#DMWKaffee mit… Silvia Hänig über Führungscoaching für Frauen

beoneIn der Reihe #DMWKaffee mit… gehen Autorinnen dieses Blogs mit inspirierenden Frauen aus der Digitalbranche einen Kaffee trinken. Für diese Folge hat sich Meike Leopold aus dem Münchner Quartier mit Silvia Hänig getroffen.

Silvia Hänig verfügt über mehr als 15 Jahre internationale und nationale Beratungs- und Kommunikations-Management-Erfahrung bei Innovationsführern, High-Tech Unternehmen, sowie Professional Services Anbietern. Darüber hinaus ist sie Führungscoach für Frauen. Im Interview beschreibt sie, wie das Coaching funktioniert und vor welchen Herausforderungen ihre Klientinnen auf dem Weg nach oben stehen.

Meike Leopold: Silvia, du beschreibst dich auf Xing als „Gender Leadership Consultant“. Was ist darunter zu verstehen?
Silvia: Ich helfe Frauen oder auch Männern aus dem mittleren Management dabei, ihre Persönlichkeit im Führungskontext zu entwickeln. Das heißt, sie sollen lernen, in Situationen besser zurecht zu kommen, in denen sie sich zuvor unwohl fühlten.

Meike: Von Haus aus bist du eine erfahrene Kommunikationsberaterin. Was hat dich zu dem neuen Thema Führungscoaching gebracht?
Silvia: Das war ein schleichender Prozess, in dem bei mir langsam die Erkenntnis gereift ist: das ist mein Weg. Bei CEO Positionierungen, also im Bereich der Führungskommunikation, lernt man schnell, dass es hier auch immer um den Beziehungsaufbau zum Stakeholdern geht. Also die Botschaft muss stimmen, aber auch das Miteinander. Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, wie man kommunikativ Zielkonflikte angreift, sie entschärft und die Perspektive des anderen managt. Auf dieser Basis und in Kombination mit eigenen Trainings bei Management Coaches zu Konfliktsituationen in der Führung, habe ich diesen Weg für mich gewählt. Hier will ich für die Frauen einen echten Beitrag leisten.

Kommunikation ist ein Steuerungsinstrument der Macht

Meike: Besteht ein Zusammenhang zwischen den beiden Themen Kommunikation und Leadership?
Silvia: Ja, ein/e Leader/in definiert seine/ihre Rolle zum großen Teil darüber, wie er/sie kommuniziert oder auch nicht. Kommunikation ist hier eines der wesentlichen Steuerungsinstrumente der Macht.

Meike: Bewegt sich nach deiner Beobachtung etwas bei der Förderung von weiblichen Führungskräften in deutschen Unternehmen? Wenn ja, was und warum?
Silvia: Ja, es bewegt sich etwas. Aber ich bin mir noch nicht sicher, ob die aktuelle Debatte den richtigen Einfluss auf die echte Frauenförderung hat. Beispiel: Frauenquote wird mit Kinderbetreuungsblabla abgetan. Will heißen: die Kinderbetreuung wird stets als Grund dafür angeführt, warum sich die Quote nicht zum Positiven verändert. Stark verallgemeinert und nicht richtig. Denn nicht jede karrierewillige Frau hat Kinder, und auch die ohne haben es ja in Summe noch nicht weit gebracht. In Zusammenhang mit Frauenkarrieren werden noch zu viele Bedenken anstatt Absichten seitens der Unternehmen geäußert. Dazu kommen stereotype Kategorisierungen wie „eine Frau schreibt immer das Protokoll“, oder „eine Frau hat ohnehin zu bestimmten Themen keine Meinung“, die die Frauen erst einmal erfolgreich umschiffen müssen. Aber das gelingt schon ganz langsam.

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Frauenkarriere: Mehr Bedenken als Absichten in Unternehmen

Meike: Kannst du ein paar Beispiele nennen, mit welchen Herausforderungen die Führungsfrauen, die du berätst, zu tun haben?
Silvia: Ja, da geht es zum einen um die verbesserte interne Selbstvermarktung, den Umgang mit Angriffen und Konflikten, um eine bessere Vernetzung (nicht technisch zu verstehen) sowie den Einsatz von Machtmitteln als Antwort auf die männlichen, meist unbewusst angewandten, „Hidden Rules“. Bei diesen Rules geht es um Auswahlentscheidungen für Führungspositionen, die über persönliche Empfindungen und Erfahrungen der Männer definiert werden.

Kaffee kochen und Protokoll führen? Bloß nicht!

Meike: Auf welche „Klassiker“ im Umgang mit männlichen Kollegen sollten Managerinnen vorbereitet sein?
Silvia: Stets den eigenen Standpunkt souverän vertreten, sich nicht in der eigenen Kompetenz verunsichern lassen, sich nicht automatisch unterordnen – etwa Protokoll führen oder Kaffee vorbereiten. Mal richtig wütend werden, anstatt sich immer nur bescheiden zurückzuziehen, mit ein bisschen mehr strategischem Nonkonformismus der stereotypen Einordnung der Herren entgegenwirken.

