Was macht eigentlich eine… UX-Designerin? #DigitaleBerufe

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Mit der Digitalisierung wandeln sich existierende Berufe und Neue kommen dazu. Die Abgrenzungen der Berufsbilder und die Aufgabendefinition ist in vielen Fällen noch nicht abgeschlossen. Kein Grund, nicht genau hinzuschauen und nachzufragen: „Was macht eigentlich ein_e …?“ Zum Thema #DigitaleBerufe starten wir eine neue Serie – die Idee dazu kommt aus unserer Community. In loser Abfolge geben Frauen aus unserer #DMW Community Einblick in ihren Berufsalltag in der Digitalwirtschaft.

 

Sonja Schumacher, Online Konzepterin und UX-Designerin, über einen abwechslungsreichen Beruf, der die Bedürfnisse der Nutzer im Blick hat und in dem digitale Lösungen entwickelt werden, die Menschen gerne nutzen und ihnen einen echten Mehrwert bieten.

Beschreibe kurz deinen Job als UX-Designerin.

Offiziell bin ich bei uns in der Agentur als Online-Konzepterin angestellt, bezeichne mich selbst aber lieber als UX-Designerin (UX steht für User Experience), da mein Aufgabengebiet deutlich vielfältiger ist, als nur “Konzepte” zu erstellen. Ein wichtiger Teil ist dabei beispielsweise der Research-Part. Durch diesen versuchen wir, möglichst früh Insights für unser Produkt zu generieren. Dazu gehören natürlich Produktanalysen, Konkurrenz-Analysen sowie qualitative oder quantitative Nutzerbefragungen. So können wir die Bedürfnisse von Unternehmen und Nutzern untersuchen und in sogenannten Personas (Repräsentationen typischer Nutzer) festhalten. Neben dem Research-Bereich beschäftigen wir uns natürlich auch mit den eigentlichen Konzepten unserer Projekte. Sobald wir wissen, was der Nutzer und auch das Unternehmen von der Website oder Applikation erwartet, können wir detaillierter werden und uns über Content, User Flows und User Journeys Gedanken machen. Sprich es wird ein Konzept erstellt, wie der Nutzer sich durch die Seite/Applikation bewegen soll und wann er welche Inhalte sieht. Am liebsten erarbeite ich die Bedürfnisse der Nutzer, User Journeys und Content gemeinsam mit den Kunden, Programmierern und Designern in Form von Kreativ-Workshops. So haben alle Projektbeteiligten bereits einen guten Überblick über das Produkt und alle verschiedenen Anforderungen, ob fachlich, technisch oder grafisch, können bereits berücksichtigt werden.
Zudem gehört es auch zu meinen Aufgaben solche Konzepte zu testen und zu dokumentieren. Dazu erstelle ich verschiedenste Arten von Prototypen, beispielsweise Papier-Prototypen, digitale Wireframes oder auch einfache Klickdummies. Diese Konzepte werden bei großen Projekten in Form von agiler Entwicklung meist iterativ entwickelt. Im Idealfall werden sie natürlich vor der eigentlichen Umsetzung in Usability-Labors getestet und von uns optimiert.

Wie sieht dein Tagesablauf als Online Konzepterin und UX-Designerin aus?

Dadurch, dass meine Aufgaben so abwechslungsreich sind, ist es schwierig einen typischen Tagesablauf zu definieren. Natürlich hängt dies auch davon ab, wie viele Projekte gerade gleichzeitig anstehen. Häufig haben wir viele kleine Projekte, bei denen der Kunde nicht die komplette UX-Palette benötigt, sondern beispielsweise nur ein Modul in Form von Prototypen testet oder eine Konkurrenzanalyse macht. Meistens muss dies in irgendeiner Art und Weise dokumentiert und präsentiert werden.
Ich hatte in letzter Zeit häufig das Glück an größeren Projekten mitwirken zu können, die einen dann über einen längeren Zeitraum beschäftigen. Aber auch hier ist der Tagesablauf von Tag zu Tag unterschiedlich. Den einen Tag analysiert man, den anderen Tag bereitet man einen Workshop vor oder moderiert diesen. Oder es müssen die Ergebnisse in Form von Flows oder Prototypen dokumentiert und getestet werden. Dazu kommen natürlich viele Absprachen mit den Kunden, den Designern und Entwicklern.
Das wirklich Schöne ist, dass kein Tag wie der andere ist und langweilig wird es nie 😉

Was ist die Herausforderung in deinem Job?

