Am 13. und 14. Oktober findet im Münchner Volkstheater der Zündfunk Netzkongress statt. Der Netzkongress wird vom Zündfunk-Team beim Bayerischen Rundfunk ausgerichtet und hat sich den Beinamen „Bayerische re:publica“ verdient.
Für mich besticht der Zündfunk Netzkongress zum einen mit einer innovativen Themenauswahl. Getreu dem diesjährigen Motto „What the F…?“ beschert mir die Veranstaltung genau diese WTF-Momente – und zwar auf die gute Art. Biohacking, Wetware, kaffeekochende Roboter haben mich letztes Jahr staunen lassen. Hier habe ich Kübra Gümusay zum ersten Mal auf der Bühne erlebt. Und auch dieses Jahr hat das Zündfunk-Team wieder tolle Speakerinnen und Speaker für uns zusammengestellt.
Diversity beim Zündfunk Netzkongress 2017 geht quer durch die Gesellschaft
Wie die re:publica ist der Netzkongress zum anderen ein Positivbespiel für Diversity auf der Bühne. Während viele sich mit Jammern à la „Wir haben einfach keine Frau zum Thema X gefunden“ begnügen, zeigt der Zündfunk, dass es auch anders geht, und präsentiert Diversity im besten Sinne: Das betrifft nicht nur Mann-Frau-Verhältnis auf der Bühne, sondern geht quer durch gesellschaftliche Gruppen.
Grund genug, die Macherinnen und Macher des #zf17 zu treffen und ihr Diversity-Erfolgsrezept kennen zu lernen. „Diversity ist kein Selbstläufer. Sie war uns in der Redaktion von Anfang an wichtig“, berichtet Redaktionsleiter und Zündfunk-Chef Jan Heiermann. „Dabei haben wir anfangs noch sehr stark in Gender-Kategorien gedacht.“ Hier half auch das Redaktionsteam des Zündfunk, den Blick jenseits der Gender-Dimension für Diversity und Inklusion im weiteren Sinne aufzubrechen. Neben dem Kernteam von rund fünf Leuten stöbert das erweiterte Redaktionsnetzwerk des Zündfunks zuverlässig neue Themen und Persönlichkeiten auf. Hier hilft es, dass Politikwissenschaftler, Soziologen genauso wie Gaming- und Computernerds ihre Perspektiven und Kontakte einbringen.
Was bringt mehr? Kuration oder Call for Papers?
Der Zündfunk findet Speakerinnen und Speaker für den Netzkongress auf verschiedenen Wegen. Einer davon ist Kuration. „Wenn wir unsere Vorschläge sammeln, kommt auf der Liste schnell wieder ein Männerüberhang zusammen. Unsere Wahrnehmung ist in der Tendenz immer noch weiß und männlich geprägt – das müssen wir uns immer wieder bewusst machen und aktiv gegensteuern“, sagt Jan Heiermann. Diversity meint hier, alte und junge, weiße und farbige Menschen, mit und ohne Migrationshintergrund und auch behinderte Menschen sichtbar zu machen und auf die Bühne zu bringen.
Der zweite Weg ins Bühnenprogramm führt über den Call for Papers. Über diesen Aufruf für Programmideen ist auch unsere Münchner #DMW-Organisatorin Katja Vater ins Programm gekommen. Gemeinsam mit Sabine Sikorski und Lutz Staacke hat sie ein Konzept eingeschickt und eine Zusage erhalten.
Netzwerke ansprechen wider die Filterblase
Call for Papers (CfP) klingt theoretisch super, um Vielfalt ins Programm zu bringen. Praktisch verbreitet er sich meist nur in der eigenen Filterblase. „Um das zu ändern, gehen wir auch ganz gezielt auf Netzwerke zu, um zum Beispiel Zugang zur muslimischen Speaker-Community zu bekommen“, sagt Zündfunk-Redakteurin Caroline von Lowtzow. Auch die Netzwerke von Universitäten oder von uns, den Digital Media Women, nutzt der Zündfunk, um den Call for Papers möglichst weit zu verbreiten.
Vom CfP überhaupt zu erfahren, ist also der erste Schritt. Der zweite Schritt besteht darin, eine erfolgversprechende Einreichung zu machen. Aktuell kommt rund ein Drittel des Programms über den CfP rein, der Rest über Kuration. Doch was ist dem Zündfunk überhaupt wichtig bei der Auswahl? Wie muss ein Pitch gestaltet sein, um spannend für das Programm zu sein?
So punktest du als Speakerin mit Thema und Persönlichkeit
Gute Chancen haben erstmal alle Themen, die neu und interessant sind. Schon mal was von Uchronie gehört? Nein? Gut! Bonuspunkte gibt es auch, wenn du eine Frau mit einer Mission bist und unsere Gesellschaft ein Stück weit verändern willst. Persönlichkeit und ein gewisses Sendungsbewusstsein helfen. Bonuspunkte gibt es außerdem, wenn das Thema auch visuell etwas hergibt oder du schon Videos von dir als Speakerin im Netz hast, die einen ersten Eindruck vermitteln. Voraussetzung ist das allerdings nicht. Wenn das Thema spannend ist, bekommen auch Newcomer ihre Chance für die Bühne.
Ein zusätzlicher Tipp von uns #DMW: Vernetze dich mit Gleichgesinnten, zum Beispiel bei unseren lokalen Treffen, und lass dich mit Tipps und Selbstbewusstsein pushen. Mit einer Fördermitgliedschaft kannst du uns ebenfalls unterstützen, mehr Frauen ins Rampenlicht zu bringen.
WTF? 4 Sessiontipps für den #zf17
WTFreezing Cold: Reclaiming Empathy the digital Way
Speaker: Katja Vater, Sabine Sikorski
In ihrem interaktiven Workshop wollen Katja und Sabine Ideen sammeln, um die Diskussionskultur im Internet zu verbessern und Ideen für mehr Toleranz, Empathie und Wertschätzung zu sammeln.
Warum ich Nafri als Marke angemeldet habe und Frieden über Schokolade funktioniert
Speaker: Nadia Dukali
Nadia hat den ersten Schoko-Kalender für den Ramadan erfunden und sich den Begriff „Nafri“ als Marke schützen lassen. Mit ihren Geschichten und Produktentwicklungen möchte sie uns zu mehr Miteinander und zu mehr kreativem Leben anspornen.
Social VR – The Freedom of Self-Expression
Speaker: Christina Kinne, Berthold Drax
Die Münchner Filmemacherin Christina und Berthold werden sich von der Bühne des Volkstheaters aus live in das virtuelle Theater “Zaru” teleportieren, um dort als Avatare Draxtor Despres und XaosPrincess eine VR-Panel-Diskussion mit VR-Pionier Philip Rosedale sowie einer internationalen “inworld-audience” zu führen.
Mein Digitaler Nachlass: Wie sorge ich vor?
Speaker: Sabine Landes
Sabine geht in ihrem Workshop darauf ein, was von uns im Netz und auf Datenträgern bleibt, wenn wir einmal nicht mehr da sind und gibt Tipps, wie wir unser digitales Leben für den Fall der Fälle absichern können.
Bleibt nur zu sagen: Besorgt euch schnell ein Ticket!
Dieser Bericht ist im Rahmen unserer offiziellen Medienpartnerschaft mit dem Zündfunk Netzkongress entstanden. Vielen Dank an Jan Heiermann, Caroline von Lowtzow und Michael Bartle für das Gespräch!
Beitragsbild Quelle: BR