Was macht eigentlich eine… Digital Transformation Managerin? #DigitaleBerufe

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Mit der Digitalisierung wandeln sich existierende Berufe und Neue kommen dazu. Die Abgrenzungen der Berufsbilder und die Aufgabendefinition ist in vielen Fällen noch nicht abgeschlossen. Kein Grund, nicht genauer hinzuschauen und nachzufragen: „Was macht eigentlich ein_e …?“ Zum Thema #DigitaleBerufe starten wir eine neue Serie – die Idee dazu kommt aus unserer Community. In loser Abfolge geben Frauen aus unserer #DMW Community Einblick in ihren Berufsalltag in der Digitalwirtschaft.

 

Tina Burkhardt ist Gründerin der SHIFTSCHOOL und gibt mit dem berufsbegleitenden Weiterbildungsprogramm zum „Digital Transformation Manager“ eine Antwort auf die Herausforderungen des digitalen Wandels. Sie zeigt uns auf, was es braucht, um für den digitalen Wandel gerüstet zu sein.

Hast du zwei oder drei kurze Beispiele für uns, für welche Abteilung oder für welche Aufgabenstellung innerhalb eines Unternehmens Digital Transformation Manager gesucht werden?

Unsere Teilnehmer kommen alle aus ganz unterschiedlichen Bereichen – von Sales über HR, IT, Marketing, Strategie- bis hin zu Rechtsabteilungen, Projektmanagement und sogar Produktion. Und das macht ja auch Sinn, weil Digitalisierung eben kein Projekt von Innovationsabteilungen ist, sondern wirklich jeden einzelnen Unternehmensbereich (be-)trifft. Besonders spannend ist zum Beispiel der Bereich Personal bzw. die Weichenstellung, wofür HR künftig im Unternehmen stehen wird: Entweder für eine Abteilung die zunehmend automatisiert wird und an Bedeutung verliert oder einen strategischen Partner, der das Unternehmen gezielt auf neue digitale Geschäftsmodelle ausrichtet. Ebenso ist das Zusammenwachsen von Marketing, Vertrieb und IT ein sehr spannendes Feld. Auch hier werden „Digital Transformation Manager“ gebraucht, die in der Lage sind, gelernte Prozesse in Frage zu stellen, neue Trends aufzuspüren, daraus Entscheidungen abzuleiten und die den Wandel im Unternehmen mitgestalten und begleiten können. Unserer Erfahrung nach versprechen sich Unternehmen von diesen Personen, die wie gesagt aus allen Bereichen kommen, neue Impulse und Denkweisen für die zukünftigen Herausforderungen. Außerdem ist die interne Botschafter- und Multiplikatorenwirkung nicht zu unterschätzen.

Was für Fähigkeiten muss man mitbringen, um ein Digital Tranformation Manager zu sein?

Vielleicht ist es zunächst einmal spannend zu sehen, was man nicht mitbringen muss: großartige technologische und digitale Vorkenntnisse sind meiner Meinung nach keine Grundvoraussetzungen. Auf diese Annahme treffen wir jedoch sowohl in Unternehmen als auch bei Interessenten an unserem Programm sehr häufig. Das Fachliche lässt sich jedoch „relativ“ schnell erlernen – was natürlich eine Affinität und auch Spaß am Thema Digitalisierung voraussetzt. Aber wirklich entscheidend sind folgende Faktoren: Motivation, Offenheit, meine Haltung zu Veränderung, die Fähigkeit zur Reflektion. Weiterhin die Fähigkeit, sich selbst & gelernte Prozesse in Frage zu stellen, in Zusammenhängen und Geschäftsmodellen zu denken, selbstorganisiert arbeiten zu können, strategisch zu denken und schnell Entscheidungen treffen zu können. Und ganz wichtig: Mut & Kreativität.

Was sind die Herausforderungen eines Digital Transformation Managers?

Eine der großen Herausforderungen ist sicherlich, dass sie auf eine (Unternehmens-)Welt treffen, die in vielen Bereichen noch nicht bereit ist, diesen Weg des Wandels wirklich zu gehen. Eine Welt, in der es noch sehr viel um Verteidigung des eigenen Territoriums geht und der Status quo nicht in Frage gestellt werden will – sei es aus Bequemlichkeit, aus Angst, oder weil man ja nur noch ein paar Jahre bis zur Rente überstehen muss. Man muss also darauf gefasst sein, vielen Widerständen zu begegnen. Klar ist, dass man sich mit dem Thema digitaler Wandel nicht nur Freunde machen wird. Weiterhin liegt eine Herausforderung sicherlich darin, dass es für dieses Thema einfach keine Blaupause gibt. Alle machen es zum ersten Mal und jeder muss seinen Weg finden – ohne großartige Hilfestellung, Beispiele und Musterlösungen, wie es denn am besten funktionieren kann. Und last but not least sollte man die Komplexität nicht unterschätzen: fängt man an einer Stelle an, Dinge zu hinterfragen und zu verändern, wird das automatisch auch Auswirkungen auf andere Unternehmensbereiche haben. Es werden dann neue „Baustellen“ entstehen, weil viele Dinge stark miteinander verbunden sind.

