In dieser Reihe stellen wir die Mitglieder der DMW-Community vor, mit all ihren Kompetenzen und großen Web-Träumen. Dieses Mal: unsere Social-Media-Rechtsanwältin mit Faible für ausführliche Erläuterungen – Nina Diercks. Wenn auch ihr Mitglied der Digital Media Women seid oder jemanden empfehlen möchtet, dann schreibt uns eine Mail.
Name: Nina Diercks, Rechtsanwältin, M.Litt (University of Aberdeen)
Firma: Rechtsanwältin Nina Diercks – Social Media Recht SMR
Mein Spezialgebiet in drei Hashtags: #Social #Media #Recht 😉
Mein außergewöhnlichstes Projekt oder liebster Job: Über konkrete Projekte und Jobs darf ich qua Berufsgeheimnis nicht sprechen – aber generell kann ich sagen, dass mein liebster Job genau der ist, den ich derzeit ausübe: Ich berate Unternehmen hinsichtlich der juristischen Fallstricke im Social Web. Das kann bedeuten, dass ich Nutzungs- und Datenschutzbedingungen für eine Crowdsourcing-Facebook-App, Lizenzverträge für eine Videoproduktion, Projektrahmenverträge für Agenturen, AGB für eine neue Plattform oder Social Media Richtlinien entwerfe. Dabei gilt das Credo „Gemeinsam konstruktiv(e) Lösungen finden“. Schließlich ist das Recht eine Facette des geschäftlichen Prozesses, und es nützt niemanden, ein rechtliches Problem aber keine dazugehörige klare und wirtschaftliche Lösung auf eine verständliche Art und Weise aufgezeigt zu bekommen. Darüber hinaus gebe ich auch Workshops für Führungskräfte zur Erarbeitung einer rechtlich fundierten Social Media Strategie im Unternehmen, schule Mitarbeiter hinsichtlich der rechtlichen Stolperstellen im Social Web oder trete als Referentin bei Kongressen auf. Davon abgesehen, dass das alles schon inhaltlich hochgradig spannend ist, bietet meine Mandatsstruktur ein abwechslungsreiches Spektrum: Denn von hochspezialisierten, agilen Social Media Marketingagenturen und mit Risikokapital finanzierten Start-Ups über Personaldienstleister sowie den klassischen deutschen Mittelstand bis hin zu DAX-Unternehmen mit bis zu 10.000 Mitarbeitern erstreckt sich meine Mandantschaft. Dies bedeutet in der Regel viel Verantwortung, aber eben auch ständig interessante Projekte!
Was mich zur Digital Media Women macht: Ich bin nicht nur Rechtsanwältin, sondern zudem Herausgeberin des Social Media Recht Blog, twittere und bin auch auf Facebook und Google+ zu finden. Doch die Leidenschaft für die neuesten Kommunikationsformen a.k.a. Social Media und damit auch die passionierte Hinwendung zu dem damit einhergehenden Recht ist weit älteren Ursprungs. Seit den Zeiten des Web 1.0 (konkret seit 1999) habe ich neben meiner juristischen Ausbildung in verschiedenen Positionen in der Hamburger Verlags- und Medienlandschaft (u.a. Gruner + Jahr, Bauer Media Group, EIDOS GmbH sowie CYQUEST GmbH) gearbeitet. Diese umfangreichen Hands-On Erfahrung aus den Bereichen Marketing, PR, HR & Employer Branding finden sich heute in meinem entsprechend praxis-orientierten anwaltlichen Beratungsansatz wieder und lassen mich als Referentin zum Thema Social Media Recht sehr gefragt sein.
