#DMWkaffee mit Katarzyna Mol-Wolf und Franziska von Lewinski über #WasFrauenfordern

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In der Reihe #DMWkaffee mit… gehen Autorinnen dieses Blogs mit inspirierenden Frauen aus der Digitalbranche einen Kaffee trinken. Für diese Folge hat sich Christiane Brandes-Visbeck, Quartiersleiterin der #DMW in Hamburg, mit Dr. Katarzyna „Kasia“ Mol-Wolf, Chefredakteurin des Frauenmagazins EMOTION und Geschäftsführende Gesellschafterin des Medienunternehmens Inspiring Network, und Franziska von Lewinski, Vorständin für Digitales und Innovationen der Kommunikationsagentur fischerAppelt, verabredet. Ein lebhaftes Gespräch über die Kampagne #WasFrauenfordern, Inspiration, Kinder und Karriere.

 

#DMWkaffee mit Franziska von Lewinski, Dr. Katarzyna Mol-Wolf und #DMW Christiane Brandes-Visbeck (v.l.n.r.)

Christiane Brandes-Visbeck: Kasia und Franziska, ihr seid beide sehr erfolgreiche Frauen, die ihren Traum von Kindern UND Karriere verwirklichen. Ihr lebt beide in Hamburg und setzt euch öffentlich für eine Welt ein, in der Frauen ihr Leben selbst bestimmen. Vor kurzem habt ihr die EMOTION-Kampagne #WasFrauenfordern ins Leben gerufen. Wie kam es dazu?

 

Katarzyna „Kasia“ Mol-Wolf: Dafür gab es mehrere Anlässe: Die Debatte über Frauenrechte nach den sexuellen Übergriffen in der Silvesternacht 2016 in Köln, die Gründung des „Bündnis Nein heißt nein“ durch den deutschen Frauenrat im April 2016 mit dem Ziel, das deutsche Sexualstrafrecht zu überarbeiten, und natürlich die Trump-Wahl gefolgt von den weltweiten Protesten von Frauen und Männern auf den Women’s Marches am 21. Januar 2017.

Lean in Together

Auf die Frage „Wer willst du sein?“ hat die EMOTION-Redaktion viele Zuschriften von begeisterten Leser*innen erhalten (links im Bild)

Schon auf unserer letzten EMOTION-Konferenz re:work.re:balance „Was starke Frauen anders machen!“ im November 2016 haben wir beschlossen, aktiver zu werden, um die Gleichberechtigung in Deutschland mit unseren Möglichkeiten voranzubringen. Und dabei auch – nach dem Motto „Lean in Together“ – die Solidarität unter Frauen zu fördern. Wir möchten unseren Leser*innen zwar nichts vorschreiben, sondern sie immer darin bestärken, ihren individuellen Weg zu gehen, aber wir wollten, dass sie sich mit der Frage Wer willst du sein? auseinandersetzen. Diese Frage bildet ja den Markenkern des EMOTION Magazins und unserer Arbeit ab. In jeder Ausgabe, in jedem Online-Artikel und bei jedem unserer Events ermuntern wir Frauen darüber nachzudenken, wer sie sein wollen und wie sie leben wollen.

 

Damit im Wahljahr die politische Dimension dieser Diskussion deutlicher wird und das Thema etwas mehr Impact bekommt, haben wir unsere Frage weiterentwickelt in Richtung Was braucht ihr, um so sein zu können, wie ihr wollt?. So ist unsere Kampagne #WasFrauenfordern entstanden, die wir zum Sommer gelauncht haben. Denn so unterschiedlich die Lebensentwürfe von Frauen heute sind, so unterschiedlich sind auch unsere Forderungen auf dem Weg zur gleichberechtigten Teilhabe. Daher war es uns wichtig, eine offene Frage zu stellen, die unsere Leser*innen – also alle Frauen und Männer, die sich von dem Thema Lebensentwürfe für Frauen angesprochen fühlen – beantworten können. Ihre Antworten sammeln wir ganz bewusst auf einer Online-Plattform, damit wir sie nach der Wahl gebündelt an die Politik weitergeben können.

