Erste Datenbank für Female Founders geht in Deutschland an den Start

StartupSpot_FFF

Die neue Plattform „StartupSpot Female Founders“, ins Leben gerufen von den Hamburg Startups-Gründerinnen Sanja Stankovic (ebenfalls #DMW-Mitgründerin) und Sina Gritzuhn, will mehr weibliche Gründerinnen sichtbar machen und erfolgreiche Rolemodels vorstellen. Ein Ziel, das natürlich auch die Digital Media Women gern unterstützen.

 

„Jetzt ist die beste Zeit zu gründen“, so der Appell von Joy Spenner, Head of Project Ada Accelerator for Female Entrepreneurship bei unserem Themenabend in München. Gerade im technischen Bereich und rund um die Digitalisierung ergeben sich gerade völlig neue Möglichkeiten, so die Berlinerin. Diese Chancen werden von Frauen aber noch nicht in der gleichen Weise wie von Männern ausgeschöpft. Oder haben Frauen sogar schlechtere Chancen?

 

Ein paar Zahlen dazu von der Start-up DatenbankCrunchbase:

 

Der Anteil am Seed-Finanzierungsvolumen von Start-ups, die nur von Frauen gegründet wurden, beträgt dabei nur etwa vier bis fünf Prozent. Wenn man die gemischten Gründerteams zählt, liegt der Anteil bei elf bis 13 Prozent. Start-ups mit weiblichen Gründerinnen bekamen im Schnitt weniger: Von 100 US-Dollar bekamen sie durchschnittlich 82 US-Dollar für jede 100 US-Dollar, die reine Männer-Gründerteams. Bei den Venture Capitalists sieht ähnlich aus. Crunchbase fand in seiner „Women in Venture“ Studie heraus, dass von 100 VC Firmen nur acht Prozent der Partner Frauen sind. Acht von 100 Firmen haben im Jahr 2017 überhaupt zum ersten Mal eine Frau zum Partner gemacht. In Accelatoren sind es immerhin 15 Prozent.

 

Die Babson Studie weist in eine sehr ähnliche Richtung. Startups mit weiblichem CEO erhielten in den Jahren 2011 bis 2013 nur magere drei Prozent der gesamten Investments – 1,5 Milliarden US Dollar von 50,8 Milliarden, die in diesen drei Jahren investiert wurden, wie Edition F berichtete.

 

Für den deutschen Markt liegen mir leider keine Zahlen in dieser Art vor, aber wir können davon ausgehen, dass Anteil bei der Finanzierung ähnlich ungleich verteilt sind.

 

Nun könnte man einwenden, dass Frauen sich einfach besser verkaufen müssten. Ich halte wenig vom Fixing-the-women-Ansatz. Besser ist es, am System zu arbeiten. Die Gründe, dass die Zahl von Gründungen so ungleich zwischen Männern und Frauen verteilt sind, sind vielfältig.

 

Der Zugang zu Kapital ist einer der kritischen Faktoren bei Gründungen. Frauen sind tendenziell sicherheitsbewusster und kalkulieren von vornherein mehr Risiken ein. Nicht ohne Grund belegen auch Statistiken, dass Gründungen mit weiblicher Beteiligung seltener scheitern. Wenn sich bei den Kapitalgebern ein neues Bewusstsein bei der Vergabe von Geldern entwickelt, könnte es deutlich mehr Gründerinnen geben. Das lohnt sich auch wirtschaftlich, denn Statistiken belegen, dass Gründungen mit weiblicher Beteiligung seltener scheitern.

 

Die gesamte Tech-Gründerszene ist männerdominiert. Daher herrschen männliche Verhaltensstereotype vor. Das ist soziologisch betrachtet normal, schreckt viele Frauen aber auch ab. Es ist wichtig, das zu durchbrechen. Eine selbstverpflichtende Quote wie bei den Kapitalgesellschaften in Deutschland macht an dieser Stelle keinen Sinn. Die berichterstattenden Medien spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Vorbilder zu zeigen und mit best practice Beispielen Frauen zu ermutigen. Leider portraitieren sie sehr viele männliche Gründer. Oft heißt es auf Nachfragen, man kenne keine erfolgreichen weiblichen Gründer.

 

Umso wichtiger ist es, weibliche Vorbilder zu zeigen und sich zu vernetzen. Genau an dieser Stelle wirkt auch eine Plattform wie der neugegründete StartupSpot Female Founders.

 

Infografik zur Branchenverteilung. Quelle: StartupSpot Female Founders

Mit der Unterstützung des Handelsunternehmens QVC und der dazugehörigen Startup-Initiative QVC NEXT, gaben die Initiatorinnen Sanja Stankovic und Sina Gritzuhn am 26. April 2018 im Volt in Hamburg mit geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Medien den offiziellen Startschuss für den StartupSpot Female Founders. Sie wollen damit die Vielfalt im Startup Ökosystems präsentieren und Stereotype abschaffen, die Nachwuchsgründerinnen und -gründer abschrecken: „Schon die ersten Zahlen des Spots machen deutlich, dass Frauen in allen Bereichen gründen“, meint Initiatorin Sina Gritzuhn. „20% der teilnehmenden Teams gaben an, im Bereich Commerce, 18% im Bereich Services und 14% im Bereich Tech gegründet zu haben. Das zeigt deutlich, dass diverse Teams in allen Bereichen der Wirtschaft aktiv sind“, führt Gritzuhn weiter aus.

 

Die Initiatorinnen des StartupSpot Female Founders: Sanja Stankovic und Sina Gritzuhn (Foto: Rieka Anscheit)

„Weibliche Gründer treten nicht so oft in den Vordergrund, wie ihre männlichen Kollegen, was für ein schiefes Bild in der Gesellschaft sorgt, das wollen wir mit dem StartupSpot Female Founders ändern und Raum für mehr Vorbilder schaffen.“, sagt Co-Initiatorin Sanja Stankovic. Der StartupSpot Female Founders ist der erste themenspezifische Ableger der deutschen Startup-Datenbank StartupSpot Germany und zählt bereits über 300 Startups, die mindestens ein weibliches Gründungsmitglied haben. Im dazugehörigen Blog StartupSpot.de werden Gründerinnen portraitiert, Netzwerke vorgestellt und alle Themen rund um Female Founders diskutiert.

 

Dabei setzen die beiden Initiatorinnen Sanja Stankovic und Sina Gritzuhn voll auf die Kooperation mit anderen Organisationen und Initiativen, die das Thema Female Entrepreneurship fördern. Das entspricht genau unserem Motto bei den Digital Media Women „Dafür und nicht dagegen“, deshalb sind die DMW gerne als Partner der ersten Stunde an Bord.

 

Die Ausrede, man hätte ja eine Gründerin ins Team aufnehmen wollen oder man hätte gerne über eine berichtet, aber es gab keine, gilt dann nicht mehr.

Ähnliche Beiträge

Interview

Vielfalt, Innovation und Verantwortung: Wie das Filmfest Hamburg und die Explorer Konferenz neue Maßstäbe setzen – Malika Rabahallah und Linda Dudacy im Interview

Malika Rabahallah und Linda Dudacy prägen das diesjährige FILMFEST HAMBURG und die Explorer Konferenz mit frischen Perspektiven und innovativen Ansätzen. Im Interview sprechen sie über ihre Zusammenarbeit, die Herausforderungen und Chancen der Filmbranche und darüber, wie wichtig es ist, diverse Stimmen zu fördern und nachhaltige Strukturen zu schaffen.

Weiterlesen »