In der neuen Reihe #DMWKaffee mit … gehen Autorinnen dieses Blogs mit inspirierenden Frauen aus der Digitalbranche einen Kaffee trinken. Für die zweite Folge hat sich Kathrin Kaufmann aus dem Hamburger Quartier mit den Gründerinnen von Edition F getroffen: Nora-Vanessa Wohlert und Susann Hoffmann.
Die beiden haben Edition F im Mai 2014 als eine Business- und Lifestyle-Plattform für Frauen, die sich beruflich verwirklichen wollen, gegründet. Nora-Vanessa war zuvor Redaktionsleiterin bei Gründerszene und ist nun hauptsächlich für die inhaltliche Ausrichtung der Plattform verantwortlich, während Mitgründerin Susann ihre Schwerpunkte im Bereich Finanzen und Marketing hat. Susann leitete den Aufbau der Kommunikationsabteilung von Vertical Media und war zuvor über vier Jahre als Beraterin bei Scholz & Friends tätig. Mir haben sie etwas über ihre Erfahrungen als Gründerinnen und die nächsten Schritte für Edition F erzählt.
Was war euer schönster Erfolg seit ihr EDITION F gegründet habt?
Susann: „Da gibt es viele kleine und große. Mit Sicherheit der silberne Lead Award in der Kategorie „Online Independent“, denn wir kurze Zeit später gewonnen haben. Wir konnten damals im Saal den Worten gar nicht richtig trauen und haben uns sicher so sehr über den zweiten Platz gefreut wie zuvor noch nie jemand. Aber auch der Tag, an dem wir online gegangen sind, war ein ganz besonderer, weil da aus einer Idee etwas geworden ist, was plötzlich, nach großer Teamarbeit, für jeden sichtbar war. Letztlich war es die Probe auf’s Exempel: „Kommt das, was man selbst plant, auch an?“ Was uns auch stolz macht, ist der große Glaube von Investoren und der Crowd bei Companisto in uns.”
Nora: „Schön ist auch das Gefühl, dass ein Angebot wie unseres wirklich gebraucht wird. Regelmäßig sitzen Susann und ich über den Mails, die uns Nutzerinnen und Nutzer schreiben, und sind ziemlich gerührt. Es ist ein gutes Gefühl zu merken, dass wir ein Produkt entwickeln, das nah der Zielgruppe ist, und wir tatsächlich eine Lücke füllen und unsere Nutzer sich aktiv beteiligen mit Artikel schreiben, kommentieren, Ideen einbringen und sich untereinander vernetzen.“
Was habt ihr euch im Vorfeld einfacher vorgestellt?
Nora: „Wir dachten, alles würde viel schneller gehen. Das Wachstum, die Umsätze, die Investorensuche. Um ehrlich zu sein muss man immer doppelt so viel Zeit einplanen für alles als gedacht. Das wäre mit Sicherheit unser wichtigster Tipp an alle Gründer da draußen.“
Susann: „Noch immer ist in Deutschland nicht richtig angekommen, dass contentnahe Gründungen und Geschäftsmodelle ein guter Investmentcase sind. In den vergangenen Jahren galt Journalismus in Deutschland eher als ein Auslaufmodell. Es gab wenig Innovationen. Das stoppt ganz klar auch den Investmenthunger in dem Bereich. Die USA sind uns da mal wieder viele Schritte voraus. Dort gab es in den vergangenen Monaten und Jahren einige große Investments und Exits. Zum Beispiel bei VICE, der Huffington Post oder Refinery29, teilweise auch mit deutscher Beteiligung wie bei Business Insider oder Ozy, beides US-Modelle, in die Axel Springer investiert hat. Grundsätzlich brauchen wir in Deutschland eine größere Investmentbereitschaft für Contentmodelle, sowohl von Privatanlegern und Business Angels als auch von klassischen Venture Capital Unternehmen und Verlagen. Und das durchaus auch in frühen Phasen, um das Wachstum zu unterstützen.“
WIR Wollen in diesem Jahr Menschen zusammen bringen und unser Netzwerk auch offline ausbauen
Stichwort Finanzierung: Gerade läuft noch eure Crowdinvestment-Kampagne auf Companisto. Was sind die nächsten Schritte, wenn sie erfolgreich endet? Was habt ihr euch in 2015 für EDITION F vorgenommen?