Wie hält man sich auf dem Laufenden? Und muss man immer alles wissen und in jedem Bereich ExpertIn sein?

Ich denke, das Wichtigste ist, dass man sich erst einmal eingesteht, dass man gar nicht alles wissen kann – und dementsprechend nicht überall ExpertIn sein kann und vor allem nicht sein muss. Im Gegenteil, gerade „Generalisten“ mit einer großen Bandbreite werden immer mehr gefragt sein. Menschen, die in der Lage sind, das „große Ganze“ zu überblicken, die ganzheitlich, strategisch und in Zusammenhängen denken können. Und die die Gabe haben, Personen aus den verschiedensten Bereichen eines Unternehmens an einen Tisch zu bringen, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Es geht also viel mehr darum, Brückenbauer bzw. Konnektor zu sein. Und wie halte ich mich dabei auf dem Laufenden / up-to-date? Durch Beobachten, durch viel lesen, durch um die Ecke denken. Und durch stetiges aufmerksam sein, Altes verlernen, um dann wieder neu lernen zu können. „Verlernen“ mag komisch klingen, ist aber in meinen Augen sehr wichtig, damit eben Neues entstehen kann.

Welche Websites und Konferenzen würdest du für Digital Transformation Manager empfehlen?

Konferenzen: z.B. Year of the X und re:publica
Blogs, Websites, Newsletter: z.B. Singularity University, fastcompany.com, inc.com. Und auch TED-Talks sind eine spannende Inspirationsquelle.
Zusätzlich kann ich jedem, der sich mit dem Thema Digitalisierung beschäftigt, z.B. die Bücher „Silicon Valley“ und „Silicon Germany“ von Christoph Keese absolut empfehlen.
Und was Meet-ups anbelangt: Nun, da müssen wir ja gar nicht so weit schauen ? Ich finde zum Beispiel die Meet-ups und Themenabende der #DMW eine tolle Gelegenheit, sich zu vernetzen, auszutauschen und neue Impulse zu bekommen.

Wie siehst du die Entwicklung des Jobs in der Zukunft? Wird es immer mehr geben oder könnte es nur eine Phase sein, weil die Unternehmen noch nicht wissen wohin es geht und wen sie eigentlich suchen und später wieder ein Expertentum etabliert wird?

Keiner von uns weiß natürlich mit Sicherheit, was in 5 oder 10 Jahren sein wird. Ich persönlich glaube aber, dass dieser Job bzw. eine Aus- / Weiterbildung in diesem Bereich keine Phase ist – sondern ganz im Gegenteil für die Zukunft noch viel wichtiger wird und tatsächlich zu einer Art „Grundausbildung“ werden sollte. Damit meine ich aber noch gar nicht einmal so sehr die Inhalte – die werden sich schnell immer weiter verändern und die Halbwertszeit von Wissen wird immer geringer. Daher glaube ich nicht an das „Expertentum“. Diese Experten wurden in den vergangenen 20 Jahren genug herangezogen. Und nun mangelt es in vielen Unternehmen an den Personen, die einen Überblick haben und das „große Ganze“ erfassen können, Leute zusammenbringen und die Zukunft gestalten. Viel entscheidender ist also, abseits der Inhalte, wie ich an Fragestellungen herangehe, welche Haltung und Denkweise ich habe, ob ich ein Gespür für Trends, neue Märkte habe und in ganz neuen Geschäftsfeldern denken und diese entwickeln kann. Das wird, egal ob ich nun als „Digital Transformation Manager“ oder in einer ganz anderen Funktion tätig bin, künftig elementar sein und beinahe überall benötigt werden.

 

Tina Burkhardt (Foto: privat)

Tina Burkhardt ist Gründerin von Deutschlands erster Akademie für digitale Transformation. Gemeinsam mit ihrem Mann Tobias baute sie die SHIFTSCHOOL auf, um mit ihrem berufsbegleitenden Weiterbildungsprogramm zum „Digital Transformation Manager“ und Inhouse-Konzepten eine Antwort auf die Herausforderungen des digitalen Wandels zu geben.
Die Diplom Betriebswirtin engagiert sich zudem als Mutter von drei Kindern für das Thema Digitale Bildung, entwickelt gerade ein ganz neues Grundschulkonzept und setzt sich im Netzwerk MomPreneurs für mehr Gründerinnen sowie als Mitglied bei Digital Media Women e.V., PANDA und WIDI (Women in Digital e.V.) für die Sichtbarkeit von Frauen in der Digitalwirtschaft ein. Tina ist also leidenschaftliche Brückenbauerin zwischen analogen und digitalen Welten.

 

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