VOCER Innovation Day: Über Komplexität, Konfetti und Kitchennerds

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Zum zweiten Mal hat das VOCER-Team Journalisten ins SPIEGEL-Haus an die Ericusspitze in der Hamburger Hafencity gerufen. Gemeinsam haben sie einen Tag lang den Journalismus aufgemischt. Und so kam beim VOCER Innovation Day 2015 #vid15 Erstaunliches zutage.

#1 Komplexität

„Lass uns was Innovatives machen!“. Wie eine kaputte LP hat VOCER-Redaktionsleiter und #vid15-Organisator Mark Heywinkel seine Kollegin Eva Schulz am Abend vorher genervt. So entstand diese Idee mit den Luftballons, erzählt die gut gelaunte Tagesmoderatorin Eva zu Beginn des Innovationstages. Und so mussten sich 200 Medienmacher noch vor dem ersten Konferenzkaffee (!) von ihrem Stuhl erheben, Luftballons aufblasen – und die Luft wieder verpuffen lassen. Leider. Denn:

Und so ist der Innovationsstatus in deutschen Medienhäusern – sagen wir – kompliziert. Zu komplex sind die technologischen und organisatorischen Herausforderungen, zu ungewohnt das Umdenken im Kopf. Deshalb hat mir die Idee der Veranstalter gut gefallen, in sechs (!) Keynotes unterschiedliche Vorgehen, Philosophien und Geschäftsmodelle zum Thema Innovation im Journalismus vorzustellen.  Den Anfang macht Melissa Bell (ja, eine Frau – die Quote von Frauen auf der Bühne und im Publikum lag für eine Medienkonferenz bei sensationellen 40 Prozent!) von vox.com in Washington, D.C.:

Ihr Anliegen: Findet neue Darstellungsformen! Bettet eure News in Kontext ein! Nicht jeder User verfolgt Nachrichten und weiß, wovon ihr Journalisten sprecht. Und so experimentiert Vox Media mit unterschiedlichsten Contentformaten:

Logisch, dass zu solchen Experimenten auch die Zusammenarbeit mit Experten aus anderen Branchen gehört. Wie beispielsweise Joyce Rice, US-amerikanische Cartoonistin und Illustratorin, die sich vor der digitalen Revolution niemals als Journalistin bezeichnet hätte. Inzwischen hat sie Symbolia gegründet, ein Start-up, das mit Comic-Zeichnungen Nachrichten erzählt. 

Tatsächlich und wider Erwarten beeindruckend fand ich die im harmlosem Plauderton vorgetragenen und mit lustigen GIFs untermalte These von Nishant Shah aus Indien, u. a. Professor für Kommunikationskultur an der Leuphana Universität in Lüneburg. Der Open-Access-Spezialist fragt, ob das Kopieren und Remixen von Content bereits Innovation und kreative Arbeit sei. Immerhin haben bereits Mönche, die die Bibel abschrieben und übersetzen, diese selten eins zu eins kopiert, sondern mit Zeichnungen oder einer Auswahl von Übersetzungen „kreativ“ ergänzt.

Weitere Speaker waren Jaron Gilinsky, freier Auslandsreporter und Gründer von Storyhunter, der sich zur Aufgabe gemacht hat, über kaputte Systeme zu schreiben, der CORRECT!V-Mitbegründer Daniel Drepper und Rasmus Kleis Nielsen vom renommierten Reuters Institute for the Study of Journalism in Oxford, der die Komplexität der digitalen und innovativen Entwicklungen mit aktuellen Zahlen unterfütterte:

  Mein Zwischenfazit zur Mittagszeit:

 

#2 Konfetti

Nach der Mittagspause war Workshop-Time. Trotz überzeugend großen Auswahl hatte ich mich sofort für die Session 3 „InnovationQuest“ mit Ulrike Klode und Jessica Wagener entschieden, die zur Zeit von Onlinechefin Anita Zielina als Innovationsbeauftragte bei stern.de aktiv waren.

Unsere Aufgabe war es, Innovationshemmnisse aufzuspüren und Wunderwaffen und Zaubertools als Gegenmittel zu erfinden. Und da man Innovationsprozesse nicht in Exceltabellen entdecken kann, haben wir uns in Kleingruppen mit mächtigen Namen auf den Weg gemacht, um wirksame Tools zu ersinnen und als Prototypen auf den Markt zu bringen:

Und während wir so an unseren Superwaffen-Arsenalen bastelten, wurde auf einmal klar, wie ungewöhnlich es für Journalisten sein muss, im ehrwürdigen SPIEGEL-Haus mit Glitzer, Watte, Kinderschminke und Konfetti zu hantieren:

Ganz ehrlich: Vielleicht ist es gerade das, was Innovationen befördern kann: Weg von automatisch übernommenen Routinen hin zu neuen, scheinbar spinnerten Erfindungen? Alles Weitere zum InnovationQuest von Ulrike und Jessica könnt ihr hier nachlesen:

 

#3 Kitchennerds

Am späten Nachmittag, als viele Teilnehmer schon unter einer Art Information Overload litten, stand noch ein mediales Start-up-Battle auf dem Programm, kuratiert und „powered“ vom nagelneuen Hamburger Next Media Accelerator (nma). Vier zumeist gut in der digitalen Gründerszene der Hansestadt verankerte Start-ups pitchten ihre Geschäftsmodelle:

Wir Digital Media Women waren natürlich total parteiisch und haben unserem langjährigen Hamburger Orga-Mitglied Sandra Roggow die Daumen gedrückt, die mit viel Herzblut und Sachverstand Kitchennerds, eine Plattform zur Buchung von Mietköchen, aufgebaut hat:

Die Entscheidung zwischen Untold Stories, AppCamps, AudioguideMe und Kitchennerds fiel der Jury um den nma-CEO Dirk Herzbach wohl nicht ganz schwer: Paul Bekedorf hat mit AudioguideMe absolut verdient gewonnen. Und unsere Sandra hat sich in die Herzen der Jury gepitcht und für die Kitchennerds einen SPON-Mediaetat als Sonderpreis klar gemacht:

Herzlichen Dank auch von unserer Seite an die Jury!

Dankeschön

Und es gibt noch drei Dankeschöns, die wir an dieser Stelle vorbringen möchten:

  • Danke an den großartigen Mark Heywinkel, der mit viel Geduld und guter Laune unsere #DMW-Medienkooperation und die Gewinnerauslosung begleitet hat.
  • Danke an das Team vom VOCER Innovation Day, an die SPIEGEL-Crew und alle Sponsoren, weil ihr diesen großartigen Innovation Day ermöglicht und damit bewiesen habt, dass die Medienstadt Hamburg weiterhin rockt.
  • Und Danke an Pia Kleine Wieskamp, #DMW aus München, die unsere #vid15-Ticketverlosung gewonnen hat. Pia hat sich mit großartigen Fotos revanchiert, die wir euch voller Stolz in nachfolgender Fotogalerie zeigen möchten:

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