Stuart Cameron erklärt, warum es eine Community für Schwule und Lesben in Tech braucht und wir verlosen Tickets für das weltweit 1. Queer Tech Festival am 8. Mai in Berlin!
DIGITAL MEDIA WOMEN: Stuart, ich kenne dich als Mitinitiator von Panda und Gründer der STICKS & STONES. Panda will mehr Frauen in Führung bringen, STICKS & STONES ist eine Karrieremesse für Schwule, Lesben, Heteros. Vor einem Jahr hast du das Netzwerk UNICORNS IN TECH gegründet. Warum?
STUART CAMERON: Wir wollen, dass sich Schwule, Lesben, Heteros in der Tech-/Digital-Branche besser vernetzen und sich gegenseitig unterstützen. Dazu bauen wir UNICORNS IN TECH auf – die erste Tech-Community für Schwule, Lesben, Heteros (oder wie auch immer man sich bezeichnet). Sobald wir 1.000 Mitglieder gewonnen haben, expandieren wir auch außerhalb Deutschlands. Darüber hinaus wollen wir die Sichtbarkeit von Schwulen und Lesben fördern, die in der Tech-Welt zu Hause sind oder die sich für diese Welt interessieren.
Wie viele Mitglieder habt ihr bislang?
Aktuell 354 Mitglieder_innen. Seit letztem Dezember kann man bei uns Mitglied werden. Wir haben ungefähr 55 Prozent Männer, 35 Prozent Frauen und 10 Prozent geben etwas anderes an. Das finden wir für eine Tech-Community eigentlich ganz gut. Trotzdem möchten wir noch mehr Frauen für die Community begeistern. Interessanterweise haben sich bei mir bestimmt schon 30 Mitglieder bei unseren Get-Togethern als hetero „geoutet“. Das ist eine interessante Erfahrung für sie, weil es ja normalerweise umgekehrt läuft und Heteros erstmals bei uns erfahren, wie es sich anfühlt, sich zu outen.
Für viele Menschen dürfte es eigentlich ganz normal sein, im Kollegen- oder im Freundeskreis mit Menschen zusammen zu sein, die nicht hetero sind. Fühlst du dich wirklich wie ein Einhorn, wenn du als schwuler Mann in der Tech-Branche arbeitest?
Ich fühle mich in der Tat sehr oft wie ein Einhorn in der Tech-Szene. Stell Dir vor Du bist auf einem Tech-Event mit 500 Besuchern und nur 10 davon sind Frauen. So fühle ich mich auf diversen Events. Wobei ich jetzt nicht sagen würde, dass das unbedingt ein Nachteil sein muss. Anders zu sein hat seine Vorteile.
Tim Cook, CEO von Apple, ist schwul. Megan Smith, Chief Technology Officer (CTO) der USA, ist lesbisch. Glaubst du, dass die sexuelle Orientierung ein Hindernis oder ein Vorteil sein kann, um in der Tech-Branche Karriere zu machen?
Tim und Megan haben ihren Job ja nicht bekommen, weil sie homosexuell sind. Sie sind einfach sehr gut in dem, was sie machen und haben dafür lange hart gearbeitet. Tim ist auch erst seit letztem Jahr geoutet, da war er bereits CEO von Apple. Tendenziell würde ich sagen, dass ein Outing eher ein Hindernis in der Karriere sein kann, da es leider nach wie vor viele Menschen gibt, die homophob, sexistisch, rassistisch sind. Sie haben nur gelernt, es nicht mehr öffentlich zu sagen. Und nachdem Homosexualität keine Qualifikation ist, die in Unternehmen händeringend gesucht wird, gibt es größere Prioritäten, als sich gegen Diskriminierung zu stellen. Es gibt aber auch einen Vorteil. Homosexuelle und Allies haben gelernt, untereinander zu netzwerken und sich gegenseitig zu unterstützten. Daher können Netzwerke und Communities wie UNICORNS IN TECH, Lesbians Who Tech, Völklinger Kreis, Wirtschaftsweiber oder natürlich auch die DMW etc. bei der Karriere sehr hilfreich sein.
UNICORNS IN TECH organisiert Veranstaltungen bei großen Unternehmen der digitalen Branche. Wir DMW machen das auch, um talentierte Frauen und spannende Arbeitgeber zusammenzubringen und stellen fest, dass das sehr gut ankommt. Welche Erfahrungen habt ihr mit diesem Format gemacht?
Dass es sehr gut angenommen wird, obwohl man uns von allen Seiten gewarnt hat, es zu starten, weil es angeblich niemanden interessieren würde. Der Anfang war auch schwierig. Trotz vieler Promotion und Presse kamen zu unserem ersten Treffen bei Wooga im Oktober nur 30 Leute. Das hat sich aber schnell geändert. Bei unserem letzten Get-Together bei SoundCloud haben wir gerade mal einen Newsletter an unsere Mitglieder gesendet und es auf Facebook angekündigt und 100 Leute sind gekommen. Auch die Unternehmen stehen mittlerweile Schlange. Unsere Hostings in 2015 sind bereits vergeben an SoundCloud, Outfittery, re:publica, hubraum, GoodGames, Zalando, Axel Springer, Google und ThoughtWorks.
Ich persönlich finde es super, dass UNICORNS IN TECH offen für Heteros ist und bin gleich Mitglied geworden. Wenn ich anderen davon erzähle, spüre ich manchmal Irritation. Die Frage, die dann im Raum steht, lässt sich vielleicht so formulieren: Unicorns in Tech ist ein Netzwerk für Homosexuelle, Bisexuelle, Transsexuelle und für Heteros ist es auch. Für wen ist es dann nicht?
Wenn man es zusammenfasst: Don’t be an asshole. Die Community ist für alle tech-affinen Leute offen, außer für Homophobe, Sexisten, Rassisten, Machos, King Joffreys etc. Also solche Menschen, die du nicht gerne um dich haben willst, aber die auf vielen anderen Tech-Veranstaltungen geduldet werden. Wir sind das Berghain für Tech-Einhörner.
Am 8. Mai veranstaltet ihr UNIT, ein Festival im Rahmen der Berliner Web Week, bei dem Liebe und Neugierde zur Digitalen Welt im Fokus stehen. Wem würdest du die Veranstaltung empfehlen?
Das Festival ist für alle interessant, die wirklich was Neues lernen wollen, abseits der klassischen Trendthemen. Die in eine Tech-Welt eintauchen möchten, die sie bisher nicht kannten. Und die Lust haben, beim größten Speed-Networking-Event mitzumachen, das Deutschland je gesehen hat – und das egal, ob du homo oder hetero, oder sonst was bist.
Du willst dabei sein?
Wir verlosen 2 Tickets fürs 1. Queer Tech Festival!
Schreib einfach in einem Kommentar bis 12.4.2015 unter dem Blogeintrag, warum du bei UNIT dabei sein willst und hinterlasse deinen Namen und eine gültige E-Mailadresse. Die Gewinnerin/der Gewinner wird am 13.4.2014 per Losverfahren ermittelt und im Anschluss über ihren/seinen Gewinn informiert. Falls es sich im Verlosungszeitraum ergibt, dass du doch nicht kannst, dann gib uns bitte direkt Bescheid, damit jemand anders vom Ticket profitieren kann. Eventuell anfallende Reise- und Übernachtungskosten trägt die Gewinnerin/der Gewinner. Los geht’s, viel Glück!