Susann: „Unsere Kampagne bei Companisto läuft noch bis Freitag, den 27. März, und wir freuen uns wirklich über jedes Investment. Ob 5,50 oder 5000 Euro. Für Außenstehende sieht manchmal alles sehr rosig aus. Aber uns hilft wirklich jeder Euro, der uns näher an unser Ziel von 300.000 Euro bringt. Denn auch als kleines Team haben wir natürlich Ausgaben, die noch nicht von unseren Einnahmen gedeckt werden können. Das Geld investieren wir vor allem in den Ausbau des Sales, die Redaktion sowie die Weiterentwicklung unseres Produktes mit unseren Entwicklern. Wir freuen uns sehr, wenn ihr noch investieren wollt.“
Nora: „Wie Susann schon gesagt hat: Es geht dieses Jahr vor allem um eine Festigung der Marke EDITION F in Deutschland. Dafür wollen wir die Community-Features stark ausbauen und die Optionen für Austausch und Diskussion über User Generated Content erhöhen. Wir entwickeln derzeit Templates für Nutzerartikel sowie einen neuartigen Forenansatz. Außerdem bauen wir das Kundenbackend für die Jobbörse auf, damit Unternehmen künftig einfach bei uns Jobs buchen und verwalten können. Dabei bleibt das Produkt eigentlich immer in der Beta und entwickelt sich mit dem Nutzerfeedback weiter. Außerdem wollen wir in diesem Jahr bei ausgewählten Events Menschen zusammen bringen und unser Netzwerk auch offline ausbauen. “
Es gibt nie nur einen Weg zum Ziel
Was ist das Wertvollste, was ihr seit der Gründung von EDITION F gelernt habt?
Susann: „Dass es nie nur einen Weg zum Ziel gibt und sich Umdenken, Flexibilität und Mut immer auszahlen. Wenn man das auf ein kleines Beispiel herunterbricht, dann haben wir uns beispielsweise im Bereich Werbung für Native Advertising entschieden – und nicht wie gelernt für Banner und Klickmodelle. Das ist ein neuer Weg, den man selbst bereiten muss und Kunden daran gewöhnen. Wir glauben aber, es lohnt sich. Weil Werbung und Sales hier einen echten Mehrwert für Marken, Kunden und für unsere Nutzer bedeuten.“
Nora: „Ich bin unglaublich froh, dass Susann und ich so gut harmonieren. Es ist gut, offen zu sprechen und Entscheidungen schnell und effizient zu fällen. Das Team bleibt dabei zentraler Faktor, auch über die Gründer hinaus.“
Welche Erfahrungen habt ihr bisher in euer Karriere als Frauen in der Verlagsbranche gemacht?
Susann: „Ich habe vor EDITION F nach einem kurzen Zwischenstopp bei Vertical Media, dem Dach von Gründerszene, wo Nora und ich zusammengearbeitet haben, über vier Jahre bei Scholz & Friends in der PR- und Strategieberatung gearbeitet. Deshalb ist die Agenturlandschaft mein Zuhause gewesen. Mittlerweile muss ich sagen, nimmt uns die Verlagsbranche als Gründerinnen sehr gut auf. Es besteht Interesse an einem Austausch und an Zusammenarbeit aus den verschiedensten Richtungen.“
Nora: „Ich habe insgesamt den Eindruck, dass sich die Verlagsbranche langsam gegenüber neuen Produkten öffnet und nach Innovationen sucht. Davon profitieren auch Susann und ich mit EDITION F. Das Geschlecht spielt dabei nach unserer Erfahrung eher eine Nebenrolle. Und ist, um offen zu sein, in der medialen Wahrnehmung oft vielleicht sogar eher ein Vorteil.“
Der Sprung ins kalte Wasser wird nicht wärmer, wenn du wartest
Welche Karrieretipps möchtet ihr jungen Frauen mit auf den Weg geben, bzw. habt ihr Tipps für angehende Gründerinnen?
Susann: „Eine eigene Vision für sich zu entwickeln hilft enorm, um seinen Weg zu finden. Wir sollten uns viel zutrauen, zum Beispiel das Gehalt fordern, was uns zusteht, uns die Mentoren suchen, die wir uns wünschen, und vor allem auch mal „Nein“ sagen. Mein Wegweiser ist dabei oft ein Satz meiner Eltern: „Der Sprung ins kalte Wasser wird nicht wärmer, wenn du wartest.“ Denn das Wasser ist ja nicht das Problem, sondern die Angst, zu springen, die Angst vor dem Neuen, dem Unsicheren. Wenn man an etwas glaubt, ist mein Rat: „Spring!“.“
Nora: „Für Gründerinnen und Gründer gelten mit Sicherheit die gleichen Tipps. Mutig sein und den Schritt wagen, von Beginn an mit Investoren und Nutzern über das Produkt sprechen und offen sein für radikale Veränderungen, und vor allem den Austausch mit anderen Gründern suchen. Wenig hilft so viel wie die Tipps von Menschen, die das schon mal gemacht haben.“
Noch bis Freitag, den 27.März, könnt ihr über Companisto ab 5 Euro bei EDITION F investieren.