Da der UX-Gedanke noch relativ jung ist, besteht die größte Herausforderung darin, den Kunden und teilweise den Kollegen diese Denkweise näher zu bringen. Häufig müssen sie noch überzeugt werden, das Produkt an den Bedürfnissen der Nutzer auszurichten. Denn Ziel ist es, digitale Lösungen zu entwickeln, die Menschen gerne nutzen und ihnen einen echten Mehrwert bieten. Und dafür muss der Mensch immer wieder der Mittelpunkt aller Überlegungen sein. Das wird bei vielen Projekten aus Geld- oder Zeitmangel oder auch fehlendem Wissen gerne vernachlässigt. Und da müssen wir häufig mit Überzeugungsarbeit ansetzen, warum es sinnvoll ist, sich intensiv mit seinen Nutzern und Zielen auseinander zu setzen.
Natürlich ist es auch oft herausfordernd bei allen Features den Spagat zwischen technischer Machbarkeit, dem Sinn für den Endanwender und den Zielen des Unternehmens zu schaffen.

Welche Tools nutzt du als UX-Designerin?

Für viele meiner Aufgaben verwende ich am liebsten das alte, klassische Moderations-Material wie Papier, Stifte, Post-Its aller Art und Flipcharts.
Für die digitale Arbeit verwende ich häufig XMind für Strukturen und Mindmaps. Wireframes fertige ich am liebsten in Sketch an, da unsere Designer mittlerweile auch Sketch nutzen und sich so die Wireframes wiederverwenden/umbauen lassen. Aber auch mit Balsamiq oder UXPin habe ich schon gearbeitet. Klickdummies fertige ich meistens mit InVision, Axure oder Principle an. Und für Präsentationen kommt Keynote oder Powerpoint zum Einsatz.

Wie bleibst du up-to-date?

Da sich unsere Branche sehr schnell weiterentwickelt, ist es wichtig, sich regelmäßig mit verschiedenen Blogs und Artikeln fortzubilden. Zudem lese ich viele Bücher und besuche regelmäßig Konferenzen oder Workshops. Natürlich ist es auch immer gut sich mit Kollegen und Bekannten auszutauschen.

Welche Blogs / Websites / Konferenzen / Meet-up Gruppen etc. kannst du zu dem Thema empfehlen?

Websites/Blogs: uxdesign.cc, uxmag.com, usabilityblog.de, designingcx.com, thenextweb.com/uxdesign/, smashingmagazine.com/category/uxdesign/, usabilitygeek.com, uxpin.com/studio/blog/

Konferenzen: UX Alive, Beyond Tellerrand, UXLX, Interact, Push Conference

Meet-up: UX Monday München, ddj-monaco (hat mehr den Fokus auf Datenjournalismus im Web, ist aber immer eine spannende Austauschplattform, da viele Designer, Entwickler und Journalisten anwesend sind)

Wie siehst du die Entwicklung des Jobs in der Zukunft?

Sehr positiv. Bereits heute merkt man, dass in Agenturen immer mehr User Experience Designer gesucht und gebraucht werden. Auch wenn viele Arbeitgeber leider noch nicht ganz den Unterschied zwischen UX- (User Experience) und UI-(User Interface) Designern verstanden haben. 😉
Selbst Konzerne bauen seit einiger Zeit immer mehr eigene Digitalabteilungen auf, suchen händeringend nach „UXlern“ und stellen den Nutzer in den Vordergrund ihres Schaffens.
Wenn dieses Feld weiter so rasant wächst, wird in Zukunft die Aufgaben-Palette besser aufgeteilt werden können. Somit werden sich voraussichtlich immer mehr Spezial-UXler wie „UX-Researcher“, „UX-Designer“ oder „UX-Prototyper“ etablieren.
Und auch für Design- und Entwicklungs-Fremde wird es in Zukunft immer mehr Jobs in diesen Bereichen geben. Denn bei großen Projekten ist es auf jeden Fall sinnvoll, Psychologen, Soziologen und Datenanalysten von Anfang an mit in den Prozess zu integrieren.
Aber auch die Technik bietet uns in Zukunft viele neue, spannende Herausforderungen. Denn die Interfaces zwischen Mensch und Technik verändern sich: Wir haben nicht nur visuelle Interfaces, sondern haptische oder Conversational Interfaces, mit denen ich sprachlich interagieren kann. Und auch Virtual Reality und Mixed-/Augmented Reality ist auf dem Vormarsch. Mit der Veränderung steigt auch der Bedarf und die Anforderungen an User Experience Designer.
Auf jeden Fall bleibt es ein spannendes Berufsfeld, in dem viel Potenzial und Bewegung steckt.

 

Sonja Schumacher (Foto: privat)

Sonja studierte interaktive Medien (50% Design – 50% Informatik) an der Hochschule in Augsburg. Für ihre Bachelor-Arbeit erhielt sie 2012 den Bayerischen Kulturpreis. 3,5 Jahre sammelte sie Erfahrungen als Frontend-Entwicklerin in der Abteilung für interaktive Infografiken bei der Süddeutschen Zeitung. Seit Ende 2014 verlegte sie ihren Fokus auf den Konzeptions- und UX-Bereich und ist nun seit ca. 2,5 Jahren bei diva-e in diesem Bereich tätig. Ihre Freizeit verbringt sie gerne handwerklich: egal ob Holzarbeiten, Kuchen dekorieren, Nähen oder Fotografieren – Hauptsache kreativ.[EndeTextumfluss]

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