und fördern. Mit ihrer Persönlichkeit leben sie die positiven Werte vor, die die jeweilige Teamkultur bestimmen. Nicht umsonst wird Digital Leadership mancherorts als „weiblich“ umschrieben. Merkmale, die Frauen zugeschrieben werden, wie win-win-Situationen gestalten, auf Augenhöhe agieren und Menschen beschützend und wohlwollend bei ihrer Entwicklung begleiten, sprechen dafür. Deshalb ist für uns #DMW die Führungskultur von Digital Leadership ein spannendes Feld, mit und in dem wir auch weiterhin experimentieren werden.
Was genau in dieser unser „Chefs aus der Hölle“-Session gesagt worden ist und wie es den Teilnehmern gefallen hat, wird in einem gesonderten Blogpost über das Panel nachzulesen sein.
3. Meet-up zu Sisterhood und #newFeminism
Das #DMW Meet-up ist auf der Social Media Week ein Klassiker. Wir wollten auch in diesem Jahr einen Raum schaffen zum sich Wiedersehen, neue Menschen kennenlernen und zum Netzwerken. Wie großartig, dass die Social Media Week uns das neue Lounge-Café in der Markthalle angeboten hat. Doch die Fläche ist wirklich groß – was passiert mit einer Party, zu der keiner geht? Deshalb haben wir uns riesig gefreut, dass die vor wenigen Wochen ins Leben gerufene Sisterhood-Initiative unserer Einladung gefolgt ist, um sich und Sisters‘ March vorzustellen.
Der Sisters‘ March steht unter dem Motto „Zusammen für Solidarität und Gerechtigkeit“. Auch wenn Begriffe wie „Solidarität“ bisher nicht ativ in unserer #DMW-Filterblase verwendet wurden, unterschreiben wir die Idee, dass wir etwas tun müssen, um unsere demokratischen Rechte zu erhalten. Auch wir träumen von einer Welt, in der Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht, ihrem Aussehen, ihrem Glauben und ihrer sexuellen Orientierung gleichberechtigt zusammenleben. Wir #DMW möchten in einer Welt leben, in der Männer und Frauen für gleiche Leistung denselben Lohn bekommen, und dass Stellen und Postionen auf allem Hierarchieeben so gestaltet werden, dass sie attraktiv sind für Frauen mit und und ohne Betreuungsverpflichtungen. Dafür wollen wir #DMW auf jeden Fall sichtbar Einfluss nehmen.
Dieser weltweit aufflammende #newFeminism hat nichts mit „Alle Macht den Frauen“ oder einer augenzwinkernd geforderten Weltherrschaft aus den frühen 1970er Jahre zu tun. Er soll ein positiver Gegenentwurf zu der Forderung anderer Kräfte sein, die Frauen finanziell abhängig von ihren Ehemännern am Herd sehen wollen. Aus allen diesen Gründen unterstützen wir Hamburger #DMW den Sisters‘ March, der am 8. März um 17.30 Uhr auf dem Hamburger Rathausmarkt beginnt. Tragt am Internationalen Frauentag rot oder eine Blume an euch – als Zeichen der Zugehörigkeit und Solidarität, wenn ihr nicht dabei sein könnt.
Es war interessant auf dem Meet-up zusehen, wie viele Gespräche sich um Frauen und ihre Möglichkeiten drehten – aber natürlich nicht nur. Es gab auch sonst viel zu erzählen. 😉
Rückblickend lässt sich sagen, dass unser Contentkonzept für die Social Media Week gut aufgegangen ist. Wir Hamburger #DMW freuten uns am vergangenen Mittwoch über die begeisterten Sessionbesucher, unsere treuen Fans (auch männlich), die mit uns von Session zu Session gezogen sind, über unsere tollen Panelist_innen und Besucher_innen – sowie – und das schreibe ich jetzt auch als Beirätin der SMWHH – über den großartigen Support insbesondere von Sabine, Susanne, Philipp, Victor und Torsten aus dem Team der Social Media Week Hamburg. Bis zum nächsten Jahr!