Daten am Morgen, Daten am Abend, Daten die ganze Nacht!

Schon das diesjährige Motto zeigt deutlich, an was für ein Publikum sich die Next Conference richtet: „Data Love“. Von allen Seiten wird hier in Berlin die Zukunft von Daten beschworen: als Ziel von Martketingmaßnahmen, als Geldquelle oder Wissensressource, wobei alles irgendwie zusammenhängt. Und als das Natürlichste auf der Welt, einschließlich der Tatsache, dass wir heutzutage nun mal unsere Daten preisgeben und das alles ganz toll sei. „Und was ist mit der Kehrseite?“, merkte eine Sitznachbarin als Zwischenfazit an. Wer von den Sprechern, die Daten so lieben und darin die Zukunft mindestens einer ganzen Branche sehen, geht wohl selbst so freizügig mit seinen/ ihren persönlichen Informationen um, wie er/ sie in Gestalt des Managers oder Verkäufers vom Konsumenten verlangt?

Datenliebe? Oder Datenporno? (Foto: Carolin Neumann)
Aufgeschnapptes Zitat über die Next: Datenliebe? Oder Datenporno?

Gute Frage, die wohl so eindeutig nicht zu beantworten ist. Es steht zu bezweifeln, dass diejenigen, die hier einen so offenen Umgang mit Daten predigen, selbst gar nichts „sharen“. Die Perspektive der Zweifler, Kritiker und Datensensiblen kommt glücklicherweise nicht zu kurz auf dieser Next, sie wird nur weitestgehend getrennt behandelt.

ich find das lustig, dass die besten talks hier von data haters gehalten werden. #next11 #dataloe

…twitterte @mspro anlässlich eines Talks von Andrew Keen

Keen, professioneller Übers-Internet-Motzer, ist einer mit dieser anderen Perspektive. Er spricht in einem Panel unter dem Titel „Bright Data, Big City“ unter anderem über seinen Hang zur Nostalgie. Er denke gerne und wehmütig an die Zeiten zurück, als man anonym (das heißt vor allem: ohne einzuchecken) durch die Straßen gehen konnte und noch nicht seine Daten bereitwillig mit Konzernen teilte. Allein den eigenen Narzissmus für den häufig unbedachten Umgang mit Daten verantwortlich zu machen, sei jedoch zu einfach; die Alternative zur Transparenz/ Post Privacy/ wie man es auch nennen möchte, könne nicht sein, sich zum Beispiel aus Social Networks herauszuhalten. Wenn (persönliche) Daten das neue Öl seien (wie Matthias Schrader in seiner Eröffnungskeynote sagte), dann bräuchten wir eine neue grüne Bewegung, schloss Keen.

Sam Morton von Screenreach stellt die App Screach vor (Foto: Carolin Neumann)
Sam Morton von Screenreach stellt die App Screach vor (Foto: Carolin Neumann)

Wer es im Spannungsfeld zwischen Open Privacy, Daten als Heiliger Gral des Zielgruppenmarketings und Datenschutzbedenken nicht mehr aushielt, konnte etwa in den Track „Mobile“ fliehen, wo es den ganzen Tag um Trends aus dem Bereich der mobilen Kommunikation ging. Von entspannten Anekdoten aus dem Hauptquartier der „Angry Birds“-Schöpfer Rovio über faszinierende neue Spielewelten auf mobilen Geräten bis zu Jessica Colacos Erzählungen über die Bedeutung von Mobiltelefonen in Kenia. Neben Talks von internationalen Gästen wie Kevin Slavin und Andrew Keen sicherlich der Ort für Highlights an diesem ersten Tages.

Habt ihr was gemerkt? Genau, Frauennamen findet ihr hier wie erwartet nur wenige. Möglicherweise seien es schon mehr Teilnehmerinnen als im Vorjahr, sagte uns Next-Organisator Martin Recke im Interview. Genau sagen könne man das nicht. Und ob das überhaupt wichtig ist, deutete er an. „Wir verfolgen bei all unseren Planungen nur ein Ziel: eine qualitativ hochwertige Konferenz zu machen“, so Recke. „Die Geschlechterfrage ist dabei zweitrangig.“ (Mehr zum Thema Frauen auf der Next bei anderer Gelegenheit.)


Zitat des Tages: „Technology is outpacing our ideas“ (Adrian Hon)

App des Tages: Screach, eine App, die sich statt auf Check-ins auf Check-outs konzentriert. Das Konzept klingt sogar für Eincheck-Skeptiker gar nicht mal blöd.

Frau des Tages: Jessica Colaco, die in Kenia mit den AkiraChix Großartiges für Frauen in unserer Branche vollbringt.

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