Am 29. Februar waren die #DMW Rheinland gemeinsam mit 14 weiteren regionalen Frauennetzwerken auf dem 8. FOM Frauen-Forum in Köln vertreten. Das Thema: Female Leadership.
Aus dem Quartier waren neben mir noch Sonja Theile-Ochel und Natalie Follmann vor Ort. Gemeinsam konnten wir viele Fragen interessierter Netzwerkerinnen rund um die Arbeit der #DMW beantworten und uns mit anderen Macherinnen austauschen. Das Ergebnis: Viele neue Kontakte und Kooperationsmöglichkeiten sind entstanden und das Fazit kann man vorweg nehmen – Der Tag hat sich gelohnt.
Besonders die qualifizierten Vorträge waren hörenswert und in zwei davon gebe ich euch hier gerne einen kurzen Einblick.
Wie es mit dem Karriere-Cocktail klappt – Ein Vortrag von Barbara Baratie
Unternehmensberaterin Barbara Baratie warf bei ihrem Vortrag einen Blick auf die Erfolgskomponenten, die wir als Frauen für eine Karriere brauchen. Erfolg entsteht im Kopf, so ihre These und diese belegte sie mit eine Reihe eindrucksvoller Beispiele.
Frauen wollen für Führung begeistert werden – und so ging es zunächst einmal um die Frage, warum das eigentlich so ist. Die wichtigsten Assets haben wir ja, da war sich auch das Publikum einstimmig einig: Frauen verfügen über Empathie und Kommunikationsgeschick und sie können Beziehungen managen. Das alles, so die Expertin, sind neben Intuition Fähigkeiten, die in Führungspositionen heute gefragt sind – und die viele männliche Kollegen erst in teuren Management-Seminaren lernen müssen. Warum also ist es so schwer, uns Frauen „an die Macht“ zu bekommen?
Die Diagnose war ebenso ernüchternd wie eigentlich schon klar: Uns Frauen fehlt es oft einfach an Entscheidungsfähigkeit. Irgendwie haben wir das häufig nicht mitbekommen im Laufe unserer Sozialisierung. Wir zögern, wir eiern rum, wir zweifeln an unseren Kompetenzen und in der Zeit in der wir hin und her wägen und wursteln, macht ein entschlossener Kerl „den Lobster“. So zumindest würde es die zweite Referentin des Tages, Dr. Laura Wendt, ausdrücken.
Als Neurowissenschaftlerin belegt Dr. Wendt ihre Thesen gerne mit harten Fakten und Forschungsergebnissen und da macht ihr keiner was vor. Sie weiß genau, wovon sie redet und sie redet darüber ausgesprochen gerne und höchst unterhaltsam.
Das „Lobstern“ beschreibt sie als eine Art Power-Posing, das bei Hummern und Menschen annähernd ähnliche Effekte auslöst: Im Gehirn werden bei dieser Pose (die Hummer tatsächlich einnehmen) Botenstoffe ausgeschüttet, die das Selbstvertrauen enorm befördern. Wer lobstert, wird weniger herausgefordert. Und tatsächlich scheinen die meisten Männer das besser zu können, während wir Frauen uns gerne mit dem ganzen Klein-Klein im Hamsterrad aufreiben und uns unentwegt darüber wundern, weshalb unser Fleiß, unsere Zuverlässigkeit, unsere Loyalität eigentlich kaum angemessen belohnt werden.
Tatsächlich gebe ich zu, dass ich mich das schon oft gefragt habe und ich wette, so gut wie jeder von euch ging oder geht es manchmal genauso. Die Antwort auf das warum liegt dabei so nahe: Fleiß ist kein wirklich relevantes Karrierekriterium. Wichtiger sind das Posing und das Networking.
Unser Problem also? Veraltete Denk- und Organisationsstrukturen treffen auf beknackte Sozialisierung
Beide Vorträge kamen auf die ein oder andere Weise zu denselben Schlüssen, und eigentlich wisst ihr jetzt schon, was kommt, oder?
Wir Frauen wollen zu sehr gefallen. Wir stecken zurück und preschen nicht nach vorne, wenn sich Gelegenheiten ergeben und wir uns damit in eine unsichere Situation begeben könnten. Wir lassen uns den Rang lieber ablaufen. Wenn wir das mal nicht tun, haben wir trotzdem immer ein bisschen ein schlechtes Gewissen.
Man könnte meinen, die Situation ist aussichtslos. Aber weit gefehlt – Hilfe naht: Sowohl Barabra Baratie als auch Laura Wendt hatten an diesem Tag – zumindest für mich – ganz praktische Tipps im Gepäck.
Zunächst müssen wir uns klar machen, dass sich in Führungsetagen tatsächlich etwas tut – wenngleich es langsam geht: Unternehmen erkennen, dass sie von gemischten Führungsteams profitieren, was auch in unseren Interviews der #30mit30-Kampagne immer wieder deutlich wird. Führungstandems kommen in Mode und auch Männer in den oberen Etagen fordern zunehmend ihr Recht auf ein Familienleben ein. Strukturen müssen sich ändern – und das kommt uns entgegen.
Trotzdem können wir noch so einiges lernen. Frauen müssen ihre Karrieren planen und sich rechtzeitig vernetzen. Lernt auch, euch nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen: Eigene Erfolge gehören auf das eigene Erfolgskonto, sagt Baratie und empfiehlt, sich seine Ziele nicht nur genau zu setzen, sondern sie hoch zu setzen und regelmäßig zu verschriftlichen. Das alles gehört genauso in einen wirksamen Karriere-Cocktail, wie ein gesunder Egoismus. Interessiert euch für eure eigenen Ziele, dann erst kommen die der anderen.
Zack! Raus mit dem Glitter, sagt Laura Wendt: Frauen – feiert euch mehr!
Laura Wendt setzte im Anschlussvortrag noch einiges an guten Tipps obendrauf. Ihre Message an die Frauenwelt war klar: Gründet eine Business-Sisterhood und bewerft euch gegenseitig weniger mit Kritik, sondern mehr mit Glitter – Eine starke Frau wird man durch starke Rollenbilder. Hier sind wir alle gefragt, für andere solche Vorbilder zu sein und uns dabei auch gegenseitig mehr zu zelebrieren, unsere Erfolge zu feiern und darauf stolz zu sein.
Perception shapes reality, sagt auch Laura Wendt und sie hat natürlich recht. Wie wir uns selbst sehen, spielt eine wichtige Rolle. Wenn noch dazu die Kultur des Miteinanders stimmt, kommt der Rest fast von allein. Dass das stimmt, weiß ich zufällig ziemlich genau – dann als aktive #DMW erlebe ich seit einigen Jahren eben genau DAS.
In diesem Sinne, liebe Damen: Happy Lobstering!
(Fotos: Andrea Härtlein)