Meine Lieblings-Smalltalk-Themen: Bei Musik und Kino bin ich zugebenermaßen eher raus. Ich würde zwar so manchen Film gerne sehen, aber mein Job und bald zwei Kinder erfordern insoweit ihren Tribut als ich die wenige Zeit, die ich mit meinem Ehemann oder Freunden verbringen kann, dann doch lieber in einem Restaurant bei einem guten Glas Rotwein und mit einem Gespräch als dem gemeinsamen Blick auf einen großen Fernseher verbringe. In diesen Gesprächen darf es sich dann gerne um Gott und die Welt drehen: Wirtschaft, Politik, Auswirkungen von neuen Kommunikationsformen auf die Gesellschaft, Bedeutung der demografischen Entwicklung für den Arbeitsmarkt und gerade damit auch für berufstätiger Frauen und – oh Gott! Wenn man das hier liest, könnte man ja meinen, ich ginge zum Lachen in den Keller und unter Entspannungslektüre würde ich den „Spiegel“, die „FAS“ und „Brand Eins“ verstehen! So ist es wahrlich nicht. Some non-sense gossip every now and then is necessary! 😉
Mein Lieblingsgadget: Natürlich trage ich ein Smartphone mit mir rum, aber mein Lieblingsgadet ist und bleibt ein Moleskine-Notizbuch, das vom vielen Durch-die-Gegend-Schleppen schon ganz abgewetzt ist. Dieses enthält stetig aktualisierte To-Do-Listen und Notizen aus Mandanten-Gesprächen oder Gedankenskizzen für Verträge. Schreiben hilft mir eben immer noch beim Denken. Sollte ich es mal verlieren, ist es auch im Hinblick auf den Datenschutz absolut sicher: Meine Juristenklaue kann nämlich ohnehin niemand außer mir entziffern.
So stelle ich mir die Zukunft vor: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird – auch in Deutschland! – selbstverständlich. Der Kampf zwischen den „Rabenmüttern“ (Menschen, die ihrem erlernten Beruf mehr oder minder vollumfänglich weiter nachgehen möchten) und der „Latte-Macchiato-Fraktion“ (Menschen, die lieber den ganzen oder jedenfalls den überwiegenden Teil des Tages mit ihren Kindern zubringen) hört auf, und Verständnis oder zumindest Respekt für den jeweils anderen Lebensentwurf hält Einzug im wahren Leben. Dazu gehört, dass auch Männer selbstverständlich Elternzeit nehmen können und nicht mehr um der Corporate Career Willen gezwungen sind, Anwesenheit im Büro bis mindestens 21 Uhr vorzugaukeln.
Hinsichtlich der medialen Nutzung hoffe ich darauf, dass die User bald in einer breiten Massen den Umgang mit den sozialen Medien erlernen und begreifen, dass nicht immer diejenigen, die am lautesten bezüglich eines Themas schreien, diejenigen sind, die die besseren Argumente auf der Seite haben, sondern dass manches Mal eben der Blick und die Aussage von Experten doch die bessere Informationsquelle sind, als einfach der fünfte Retweet einer substanzlosen Aussage.
Das möchte ich bewegen: In Bezug auf meinen Beruf möchte ich erreichen, dass das Recht nicht nur als Ärgernis wahrgenommen wird, das die „kreativen Ideen“ sowieso nur „kaputt macht“, sondern vielmehr als hilfreiches Konstrukt, das ein Geschäftsmodell oder ein sonstiges Vorhaben im positiven Sinne stützen kann – vergleichbar mit der IT-Infrastruktur eines digitales Projekts: Ist diese gut, läuft alles rund. Ist diese jedoch schlecht, so stehen am Ende des Tages weit mehr Probleme als Lösungen dar. Freuen würde ich mich darüber hinaus, wenn das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch durch meine Tätigkeit ein ganz kleines bisschen mehr in den Vordergrund gerückt werden kann. Es gibt zu wenig Frauen, die öffentlich dafür einstehen. Und die, die das Modell leben, wollen partout kein Vorbild sein (wie Kristina Schröder, Familienministerin). Dabei fehlt es meines Erachtens an Vorbildern. Und zwar Vorbildern im weitesten Sinne, nämlich Frauen, die sichtbar ihren Beruf und ihre Kinder leben und lieben. Die Digitalisierung unserer Gesellschaft birgt für die Vereinbarkeit von beruflichen und familiären Belangen große Chancen.
Nina im Social Web: auf Facebook, bei Twitter, Google+ und Xing.