Mit der Digitalisierung wandeln sich existierende Berufe und neue kommen dazu. Die Abgrenzungen der Berufsbilder und die Aufgabendefinition sind in vielen Fällen noch nicht abgeschlossen. Kein Grund, nicht genauer hinzuschauen und nachzufragen: „Was macht eigentlich ein_e …?“ In loser Abfolge geben Frauen aus unserer #DMW-Community Einblick in ihren Berufsalltag in der Digitalwirtschaft.
Bezahlte Partnerschaft: Oracle ist Sponsor des #DMW-OrgaCamps 2018 in Berlin. Der Artikel wurde redaktionell erstellt.
Für diesen Beitrag haben wir mit Silvia Hurnaus A&C Senior Marketing Manager, EMEA Strategic Alliances & Managed Service Provider beim Cloud-Computing-Anbieter Oracle gesprochen.
Den sperrigen Titel ihrer Position übersetzt Silvia Hurnaus für ihre Tochter gerne mit „Ich mache Werbung für Computer.“ Uns hat sie noch etwas genauer erklärt, was ihr Job beinhaltet.
Wie landet man in diesem Beruf?
Ich habe ursprünglich Maschinenbau studiert. Während eines Auslandsjahres in den USA konnte ich ins Marketing reinschnuppern. Die amerikanische Herangehensweise im Marketing hat mich fasziniert. Dort geht man anders mit Kunden um, es ist eine komplett andere Ansprache. Auch der Markt wird ganz anders segmentiert. Zurück in Deutschland habe ich bei Oracle im Vertrieb angefangen und bin dann ins Vertriebspartnermarketing gewechselt. Inzwischen bin ich zuständig für die großen strategischen Allianzen auf EMEA-Ebene (Europe, Middle East, Africa). Und deshalb ist das Thema Digitalisierung so zentral für meinen Job. Unsere Teams sitzen auf der ganzen Welt verstreut und ich muss mich abstimmen: In welcher Zeitzone bin ich, wann sind meine Kunden und Partner erreichbar. Ich arbeite oft von zu Hause aus und bin praktisch immer online, zu unterschiedlichen Zeiten.
Maschinenbau-Studium und IT-Vertrieb: Wie fühlt man sich als Frau in typischen Männerdomänen?
Ich nehme im Beruf schon wahr, dass Stereotype existieren, aber es gibt auch Maßnahmen in die andere Richtung. Gender hat in meinem Studium tatsächlich gar keine Rolle gespielt. Eine grundsätzliche Diskriminierung von Frauen in technischen Unternehmen sehe ich so pauschal nicht. Allerdings fallen im Berufsleben dann doch männlich geprägte Strukturen und Hierarchien auf, denen frau sich anpassen muss. Mich treffen Vorurteile gegenüber Frauen dabei doppelt: Ich bin nicht nur weiblich, sondern auch jung und muss erst mal Kompetenz und Expertise demonstrieren. Männer gehen oft mit Kritik sachlich um, was die positive Zusammenarbeit sehr fördert. Mit Frauen kommt man da teilweise direkt auf eine persönliche Ebene. Umgekehrt hatte ich auch schon männliche Kollegen, die mir immer wieder ihre Überlegenheit beweisen wollten. Letztendlich ist das aber immer sehr stark von der Persönlichkeit abhängig und davon, wie man als Team funktioniert.
Was sind besondere Herausforderungen für dich? Was macht deinen Beruf so spannend?
Die ständige Veränderung. Der Markt ändert sich und dadurch muss sich auch die Kundenansprache kontinuierlich ändern. Zusätzlich zum Printflyer muss ich heute eben auch andere Kanäle bedienen. Ich muss mich dieser Digitalisierung öffnen, ich kann nicht sagen: „Bei Facebook bin ich nur privat.“ Ich muss da sein, wo mein Kunde ist.
Und das bezieht sich auch auf die Art, wie wir arbeiten. Ich nutze Social Media ganz anders als viele Kollegen. Wenn ich zum Beispiel vorschlage, sich über eine WhatsApp-Gruppe auszutauschen, dann sind die oft sehr skeptisch und sagen: „Wir haben doch E-Mail.“ Ich möchte E-Mail natürlich nicht ersetzen. Gerade in Deutschland ist E-Mail noch sehr wichtig, das wird in anderen Ländern anders gesehen. Aber ich nutze digitale Werkzeuge ganz selbstverständlich beruflich und privat, genauso wie ich ein berufliches Mobiltelefon auch privat nutze. Ich bestelle Geschenke bei Amazon, ich buche Flüge online, ich tracke meine Fitness. Und diese Transformation versuche ich auch auf meine Kollegen und Geschäftspartner zu übertragen und zu sagen: Ihr seid ja schon digital, nutzt doch das auch beruflich, um euch weiter zu vernetzen. Ich kann mich ja in einer globalisierten Welt nicht mit jedem treffen. Persönliche Kontakte sind natürlich wichtig, aber man kann digital ganz anders netzwerken. Ich versuche immer wieder, den Kollegen vor Augen zu halten: Der Markt bestimmt, wie wir miteinander kommunizieren. Wenn ich erfolgreich sein möchte, dann passe ich mich meinem Kunden an. Und das finde ich spannend.
Wir reden seit sechs oder sieben Jahren von digitaler Transformation. Viele rollen mit den Augen und können es nicht mehr hören, aber wir fangen jetzt gerade erst an, Dinge umzusetzen, durch bestimmte Dialoge, die auf politischer Ebene stattfinden. Digital bedeutet nicht nur, die Technologie zu haben, sondern auch, digitale Prozesse zu etablieren, und da muss man umdenken: Wie sind Workflows aufgebaut, wie kann ich mit Lieferanten arbeiten.
Wie bist du denn eigentlich an die #DMW gekommen?
Ich bin bei uns die digitale Evangelistin. Ich bin ein großer Fan von Social Media und den Möglichkeiten, die die Digitalisierung eröffnet. Und seit ich für unsere Initiative Oracle Women’s Leadership auf Social Media aktiv bin, hat mich auch das Thema „Women in IT“ interessiert. Ich habe angefangen, auf Facebook und Twitter zu recherchieren, wer auf diesem Gebiet aktiv ist, und bin dabei natürlich auf die #DMW gestoßen. Für den Oracle Women’s Leadership Event 2017 in Berlin konnten wir dann auch Maren Heltsche als Speakerin gewinnen. Unser Sponsoring für das #DMW OrgaCamp war dann der logische nächste Schritt.
Zum Abschluss noch ein paar Tipps für Berufseinsteigerinnen?
Am Anfang sollte man viel zuhören und alles aufsaugen – was nicht heißt, dass man immer zustimmen muss. Aber das Studium oder die Ausbildung ist oft sehr theoretisch, also muss man noch viel Praxis lernen. Man sollte von Beginn an am eigenen Netzwerk arbeiten. Das bedeutet, intern zu schauen, von wem man noch lernen kann, aber auch extern Kontakte zu knüpfen, damit man nicht betriebsblind wird. Kritik üben kann man auf jeden Fall, aber wer rebellisch auftritt, muss auch performen, deshalb sollte man zur Kritik am besten auch eine Lösung parat haben. Und nicht zuletzt: gelassen bleiben.