Deine Forderungen posten. An der Umfrage teilnehmen

Auf unserer Online-Plattform #WasFrauenfordern gibt es eine Galerie, in der jede*r ihre Forderung als persönliches Statement posten kann. Uns ist auch sehr wichtig, dass möglichst viele Frauen an unserer Umfrage auf derselben Seite teilnehmen. Diese Umfrage ist der einzige Part unserer Kampagne, der sich tatsächlich nur an Frauen richtet.

Zur Inspiration unserer Leser*innen haben wir die Aktion mit Interviews von Politiker*innen wie Marcus Weinberg (CDU) oder Manuela Schwesig (SPD) ergänzt. Weiterhin werden wir von tollen Leuten unterstützt wie Rita Süssmuth, die den EMOTION.award 2017 für ihr Lebenswerk erhalten hat, dem Feministen Robert Franken, den ihr #DMW ja auch recht gut kennt, oder eben von Franziska von Lewinski.

Franziska ist seit unserem re:work-Event im November dabei. Sie fand unsere Aktionen für Frauen spannend und wollte sich und fischerAppelt als Kampagnen-Partner einbringen. Die Solidarität zwischen uns beiden hat sofort funktioniert.

 

Alle Frauen fragen. Nicht Experten

Franziska von Lewinski: Der Ansatz, dass wir mit #WasFrauenfordern Frauen konkret ansprechen und sie fragen, was sie wollen, hat mich sofort überzeugt. Ich bin es leid, von so genannten Experten zu hören, was wir Frauen machen, denken, fühlen sollen. Dass uns jemand erzählt, wie unser Leben funktioniert. Natürlich interessieren uns auch die Antworten von Männern. Denn ohne sie und ihren Support werden wir nicht viel verändern können.

 

Der Kern der Kampagne, etwas zu fragen und Antworten zu erhalten, also miteinander zu reden, sich auszutauschen und  sich gegenseitig zu inspirieren, ist genau das, was digital gut funktionieren kann. Das Konzept hat mich und mein Team total begeistert. Viele Ladies von fischerAppelt waren sofort Feuer und Flamme und haben ihre Forderungen in der Galerie gepostet.

 

Christiane: Was fordern eure Mitarbeiterinnen denn so?

 

Franziska: Bei uns in der Agentur beispielsweise steht die Frage im Vordergrund, wie wir diverse Teams hinbekommen. Hier arbeiten viele Frauen, aber nicht überall und in jedem Bereich – wie beispielsweise im Management, in der IT oder auch in den Führungsteams.

 

Weniger vergleichen. Unterschiede aushalten

Kasia: Unserem Team ist es sehr wichtig, dieses „Lean in together“ als Solidarität unter Frauen zu leben. Uns gegenseitig zu unterstützen anstatt einander abzuwerten mit Fragen wie „Ist sie eine gute Mutter?“ – „Bin ich eine schlechte Mutter?“ – „Warum hat sie keine Kinder?“. Die Kritisierten werden in eine Ecke gedrängt. Das ist nicht nur unfair. Es raubt auch viel Energie!

 

Wir Frauen sollten uns weniger vergleichen, den Schulterschluss üben und selbstbewusster werden. Nicht nur im Berufsleben sollten wir Teams bilden und uns fragen „Worin sind wir gut?“ und „Was bringt uns gemeinsam voran?“. Zu dem Thema haben wir in der aktuellen EMOTION-Ausgabe das Dossier „Wir-Gefühl“ mit dem Credo: „Lasst uns (wieder) nett sein. Das neue Wir-Gefühl bringt uns jetzt auf der ganzen Welt zusammen: mit Freunden, Verwandten, Nachbarn“. Es geht darum, Unterschiede auszuhalten und andere, die anders leben, nicht zu bewerten.

