Tolle Gründerinnen hat das Land! – Ein Rückblick auf die Entre.Fem

„Start-up Gender Gap: Neue Gründerinnen braucht das Land!“ – so lautete der Titel eines Panels auf der Social Media Week Anfang des Jahres. Dieser Appell ist durchaus berechtigt, denn nur ein Drittel der Gründer ist weiblich, die Start-up-Szene von Männern dominiert. Aber die Gründerinnenkonferenz Entre.Fem in Berlin hat gezeigt, dass es nicht schlecht um das Female Entrepreneurship bestellt ist – im Gegenteil. Ich habe mit vielen erfolgreichen Gründerinnen gesprochen – und mit Frauen, die es noch werden wollen – und zahlreiche inspirierende Gründungsgeschichten in den Sessions und Podiumsdiskussionen gehört. Einige von ihnen sowie Tipps von den Entrepreneurinnen möchte ich gerne mit Euch teilen.

The Spirit of Entrepreneurship

Gute Ratschläge hat die Keynote Speakerin Joana Breidenbach, Mitgründerin von betterplace.org, viele im Gepäck:

  • „Folge dem Knistern an Deiner Zimmerdecke!“
  • „Kooperiere mit Gleichgesinnten, die Dich ergänzen!“
  • „Mit dem eigenen Glühen kann man viele andere beglühen.“

Außerdem berichtet sie von ihrem Werdegang und davon, dass sie die Trennung zwischen Beruf und Privatleben seit 20 Jahren nicht kennt („Selbst“ und „ständig“? Nein, eher #workisnotajob!), sich aber dennoch regelmäßig Auszeiten gönnt. So löscht sie jedes Jahr im August alle eingehenden E-Mails – E-Mail-Sabatical nennt sie das. Während dieses Vorgehen bei den meisten Frauen im Publikum für Kopfschütteln sorgt, erntet Breidenbach für ihren Aufruf Frauen sollen “häufiger ihre Komfortwohnung verlassen” große Zustimmung.

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Keynote Speakerin Joana Breidenbach eröffnet die Konferenz, ©Sandra Stabenow

Social Mission

Komfort, eigentlich kein gutes Wort als Überleitung zur zweiten, von mir besuchten Session. Denn das folgende Thema ist nach wie vor mit einem Tabu belegt: Die Menstruation. „Die Hälfte der Menschheit sind Frauen. Alle diese Frauen (…) bluten einmal im Monat, drei bis sieben Tage lang. Das sind insgesamt 2300 Tage über einen Zeitraum von 35-40 Jahren. (…) Obwohl die Menstruation etwas alltägliches ist (…) wird normalerweise nicht darüber gesprochen, weder privat noch in der Öffentlichkeit“, heißt es im Papier „Tabu und Leidensdruck“ des MFM Deutschland e.V.. Das gilt hier zu Lande, aber auch darüber hinaus. In anderen Regionen der Welt kämpfen Millionen Frauen und Mädchen jeden Monat damit, sich Binden leisten zu können. Studien haben gezeigt, dass Mädchen bis zu 20 % ihrer Schulzeit verpassen, weil sie aus Angst, während der Regel in der Schule ihre Kleidung zu beflecken, Zuhause bleiben. Die Vereinten Nationen haben die Monatshygiene als eines der größten Hindernisse auf dem Weg zur „Gleichstellung der Geschlechter“ und der „Bildung für alle“ ernannt.

Genau hier setzt das soziale Unternehmen von Maxie Matthiessen, Veronica D’Souza und Julie Weigaard-Kjaer an: Sie verkaufen seit 2011 eine Alternative zu Tampons und Binden: die Menstruationstasse Ruby Cup – und das sehr erfolgreich. Nachdem sich ihr ursprüngliches Geschäftsmodell als Irrtum herausstellte (Produktverkauf direkt in den Entwicklungsländern der Dritten Welt, 3-10 US-Dollar), verfolgen sie nun das Prinzip “Buy One, Give One”. Wer in den westlichen Ländern einen Cup über den Onlineshop kauft, spendet einen an ein Mädchen in Afrika. Dort werden die Ruby Cups dann in Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen verteilt. Mittlerweile habe die Unternehmerinnen noch mehr Produkte in ihrem Sortiment.

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Maxie Matthiessen und Eva Brandt stellen Ruby Cup vor, ©Sandra Stabenow

„Let the Gründerinnen talk!“

Bei der Podiumsdiskussion vor der Mittagspause standen gleich vier Gründerinnen Rede und Antwort. Auf der Bühne: Pia Poppenreiter (Peppr), Vanessa Lewerenz-Bourmer (Leinentausch), Anna Banicevic (Zizoo) und Svenja Gossing (Retravel). Am meisten fasziniert war das Publikum wohl von Pia und ihrer App für Prostituierte. Wie ist diese verrückte Idee entstanden, fragten sich alle? Betrunken natürlich. 😉 Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und macht deutlich, das Gründen knallhart ist. “Nur wer bereit ist, schafft’s”, sagt sie.

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Pia Poppenreiter, Vanessa Lewerenz-Bourmer, Anna Banicevic und Svenja Gossing auf der Bühne, ©Sandra Stabenow

Do it yourself!

Nach dem Mittag wird Claudia Helming, die Gründerin von Dawanda, interviewt. Sie erzählt, dass sie mit einer gewissen Naivität an ihre Selbstständigkeit heran gegangen ist. Dadurch hat sie Fehler gemacht, aber diese haben letztendlich zu ihrem Erfolg beigetragen. Claudia wird auch nach ihren Stärken und Schwächen gefragt. Ihre Antwort: Ich bin “nicht so super extrovertiert” und bin auch “nicht die klassische Gründerin”. Auf die Nachfrage, welche Eigenschaften ein Gründer denn braucht, erwidert sie: Ausdauer, Wille und Durchhaltevermögen.

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Claudia Helming im Interview, ©Sandra Stabenow

Mom + Entrepreneur = Mompreneur

Die Konferenz beschließt Esther Eisenhardt. Sie berichtet davon, wie Gründen und Familie geht, und was für sie Erfolg bedeutet. Für Esther besteht Erfolg aus folgenden zehn Zutaten:

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Mompreneur Esther Eisenhardt nennt 10 Erfolgsfaktoren, ©Sandra Stabenow

Fazit

Für den Erfolg der Entre.Fem sorgten die tolle Auswahl an Entrepreneurinnen und eine mit viel Liebe und Herzblut organisierte Konferenz. Ich freue mich schon auf das nächste Jahr – wenn ich mit Sicherheit wieder dabei bin – und lade euch herzlich ein, es mir gleich zu tun. Es lohnt sich!

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