Tanja Haeusler über re:publica, Rübensirup und Riesenwirbel

Bald ist es soweit! Klassentreffen! In einem Monat steht die 7. re:publica an. Drei Tage Inspiration, Innovation und ein wenig Internetflausch. Die Digital Media Women freuen sich darauf, alle Quartiere und viele Mitglieder in Berlin zu vereinen. UND: In diesem Jahr sind wir erstmals offizielle Medienpartner der re:publica. In den nächsten Wochen werden wir hier auf unserem Blog einige Einblicke in diese fantastische Konferenz gewinnen. Los geht’s mit einem Interview mit Tanja Haeusler, Mitgründerin der re:publica.

Sanja: Alle freuen sich auf die anstehende re:publica, und es werden voraussichtlich 5.000 Besucher erwartet. Vor sieben Jahren war die ganze Veranstaltung ja ein wenig kleiner. Wusstet ihr damals schon, dass ihr einen pulsierenden Nerv getroffen habt? Oder hättet ihr niemals mit diesem Erfolg gerechnet?

Tanja: Ja und Nein. Als wir 2007 die erste re:publica veranstaltet haben, war die Voraussetzung eine völlig andere. Die re:publica war im Grunde schon da. Wir mussten nur einen Ort dafür finden, die Tür öffnen und sagen: Ach, hallo, da seid ihr ja alle! Dahinter steckte kein Geschäftsmodell, sondern der konkrete Bedarf, sich in der physischen Welt zu treffen und auszutauschen. Nach jeder re:publica mussten wir entscheiden, ob wir das noch mal machen wollen. Erst nach der dritten Ausgabe war klar, dass wir in der Tat einen pulsierenden Nerv getroffen hatten. Die Themen rund um Social Media wucherten sich durch sämtliche gesellschaftliche Bereiche und gewannen massiv an Aufmerksamkeit. Ab da wäre es dämlich gewesen, die re:publica nicht zu einer regelmäßigen, festen Veranstaltung zu machen. Aber dass wir einmal Platz für 5.000 Gäste schaffen müssen – nein, damit hatten wir bestimmt nicht gerechnet.

Tanja Haeusler ist Mitgründerin und eine der Organisatorinnen der re:publica (Foto: privat).
Tanja Haeusler ist Mitgründerin und eine der Organisatorinnen der re:publica (Foto: privat).

Wünscht du dir manchmal wieder eine kleinere Konferenz?

Wir haben immer mal wieder darüber nachgedacht, ob es nicht sinnvoller wäre, die re:publica kleiner und exklusiver zu machen. Dafür müssten wir die Ticketpreise deutlich erhöhen, was viele Gäste ausschließen würde. Jedes Jahr staune ich, wie viele wahnsinnig unterschiedliche Menschen sich unter dem re:publica-Dach einfinden und bin wirklich stolz darauf, dass es uns gelungen ist, diese bunte Menschenmischung beizubehalten. Genau diese Vielfalt macht die re:publica so einzigartig. In klein wäre sie nicht mehr, was sie ist.

Warum habt ihr euch für ein Konferenzformat mit Call for Paper entschieden und nicht für ein Open-Space-Format wie die Barcamps?

Es gibt ja eine Unmenge sehr erfolgreicher Barcamps, dafür braucht es keine re:publica. Für uns stand auch immer im Vordergrund, Menschen für Netzthemen zu gewinnen, die vielleicht noch Berührungsängste haben, oder anders herum Netzmenschen für Themen zu gewinnen, die sie nicht per se auf dem Plan haben. Eine solche Kombination und der Wunsch nach größtmöglicher Heterogenität braucht eine Kuration, die einem Rahmenkonzept folgt.

Rübensirup & Nörgler

Ich unterstelle jetzt mal, dass die viele Zeit, die ihr – inzwischen mit einem riesigen Team – in jede re:publica investiert, über das normale Maß „nur eines Jobs“ hinausgeht. Dazu gibt es laute „Klugscheißer“, die nicht nur alles besser wissen, sondern zum Teil ja einen Riesenwirbel um einige (mir persönlich unwichtig erscheinende) Themen machen und womöglich noch eine komplette kostenlose Konferenz erwarten. Warum nehmt ihr das eigentlich auf euch?

Kritiker und Nörgler wird es immer geben. Hätten sie Recht, gäbe es die re:publica nicht mehr, aber uns ist schon klar, dass Vieles besser laufen könnte. Unser Team ist aber nicht halb so riesig, wie es sein müsste. Alle arbeiten über das normale Maß hinaus, was nur funktioniert, weil alle viel Leidenschaft mitbringen. Kritiker, die uns Letzteres absprechen möchten, können sich jeden zweiten Dienstag um Mitternacht mit mir in der Industriebrache des VEB-Rübensirup treffen.

Wie kommt es, das man hauptsächlich Johnny Häusler & Markus Beckedahl mit der re:publica in Verbindung bringt? Hältst du dich zurück? Das gleiche gilt ja auch für das große Frauenteam im Hintergrund, das wenig sichtbar ist.

Dass ich mich nicht so gerne ins Scheinwerferlicht stelle, bedeutet nicht, dass ich ein Schattendasein führe. Die Organisation der re:publica ist nicht weniger wert als ihre Präsentation, insofern hält sich niemand aus unserem überwiegend weiblichen Team zurück. Wenn die re:publica als Digital-Dingens-Konferenz beinahe zu einem Drittel aus weiblichen Gästen besteht, liegt das nicht zuletzt an dem konkreten Einfluss, den das starke „unsichtbare“ Frauenteam geltend macht.

Heiße Tipps – so schafft es dein Thema

Gibt es eine re:publica-freie Zeit für euch oder ist nach der re:publica gleich vor der re:publica und die Planung für das kommende Jahr schließt unmittelbar an?

Wir tun immer alle so, als gäbe es die re:publica-freie Zeit. Die nennen wir Sommer und zucken beim ersten Blatt, dass sich verfärbt zusammen: Huch! Geht’s schon wieder los?

Ein Geheimtipp: Wie schaffe ich es, mein Thema zu platzieren beim Call for Papers in 2014? Worauf sollte man beim Einreichen achten? Welche vermeintlichen Kleinigkeiten sind am Ende dann doch „programmentscheidend“?

Die re:publica denkt nach vorne. Themen, die wir in der Vergangenheit schon hatten, wählen wir deshalb nur in Ausnahmefällen noch einmal ins Programm. Aber auch blitzneue Themen sind kein Garant, wenn sie verknorpelt und langweilig daherkommen, wir schätzen pointierte Vorträge, am dollsten die von klugen Frauen. Hilfreich ist auch, wenn man Benedict Cumberbatch heißt.

Danke für eure Arbeit – und das Interview!

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