Jede geht ihren eigenen Weg

Franziska: Genau, es ist wichtig zu erkennen, dass jede Frau ihren ganz eigenen Weg geht. Wir sollten uns in unserer Unterschiedlichkeit unterstützen statt einander im Weg zu stehen.

Ich werde beispielsweise ständig gefragt, wie ich es mit zwei kleinen Kindern hinbekomme, eine große Agentur zu führen. Und ob ich kein schlechtes Gewissen habe, weil ich während der Schwangerschaft den Job gewechselt und als Mutter weitergearbeitet habe.

Diese heftigen Grabenkämpfe zwischen „Rabenmüttern“, „Cappuccino-Müttern“, Teilzeit-Müttern und Frauen, die sich keine Kinder wünschen, bringt doch keinen weiter. Welches Lebensmodell stimmig ist, muss tatsächlich jede Frau und jeder Mann für sich selbst entscheiden und sich hierfür vor niemandem rechtfertigen. Im Gegenteil: Mütter und Väter sollten von ihren Arbeitgebern, von Politik und Gesellschaft bei ihren Entscheidungen unterstützt werden. Meine Überzeugung ist, nur wenn es zuhause gut läuft, können wir volle Leistung im Job bringen.

Politik: Forderungen umsetzen und Vielfalt gestalten

Natürlich wird die Frage nach dem „richtigen“ Lebensentwurf für Frauen auch durch die Politik gesteuert. Staatliche Alimentierungen wie Elterngeld oder Ehegattensplittung spielen bei der Entscheidung, ob, wann und in welchem Umfang eine Mutter nach der Geburt eines Kindes wieder arbeiten will, durchaus eine Rolle. Ich bin beispielweise drei Monate nach der Geburt meiner Tochter wieder zurück in den Job gegangen. Für die Kinderbetreuung haben wir mit anderen Eltern eine GbR gegründet und uns ein Kindermädchen geteilt. So ein Modell könnte die Politik doch unterstützen und mit Steuererleichterungen fördern.

 

Christiane: Welches Ziel verfolgt ihr mit eurer Kampagne #WasFrauenfordern genau?

 

Kasia: Wir wollen die größte „Frauen-Fordern“-Community werden. Uns sind die Forderungen jeder einzelnen Frau wichtig, egal an wen sie sich richten. Und es ist uns wichtig, Frauen darin zu bestärken, selbst aktiv zu werden.

Geht wählen. Wir bleiben dran!

Im Jahr der Bundestagswahlen wollen wir, dass die Parteien ein Gefühl dafür bekommen, was Frauen wirklich fordern. Deshalb ist es für uns so wichtig, in den Wochen vor der Wahl am 24. September PS auf die Straße zu bringen. Aber eben auch nicht an der Wahlurne aufzuhören. Wir bleiben dran! Die Bundestagswahl ist ein Trigger. Unsere Kampagne wird auch danach weiter laufen. Dann werden wir uns um die Umsetzung der Forderungen gemeinsam mit Politik und Wirtschaft kümmern.

 

Christiane: Welche Forderungen findet ihr besonders wichtig?

 

Kasia: Die Forderungen, die der EMOTION-Redaktion besonders gut gefallen, haben wir auf Postkarten gedruckt.

 

Wir wollen Stereotypen bewusst infrage stellen. Jede von uns weiß, was für sie selbst richtig und wichtig ist. Daher ist es auch okay, wenn eine Mutter arbeitet. Gerade mit Blick auf die vielen Alleinerziehenden ist das entscheidend. Es werden immer mehr. Viele von ihnen laufen Gefahr, in Altersarmut zu verfallen. Meine Mutter war auch alleinerziehend. Ich weiß, wovon ich spreche. Wir müssen lernen, die unterschiedlichen Lebensmodelle anderer Frauen zu akzeptieren und uns gegenseitig zu unterstützen anstatt uns das Leben gegenseitig noch schwerer zu machen.

