Mitarbeiterführung und Feedbackkultur – auf einen #DMWKaffee mit… Nora Heer

In der Reihe #DMWKaffee mit… gehen Autorinnen dieses Blogs mit spannenden Frauen aus der Digitalbranche einen Kaffee trinken. Für diese Folge hat sich Julia Gebert mit Nora Heer von Loopline getroffen.

Es ist ein warmer Spätwintertag, ich besuche Nora Heer im Office von Loopline, das in einem Hinterhof in Berlin-Mitte gelegen ist. Zwischen zwei Wein-Start-ups hat hier Loopline seine Räume. An der Wand hängen einige Leitsprüche des Start-ups, das eine Software-as-a-Service-Lösung zur Verbesserung von Personalführung auf den Markt gebracht hat.

Nora sitzt mir in einem kleinen Büro gegenüber, das voller aneinander gereihter Tische und vieler Bürostühle verschiedenen Typs ist. Sie hat das Start-up Loopline gemeinsam mit Christian Kaller gegründet. Sie wählt ihre Worte mit Bedacht, aber spricht gleichzeitig mit viel Leidenschaft von ihrem Produkt und wie dies Arbeits- und Entwicklungsprozesse für Mitarbeiter entscheidend erleichtern soll.

Nora, kannst du uns erzählen, wie es zu dieser Gründung kam?
Es war eine Reihe von Zufällen. Ich war zunächst bei Holtzbrinck angestellt, bin dann aus privaten Gründen nach Berlin gegangen, wo ich eine Weile bei Meltwater arbeitete. Danach war ich Teil von Project A, einem Inkubator. Ich war zunächst viel auf Vertriebsseite und habe dann meine Leidenschaft für HR entdeckt. Ich bin fasziniert davon, wie Menschen und Organisationen ticken und auch wie sich Organisationen verändern und verbessern können. Hierzu habe ich auch eine Ausbildung zum Coach gemacht, in 2011/2012. Danach habe ich ganz anders gearbeitet.

Loopline-Gründerin Nora Heer (Foto: Julia Gebert)
Loopline-Gründerin Nora Heer (Foto: Nora Heer)

Worum geht es bei Loopline, was ist euer Produkt/ Service?
Die Gründung von Loopline entstand aus der Beobachtung, dass gute Mitarbeiterführung selten ist und die Feedbackkultur oft nicht so ausgebildet ist, wie es nötig wäre. Denn nur wenn Feedback in bestimmter und häufiger Frequenz und konstruktiv erfolgt, dann kann man als Mitarbeiter wirklich daran gedeihen und auch über sich hinaus wachsen. Sowohl Mitarbeitern in einer Organisation als auch den Führungskräften hierzu die Möglichkeit zu geben, das ist unser Ziel: Und zwar mit einer Cloud-Lösung, die die Etablierung und Perfektionierung dieser Feedbackkultur mit der richtigen Methodik unterstützt.

Gute Mitarbeiterführung ist selten

Meint ihr nicht, dass es Unterschiede gibt, einige Menschen eher zur Führungskraft geeignet sind und andere weniger?
In der Pyramide von Eigenschaften einer Führungskraft gibt es einige, die zu ändern sehr schwierig ist, weil sie am engsten mit der Persönlichkeit und dem Charakter der Person verknüpft sind. Die allermeisten Eigenschaften und Verhaltensmuster, die sich nach außen im Umgang mit der Person bemerkbar machen sind jedoch veränderbar. Der Einfluss strukturierter Methodik kann sogar ein Stück weit auf die Persönlichkeit durchschlagen, in jedem Fall jedoch hat sie massiven Einfluss auf die Verhaltensweise und die ausgeübte Führung.

Was ist deine Perspektive auf die Diskussion um die Generationen Y und Z im Hinblick auf HR?
Die Generation Y will Feedback bekommen und geben, aber öfter als 1 x im Jahr. Sie fragt vor allem: Was kann mein Arbeitgeber für mich in dieser Hinsicht tun? Dies sind Menschen, die mit dem Hinterfragen, einer Diskussionskultur und Feedback in beide Richtungen aufgewachsen sind und oft auch schon die Erfahrung gemacht haben, wie sehr man an Verantwortung wachsen kann. Es hat sicher auch mit einer Veränderung der Werte zu tun, hin zu weniger Sicherheit, dem Wunsch nach mehr Dynamik.

Mehr weibliche Vorbilder

 Als eine Frau, die sich seit Jahren erfolgreich in der Digitalbranche bewegt – wie siehst du das Thema Geschlechterungleichheit?
Ich persönlich habe das nicht erlebt, weil ich bei Project A eine unglaublich gute Förderung erlebt habe, ich habe sehr viele Chancen bekommen und man hat mir viel Verantwortung in die Hände gelegt. Auch hat sich die Start-up-Branche in den letzten Jahren stark durchmischt, ich persönlich kenne einige sehr eindrucksvolle und erfolgreiche Gründerinnen in Deutschland. Insgesamt sind das im Verhältnis leider wohl immer noch Wenige – da sehe ich auch eine Selbstbremse bei vielen Frauen, die sehr kompetent und qualifiziert sind, sich aber nicht genug zutrauen.

Ich glaube schon, dass jenseits meiner Erfahrungen in vielen Branchen und Unternehmen, Frauen nicht immer gleiche Chancen haben. Ich finde in jedem Fall, dass wir mehr weibliche Vorbilder in der Wirtschaft gebrauchen könnten.

 Wir danken Nora für das Gespräch und wünschen viel Erfolg mit Loopline!

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