Voll, voller, re:publica Tag 1

„Unser Programm ist voll und unser Programm ist toll“, schreiben die Macher der re:publica in ihrem Blog.

Dieses Selbstbewusstsein kommt nicht von ungefähr. So umfangreich und prall gefüllt war die re:publica wohl noch nie. Neben der re:design, die im Quatsch Comedy Club stattfindet,  sowie der co:funding am Freitag, schließt sich dem Social-Media-Treff auch noch die re:campaign an. Erstmals wird der Event auch von einer Live-Redaktion begleitet. Der Stream soll laut Twitter allerdings mehrfach down gewesen sein. Und nicht nur das…

 

Es stimmt: Das Programm ist lang und breit. Mit einer Mischung aus Design, Journalismus, Aktivismus und Gesellschaft trifft die re:publica sicherlich einmal mehr den Nerv der Zeit – einer Zeit, in der im Nahen Osten die Menschen angeblich nur mithilfe sozialer Plattformen die Revolution herbeiführen. Eine Zeit, in der sich Regierungen von Grassroot-Plattformen wie Wikileaks bis zum Äußersten gereizt sehen. Eine Zeit, in der Unternehmen versuchen, sich auf eine wandelnde Arbeits- und Konsumkultur einzustellen.

Locations quellen über

Entsprechend voll sind auch die diesjährigen Örtlichkeiten: der Friedrichstadtpalast, die dahinter liegende Kalkscheune und der bereits erwähnte Quatsch Comedy Club. Ja, man muss schon kritisch anmerken, sie sind streckenweise zu voll. Im größten Saal im Friedrichstadtpalast sollten ja eigentlich die Talks stattfinden, die das größte Publikum anziehen. Darunter zum Beispiel Philipp Schäfer, Geschäftsführer der deutschen Niederlassung der Beratungsfirma IDEO, der einen interessanten Vortrag über die Kreativmethode „Design Thinking“ sowie die Crowd-Ideen-Findungs-und-Problem-Lösungsplattform openideo hielt.

Dabei mischten sich allerdings anscheinend auch ein paar „Werbeveranstaltungen“ ins Programm – etwa der Vortrag von Christian Friege, Vorstandsvorsitzender des Energie-Anbieters Lichtblick – und Sponsor der re:publica. Auf Twitter jedenfalls goutierte das Publikum dies nicht wirklich. Dagegen drängten sich die Mengen vor den Türen der Sessions und Workshops in der Kalkscheune – zum Teil bis auf die Straße hinaus – bei Topics wie OpenData, OpenGovernment, DataJournalism und anderen gesellschaftsrelevanten Themen.

How To Shitstorm

Der Nachteil der kleinen Räume war natürlich auch ihr Vorteil. So schnell sie auch voll waren, wer es geschafft hatte, ein Plätzchen zu ergattern, konnte dafür meist auch austauschfreundlichere Talks und Workshops besuchen. So zum Beispiel die Frage, wie man sich per Shitstorm gegen Diskriminierung im Web wehren kann – ob dies nun Frauen betrifft oder Farbige. Helga Hansenund Kathrin Ganz zeigten am Beispiel feministischer Aktionen, dass dies – so unverbindlich es auf den ersten Blick auch scheinen mag – durchaus Erfolg haben kann.

Im Quatsch Comedy Club ging es – wie bereits erwähnt – vor allem um die Gestaltung interaktiver Medien und Prozesse. Der Designer und Filmemacher Keiichi Matsuda gab einen Ausblick auf eine Welt, die mit Daten virtuell angereichert wird, und vor welche Herausforderungen uns dies stellen könnte. Boris Müller, Professor für Interaction Design an der FH Potsdam, sprach über die aufklärerische Wirkung von Informationsvisualisierung – wohingegen die Designer Martin Jordan, Johannes Schardt, Christophe Stoll und Hannes Jentsch sich auf der Bühne darüber Gedanken machten, wie man der Informationsüberflutung (mit entsprechender Gestaltung) Herr werden könnte.

Mein Fazit: Wer wirklich neue Informationen, Ideen und Initiativen sucht, wird hier nicht (unbedingt) fündig. Wer netzwerken möchte, dürfte schon eher Gelegenheiten gekommen. Schade ist, dass die Kommerzialisierung um sich greift und damit zumindest das Ambiente des User-Generated- und Social-Meeting-Happenings ankratzt.

Wer die re:publica live im Internet verfolgen will, kann dies beispielsweise über den Live-Stream, im Blog von re:publica oder bei Twitter via @republica oder Hashtag #rp11 tun. Nicht zu vergessen unser eigener Twitter-Account, auch wenn uns leider heute die schlechten Verbindungen einen Strich durch die Tweetrechnung gemacht haben.

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