 

Interessanterweise wirken viele Forderungen aus unserer Kampagne auch nach innen. So leben wir bei EMOTION beispielsweise viele, ganz unterschiedliche Teilzeitmodelle. Wenn ein Kind krank ist, können unsere Mitarbeiter*innen auch entspannt von zuhause arbeiten.

Mehr Frauen in Führung. Gegen die Männerkultur

Franziska: Ein Trigger für kulturelle Veränderungen in Unternehmen und Gesellschaft ist beispielweise die Zusammensetzung von Führungsgremien. Denn der Fisch riecht ja bekanntlich vom Kopf. Dazu braucht es mehr als eine Frau in diesen Gremien. Ansonsten bleibt sie eine Frau in einer Männerkultur, was nicht alle Frauen reizt.

 

Christiane: Seid ihr als Managerinnen und Mütter Vorbilder für andere Frauen, die Karriere und Kinder unter einen Hut bekommen wollen?

 

Kasia: Ich mag den Begriff „Vorbild“ nicht. Weil er etwas mit Vergleichen zu tun hat. „Inspirieren“ oder „Impulse geben“ finde ich besser…

 

Christiane: … okay, seid ihr inspirierende Impulsgeberinnen?

 

Kasia: Wir wollen mit unserer Kampagne inspirieren. Heute gibt es so viele Lebenskonzepte. Eine Frau kann sich eben nicht mehr darauf verlassen, dass sie lebenslang von einem Partner versorgt wird. Deshalb müssen wir Vielfalt leben und in der politischen Ausgestaltung von Lebensentwürfen Vielfalt fördern.

Weg von Stereotypen und Rezepten

Wir müssen weg von den Stereotypen! Nur weil ich von der Norm abweiche, möchte ich nicht bewertet und in eine Schublade gesteckt werden. In einer Zeit, in der vieles möglich ist, fragen uns Frauen aus ihrer eigenen Unsicherheit heraus nach Rezepten. Doch Rezepte bieten auch keine Lösung. Stattdessen wollen wir Frauen ermuntern, Vielfalt zu leben und zuzulassen. Deshalb fragen wir bei EMOTION unsere Leser*innen: „Wer willst du sein?“. Erst wenn ich das weiß, kann ich meine Forderungen stellen. Dabei hilft es auch, von den Erfahrungen anderer zu lernen. Sich offen auszutauschen, um zu erfahren, wie andere ein Thema gelöst oder aus welchen Gründen eine bestimmte Entscheidung gefällt haben. Dieses voneinander lernen ist doch viel besser als ein Rezept.

 

Christiane: Diese Art von Austausch fördern wir Digital Media Women ja auch in unserer Facebook-Community. Mit dem Stichwort komme ich zu meiner letzten Frage: Habt ihr noch eine besondere Erfahrung, die ihr mit uns #DMW teilen möchtet?

 

Kasia: Hört auf, Superwoman zu spielen. Sprecht über eure eigenen Wendepunkte. Das Leben ist bereichernd und stressig, egal, für welchen Entwurf ihr euch entscheidet. Umso wichtiger ist es, dass wir Frauen uns gegenseitig unterstützen. Gemeinsam geht vieles leichter.

 

Franziska: Begreift das Leben als etwas Agiles. Jede kann ihren Weg finden und den Mut aufbringen, auch mal umzudrehen, oder Chancen zu ergreifen, die sich bieten.

 

Christiane: Danke, Kasia und Franziska, für dieses inspirierende Gespräch.

Jetzt freut ihr euch bestimmt auf viele #DMW, die ihre Forderungen in der Galerie von #WasFrauenfordern posten, oder?

 

Kasia: Ja, das fänden wir ganz großartig! Jede #DMW, die ihre Forderung auf unserer Seite mit dem Hashtag #WasFrauenfordern postet, bekommt von uns als Dankeschön ein EMOTION-Abo (3 Monate, digital) geschenkt.

 

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