Meike: Wie gehst du im Coaching vor? Trainiert ihr gemeinsam das beste Verhalten in schwierigen Situationen?
Silvia: Ja, richtig. Es geht zunächst darum, zu verstehen, wo genau die Frau sich benachteiligt fühlt. Wo ihrer Ansicht nach die Hindernisse liegen. Ich spreche das natürlich auch mit dem Vorgesetzten ab, da hier die aktive Förderung meist herkommt. Dann geht es um die konkreten Lösungsvorschläge, und schließlich um das Üben in der Unternehmenspraxis. Anschließend gibt es eine Resonanz oder ein Review-Gespräch. Je mehr es um individuelle Fähigkeiten geht, desto besser sind Einzeltrainings. Je mehr es um ein erweitertes Verständnis männlicher Führungslogiken oder auch Führungspraktiken im kollaborativen Umfeld geht, desto besser sind kleine Gruppen.

Meike: Könntest du kurz ein ganz konkretes Trainingsszenario für die Leser/innen beschreiben?
Silvia: Wie präsentiert „Frau“ einem Deutschland-Chef, beziehungsweise dem Boss des eigenen Vorgesetzten, ein gelungenes Projektergebnis? Indem sie die wesentlichen wichtigen Fakten aus seiner Perspektive für ihn zusammenträgt. Viele Frauen denken hier noch zu sehr in Richtung: ich muss ihm zeigen, wie toll ich fachlich bin. Aber darum geht es nicht. Das weiß er längst. Sie muss sich ihm in dieser Situation so verkaufen, dass er das Gefühl bekommt, das Projekt poliert auch sein Image in der Firma auf bzw. kratzt es nicht an.

Führung: „Es geht darum, aktiv Position zu beziehen!“

Meike: Lassen sich verschiedene Typen von weiblichen Führungskräften unterscheiden?
Silvia: Sagen wir mal, es gibt zwei grobe Richtungen, die sich herauskristallisieren. Der eine Typ ist über Leistung und meist mit blutiger Nase ganz nach oben gekommen. Dieser Typ Frau verteidigt ihre Position und bietet anderen auch keinen Steigbügel. Nach dem Motto: jetzt bin ich hier angekommen. Beweist erst einmal, dass ihr es auch draufhabt. Dafür bin ich mit euch ganz besonders kritisch.
Der andere Typ Frau versteht, dass ihre Position eine Art Signalwirkung für viele hat und nutzt sie auch entsprechend. Beispielsweise für konkrete Tipps im Führungsalltag mit männlichen Kollegen. Mit diesen Damen arbeite ich gerne zusammen, da man immer noch etwas dazulernt. Und sich gegenseitig respektiert.

Meike: Führen Frauen anders als Männer?
Silvia: Das kommt darauf an. Wenn sie bereits in Top-Positionen sind, unterscheidet sich die Art und Weise wie sie Dinge angehen, nicht so sehr. Wenn sie aber dort noch nicht angekommen sind, müssen sie sich ja noch selbst weiterentwickeln und intern positionieren. Darin unterscheiden sie sich natürlich klar von den Männern. Einige Differenzierungspunkte hatte ich oben schon einmal genannt.
Ich beobachte aber auch, dass Frauen und Männer sich häufig gerade im mittleren Management sehr gut in gemeinsamen Teams verstehen. Ich glaube, das kommt in der Top-Etage nicht so häufig vor, denn da geht es ja auch um weitreichendere Entscheidungen.

Meike: Welche Tipps und Tricks helfen Frauen dabei, gut und erfolgreich zu führen?
Silvia: Einen Punkt erlebe ich bei den Frauen, die aktiv an ihrer KARRIERE arbeiten so gut wie immer. Ein Mann, der sagt, er hat es drauf, ist normal. Eine Frau, die sagt, sie hat es drauf, die spinnt. Gepaart mit der ewigen Frage: ist die denn qualifiziert für den Job, versuchen Frauen also immer, sich fachlich zu positionieren. Auch in Situationen, in denen es gar nicht mehr darum geht, ob die Frau es fachlich kann, sondern ob sie die Größe hat, ihre Expertise auch entsprechend einzusetzen und zu positionieren. Meist in der Theorie sehr einleuchtend aber in der Praxis schwer umzusetzen. Es geht darum, aktiv Position zu beziehen, dass muss „Frau“ sich bewusstmachen. Das ist es, worauf es dem Management ankommt.

Die Autorin

Meike Leopold (Credit: Dorothee Elfring)
Meike Leopold
(Credit: Dorothee Elfring)

Meike Leopold ist Beraterin für digitale Kommunikation. Sie ist seit einiger Zeit aktiv im Münchner Quartier der #DMW und kuratiert als Piqderin in der Rubrik „Feminismen“ interessante Beiträge aus den Medien. Meike Leopold ist bekannt als Expertin für den Aufbau und das Management von Unternehmensblogs. Ihr Wissen hat sie in dem Buch „Corporate Blogs – Praxistipps für Strategie, Inhalt und Ziele“ zusammengefasst. Weitere Informationen erhaltet ihr auf ihrem Blog „Start Talking“.

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